Название: Codename E.L.I.A.S. - Doppelschlag
Автор: Mila Roth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Codename E.L.I.A.S.
isbn: 9783967110449
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Michael betrachtete den Berg Rührei in der Pfanne, das aufgeschnittene Brot und die diversen Lebensmittel, die bereits dicht an dicht auf der Anrichte standen. »Es ist ausreichend für eine Armee, Mom.«
»Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Deinem Vater war das noch nie beizubringen. Er trinkt immer bloß diesen grässlichen schwarzen Kaffee und sonst nichts.« Helens Blick verschleierte sich. »Was mache ich denn jetzt? Ich muss Kaution für ihn hinterlegen, aber dazu muss ich erst zur Bank und ich weiß nicht, wie viel Geld noch auf unserem Konto ist. Aber ich kann ihn doch nicht auf dem Polizeirevier alleinlassen.«
»Warum nicht?« Michael verschränkte die Arme vor der Brust. »Verdient hat er es.«
»Aber das geht doch nicht …«
»Wir kümmern uns später darum, Helen.« Brianna legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. »Lassen Sie uns erst einmal frühstücken. Sehen Sie, da kommt Daniel schon wieder aus dem Bad.«
»O ja, Daniel.« Sofort war Helen abgelenkt. »Komm, Junge, setz dich an den Tisch.« Wie eine Glucke umsorgte sie ihren jüngeren Sohn, der sich stöhnend auf einem Stuhl am Esstisch niederließ.
»Ich hoffe, du kannst mit dieser aufgeplatzten Lippe überhaupt etwas essen. Ich kann dir Haferbrei machen, wenn du möchtest. Michael, du hast doch Haferflocken im Haus, oder?« Sie drehte sich zu Michael um, doch ehe er antworten konnte, klopfte es laut an der Eingangstür.
Innerhalb von Sekunden gingen Michael, Brianna, Luke und Matt in Habachtstellung.
»Ich nehme nicht an, dass du noch mehr Gäste eingeladen hast?« Luke nahm seine Pistole vom Sessel, auf dem er die Nacht verbracht hatte. Auch Matt zückte seine Waffe.
Michael war mit schnellen Schritten bei seinem Schlafsack und hob seine Para Ordnance vom Boden auf. Hinter sich hörte er Briannas Schritte auf der Treppe zur Plattform. Vermutlich hatte sie ihre Pistole oben liegen gelassen.
»Michael, was soll denn das bedeuten?« Helens Stimme klang schrill.
Luke ging rasch zu ihr und drängte sie hinter die Mauer, auf der die Plattform ruhte und hinter der sich das Bad und ein Abstellraum verbargen. »Ganz ruhig, Mrs. Cavenaugh. Bleiben Sie hier in Deckung.« Er winkte Daniel zu sich. »Du auch.«
Ächzend erhob Daniel sich und wankte zu seiner Mutter.
Luke stellte sich vor die beiden, die Waffe auf die Eingangstür gerichtet.
Michael war inzwischen langsam auf die Tür zugegangen und öffnete sie vorsichtig. Als er den freundlich lächelnden dunkelblonden Mittfünfziger erkannte, runzelte er die Stirn, ließ die Waffe sinken und zog die Tür ein wenig weiter auf. »Harvey.«
»Guten Morgen, Michael, und ein frohes neues Jahr.« Leutselig grinsend betrat Michaels ehemaliger CIA-Partner das Loft. »Nanu, was ist das? Eine Familienfeier?« Sein Blick war schnell und routiniert über die Anwesenden geglitten. Bestimmt hatte er jedes Detail in Sekundenschnelle erfasst.
»Was willst du hier?« Michael stellte sich ihm in den Weg.
Harveys gut gelaunte Miene blieb wie festgetackert auf seinem Gesicht. »Keine Sorge, Michael, ich habe nicht vor, die Party zu stören oder mich selbst dazu einzuladen. Ist das etwa deine Mom? Guten Morgen, Mrs. Cavenaugh. Nett, Sie mal kennenzulernen.« Er nickte in Helens Richtung. »Rührei mit Speck? Vielleicht ändere ich meine Meinung.« Er lachte gönnerhaft. »Nein, nur ein Scherz. Michael, ich muss mit dir reden. Unter vier Augen.« Er warf Luke und Matt und schließlich Brianna, die auf dem oberen Drittel der Treppe stand, vielsagende Blicke zu. »Ihr könnt die Kanonen wieder wegstecken. Ich komme in Frieden.«
»Dass ich nicht lache.« Brianna hob ihre Waffe sogar noch ein Stückchen an.
