Die Memoiren des Sherlock Holmes. Arthur Conan Doyle
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Читать онлайн книгу Die Memoiren des Sherlock Holmes - Arthur Conan Doyle страница 6

Название: Die Memoiren des Sherlock Holmes

Автор: Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955012380

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СКАЧАТЬ recht. Vorher war es allein. Hallo! Was ist das?«

      Die Doppelspur bog scharf ab und führte in Richtung King's Pyland. Holmes pfiff, und wir folgten ihr. Er hatte den Blick auf die Fährte gerichtet, doch ich schaute zufällig ein Stückchen nach einer Seite und sah zu meiner Überraschung dieselben Spuren in der Gegenrichtung wieder zurückführen.

      »Eins zu null für Sie, Watson«, sagte Holmes, als ich darauf aufmerksam machte; »Sie haben uns einen weiten Weg erspart, der uns nur wieder auf unsere eigenen Spuren gebracht hätte. Wir wollen der zurückkehrenden Fährte folgen.«

      Wir mußten nicht weit gehen. Sie endete bei der asphaltierten Auffahrt, die zu den Toren der Capleton-Stallungen führte. Als wir nähertraten, kam ein Stallbursche aus einem Gebäude gerannt.

      »Hier wird nicht rumgelungert«, sagte er.

      »Ich wollte nur eine Frage stellen«, sagte Holmes, Daumen und Zeigefinger in die Westentasche gesteckt. »Wäre ich zu zeitig dran, um Ihren Vorgesetzten, Mr. Silas Brown, anzutreffen, wenn ich morgen früh um fünf Uhr vorspräche?«

      »Meine Güte, Sir, wenn jemand da ist, dann er, denn er ist immer als erster auf den Beinen. Aber da ist er, Sir, und kann Ihre Fragen selbst beantworten. Nein, Sir, nein; das kostet mich die Stellung, wenn er sieht, daß ich von Ihnen Geld annehme. Hinterher, wenn's Ihnen recht ist.«

      Während Sherlock Holmes die Half-crown7, die er aus der Tasche gezogen hatte, wieder einsteckte, kam ein grimmig dreinschauender, älterer Mann, der eine Jagdpeitsche schwang, durchs Tor geschritten.

      »Was ist los hier, Dawson?« schrie er. »Kein Getratsche! Geh an deine Arbeit. Und Sie – was zum Teufel wollen Sie hier?«

      »Zehn Minuten mit Ihnen reden, Verehrtester«, sagte Holmes mit seiner allersüßesten Stimme.

      »Ich habe keine Zeit, mit jedem Rumtreiber zu reden. Wir wollen hier keine Fremden. Scheren Sie sich weg, sonst haben Sie plötzlich einen Hund am Hals.«

      Holmes beugte sich vor und flüsterte dem Trainer etwas ins Ohr. Dieser fuhr heftig zusammen und errötete bis zu den Haarwurzeln.

      »Das ist eine Lüge!« brüllte er. »Eine infernalische Lüge!«

      »Sehr wohl! Sollen wir uns hier in aller Öffentlichkeit darüber streiten oder lieber in Ihrem Wohnzimmer darüber sprechen?«

      »Na gut, kommen Sie herein, wenn Sie wollen.«

      Holmes lächelte. »Ich werde Sie nicht länger als ein paar Minuten warten lassen, Watson«, sagte er. »Alsdann, Mr. Brown, ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.«

      Es vergingen volle zwanzig Minuten, und alles Rot war zu Grau verblaßt, ehe Holmes und der Trainer wieder auftauchten. Nie habe ich bei einem Menschen eine solche Veränderung gesehen, wie sie in dieser kurzen Zeit bei Silas Brown bewirkt worden war. Sein Gesicht war aschfahl, Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn, und seine Hände zitterten so sehr, daß die Jagdpeitsche wie ein Zweig im Wind schwankte. Auch sein tyrannisches, anmaßendes Gebaren war restlos verschwunden, und er kroch an der Seite meines Gefährten her wie ein Hund neben seinem Herrn.

      »Ihre Anweisungen werden ausgeführt. Es wird ausgeführt«, sagte er.

      »Und daß mir ja kein Fehler vorkommt«, sagte Holmes und sah sich nach ihm um. Sein Gegenüber winselte, als er die Drohung in seinem Blick las.

      »O nein, es wird kein Fehler vorkommen. Es wird da sein. Soll ich es vorher noch verändern oder nicht?«

      Holmes dachte einen Moment nach und brach dann in Gelächter aus.

      »Nein«, sagte er. »Ich werde Ihnen deswegen schreiben. Keine Tricks jetzt, sonst –«

      »Oh, Sie können mir vertrauen, Sie können mir vertrauen!«

      »Sie müssen an dem Tag darum besorgt sein, als wäre es Ihr eigenes.«

      »Sie können sich auf mich verlassen.«

      »Ja, ich glaube, das kann ich. Nun denn, Sie werden morgen von mir hören.« Er wandte sich auf dem Absatz um, wobei er die zitternde Hand, die der andere ihm hinhielt, nicht beachtete, und wir machten uns nach King's Pyland auf.

      »Eine vollkommenere Mischung aus Tyrann, Feigling und Heimtücker als Meister Silas Brown ist mir nur selten begegnet«, bemerkte Holmes, während wir zusammen zurückwanderten.

      »Dann hat er also das Pferd?«

      »Er hat sich herauszuwinden versucht, aber ich habe ihm so genau geschildert, was er an jenem Morgen getan hat, daß er überzeugt ist, ich hätte ihn dabei beobachtet. Natürlich haben Sie die eigenartig viereckige Spitze der Fußabdrücke bemerkt und daß seine Stiefel ihnen genau entsprachen. Ferner hätte natürlich kein Subalterner so etwas zu tun gewagt. Ich habe ihm geschildert, wie er, seiner Gewohnheit entsprechend, als erster auf den Beinen war und ein fremdes Pferd übers Moor irren sah; wie er zu ihm hinging und wie erstaunt er war, als er an dem weißen Stern, der dem Favoriten den Namen gegeben hat, erkannte, daß der Zufall das einzige Pferd in seine Gewalt gebracht hatte, das jenes, auf das er sein Geld gesetzt hatte, schlagen konnte. Dann habe ich ihm geschildert, wie es seine erste Regung war, es nach King's Pyland zurückzubringen, und der Teufel ihm gezeigt hatte, auf welche Art er das Pferd bis nach dem Rennen verstecken konnte, und wie er es nach Capleton geführt und dort verborgen hatte. Nachdem ich ihm jede Einzelheit erzählt hatte, gab er auf und dachte nur noch an seine eigene Haut.«

      »Aber seine Ställe sind durchsucht worden.«

      »Ach, ein alter Roßtäuscher wie er kennt manche Schliche.«

      »Aber haben Sie keine Angst, das Pferd weiter in seiner Gewalt zu lassen, wo er doch jedes Interesse daran hat, es zu verletzen?«

      »Mein lieber Freund, er wird es hüten wie seinen Augapfel. Er weiß, daß er nur dann auf Milde hoffen kann, wenn er Silberstern unversehrt herausgibt.«

      »Colonel Ross hat mir nicht gerade den Eindruck gemacht, als würde er je Milde walten lassen.«

      »Die Angelegenheit liegt nicht in Colonel Ross' Händen. Ich folge meinen eigenen Methoden und sage so viel oder so wenig, wie es mir beliebt. Das ist der Vorteil, wenn man nicht in amtlichem Auftrag handelt. Ich weiß nicht, ob Sie es bemerkt haben, Watson, aber das Verhalten des Colonel mir gegenüber war ein klein wenig herablassend. Ich bin mittlerweile dazu aufgelegt, mir auf seine Kosten einen kleinen Spaß zu machen. Sagen Sie wegen des Pferdes nichts zu ihm.«

      »Gewiß nicht, ohne Ihre Erlaubnis.«

      »Und natürlich ist all das ein ziemlich unbedeutender Fall, verglichen mit der Frage, wer John Straker ermordet hat.«

      »Und der wollen Sie sich jetzt widmen?«

      »Ganz im Gegenteil, wir beide fahren mit dem Nachtzug nach London zurück.«

      Ich war wie vom Donner gerührt von den Worten meines Freundes. Wir waren erst seit ein paar Stunden in Devonshire, und daß er eine Untersuchung aufgab, die er so brillant begonnen hatte, war mir völlig unbegreiflich. Ich konnte ihm kein weiteres Wort entlocken, bis wir beim Haus des Trainers angelangt waren. Der Colonel und der Inspektor erwarteten uns im Wohnzimmer.

      »Mein Freund und ich kehren mit dem Mitternachtsexpress in die Stadt zurück«, СКАЧАТЬ