Auch Luke und Matt machten keine Anstalten, ihre wachsame Haltung aufzugeben. Helen, die sich ein paar Schritte vorgewagt hatte, blieb sicherheitshalber schräg hinter Luke stehen.
Michael fasste Harvey an der Schulter, drängte ihn zur Tür hinaus und lehnte sie nur an. »Also gut, rede.«
»Meine Güte, seid ihr allesamt Morgenmuffel.« Harvey lachte erneut. »Vielleicht war es unhöflich, meinen Besuch auf eine derart frühe Stunde zu verlegen, aber du musst mir meine Neugier schon verzeihen. Als unsere Leute mir von eurer kleinen Silvesterparty erzählt haben, musste ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen. Deinen Bruder hat es ja ganz schön erwischt. Schon mal darüber nachgedacht, dem Spuk ein Ende zu setzen? Dein Dad hätte es nicht besser verdient.«
»Halt dich aus meinen Familienangelegenheiten heraus.«
Harvey hob halbherzig die Hände. »Schon gut, schon gut. Ich meine ja nur.«
Michael musterte ihn weniger überrascht denn voller Abscheu. »Du lässt mich beobachten?«
»Ach, nur routinemäßig. Aber keine Sorge, wir haben das Loft nicht verwanzt. Ganz gleich, was du vorhaben magst, wir sehen es sowieso voraus.«
»Ach ja?« Michael verzog keine Miene. »Nun sag schon, weswegen du hier bist.«
»Wegen eines Auftrags selbstverständlich. Ich dachte, es würde vielleicht noch ein paar Tage dauern, aber die Chefetage scheint es eilig zu haben. Ich hole dich heute Nachmittag gegen vier Uhr ab.«
»Um was zu tun?«
»Kleinkram, wirklich. Es wird nett. Ganz wie in alten Zeiten.«
»Wann waren die alten Zeiten jemals nett?«
Harvey lachte. »Ach, komm schon, Michael! Sei nicht so ein Miesepeter. Der Job wird gut bezahlt.«
»Das interessiert mich nicht.« Michael maß Harvey mit skeptischem Blick. »Vielmehr würde ich gerne wissen, was für ein Job das sein wird.«
»Nichts, worüber du dir jetzt schon Gedanken machen müsstest. Vertrau mir, es ist wirklich nur Kinderkram. Fast schon zu schade für zwei Profis wie uns beide. Und nun geh wieder rein und genieß das Frühstück im Kreise deiner Lieben.« Mit einem herablassenden Nicken stieg Harvey die Stufen hinab. Unten angekommen drehte er sich noch einmal um. »Wenn du kooperierst und uns unterstützt, wirst du noch viele solcher Feiern im Freundes- und Familienkreis erleben dürfen. Bis später dann. Halt dich bereit.« Winkend verschwand er um die Hausecke und damit aus Michaels Blickfeld. Kurz darauf sprang der Motor eines Wagens an.
Mit gemischten Gefühlen kehrte Michael ins Loft zurück, wo sich inzwischen alle um den Esstisch versammelt hatten.
»Wer war denn dieser unhöfliche Mensch, Michael?« Helen reichte ihm einen Teller mit reichlich Rührei, als er sich setzte.
»Niemand, Mom.« Er schob mit der Gabel die Speckstreifen von seinem auf Briannas Teller, woraufhin sie sie mit spitzen Fingern auf den Teller ihres Bruders hievte. Dabei musterte sie ihn fragend. »Was wollte Harvey von dir?«
»Harvey heißt der Mann?« Helen beugte sich ein wenig vor. »Du solltest deinen Freunden klarmachen, dass es unpassend ist, so früh, noch dazu am Neujahrstag, Besuche zu machen.«
»Er ist kein Freund, Mom.«
»Noch schlimmer.«
Ehe СКАЧАТЬ