Название: Codename E.L.I.A.S. - Doppelschlag
Автор: Mila Roth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Codename E.L.I.A.S.
isbn: 9783967110449
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Als das Polizeiauto an Michael und Luke vorbeifuhr, trafen sich Michaels und Josephs Blicke erneut. Bittere Galle stieg in Michaels Kehle hoch, als er den kalten, von tiefsitzendem Zorn erfüllten Ausdruck in den Augen seines Vaters sah.
»Komm, ich schätze, die Luft ist jetzt rein.« Auffordernd gab Luke ihm einen leichten Stoß in den Rücken und ging voran zum Haus.
Michael hatte ihn mit wenigen Schritten überholt und riss im nächsten Moment die Haustür auf.
»Danke, Brianna, aber das geht schon«, hörte er seine Mutter aus dem Wohnzimmer. »Ich muss nur eben … Hier ist so eine Unordnung. Ich räume rasch ein bisschen auf.«
Als er den Raum betrat, war Helen Cavenaugh gerade dabei, eine umgestürzte Lampe zurück auf ihren Platz neben dem Couchtisch zu stellen. Brianna sammelte die Scherben einer zu Bruch gegangenen Vase vom Boden auf.
»Michael!« Als Helen ihn sah, hellte sich ihre gequälte Miene schlagartig auf. Sie ließ Lampe Lampe sein und eilte auf ihn zu. »Es ist alles in Ordnung, wirklich. Ich … Wie geht es Daniel? Ist er bei dir?« Nervös zupfte sie an ihrem blonden Haar herum, das ihr irgendwann an diesem Abend wohl einmal ordentlich frisiert bis auf die Schultern gefallen war. Jetzt war es zerzaust und auf ihrer Wange prangte ein hässlicher Bluterguss.
Wortlos zog Michael seine Mutter an sich und prompt klammerte sie sich an ihm fest und drückte ihr Gesicht fest gegen seine Brust.
»Ich habe ihn geschlagen, Michael. Mit deinem Hockeyschläger. Du weißt schon, der steht nämlich immer noch drüben im Wandschrank. Ich wusste nicht, was ich sonst tun soll. Er war so schrecklich wütend. Silvester ist immer eine schwierige Zeit …«
»Und Weihnachten und alle anderen verdammten Feiertage.« Er unterdrückte die erneut aufwallende Wut. »Und jeder Scheißtag dazwischen.«
»Ist Daniel bei dir? Ich hab ihm gesagt, er soll zu dir fahren. Und dann hat jemand von den Nachbarn die Polizei gerufen …«
»Du hast ihn mit dem Auto zu mir geschickt?« Michael erinnerte sich dunkel, Daniels Wagen in der Nähe seines Lofts parken gesehen zu haben. »Es ist ein Wunder, dass er einen Schritt vor den anderen setzen konnte.«
»O mein Gott …«
Er verfluchte sich innerlich. »Es geht ihm gut, Mom. Matt kümmert sich um ihn.«
»Wer ist Matt?« Halb erleichtert, halb misstrauisch hob Helen den Kopf.
»Mein Bruder.« Brianna trat neben Helen und tätschelte ihr etwas unbeholfen den Rücken. »Keine Sorge, er kennt sich mit solchen Verletzungen aus.« An ihrem Tonfall war zu erkennen, dass sie nicht nur die körperlichen Blessuren meinte.
Helen sah sie mit einem dankbaren Lächeln an. »Ich will zu ihm. Geht das?« Fragend hob sie den Kopf.
»Nein.« Michael schüttelte den Kopf.
»Bitte!«
»Mom …«
»Michael!« Brianna ließ von Helen ab und zog ihn ein Stück beiseite. »Natürlich kommt sie mit uns. Du willst sie doch wohl nicht heute Nacht in diesem Chaos alleine lassen?«
»Bri, mal abgesehen davon, dass es bei mir alles andere als sicher ist, habe ich nicht einmal einen Platz, wo ich sie unterbringen kann.«
»Ganz klar, du brauchst ein Gästezimmer.«
»Was?« Irritiert runzelte er die Stirn.
Brianna winkte ab. »Komm schon, so hartherzig bist du nicht. Sie kann in deinem Bett schlafen und du auf dem Sessel oder auf dem Boden oder wo auch immer. Stell dich nicht so an.«
»Ich stelle mich nicht an, Bri.« Genervt verdrehte er die Augen. »Wir machen alles nur noch schlimmer.«
»Sie will Daniel sehen, und das darf sie doch wohl, oder etwa nicht?«
Ergeben seufzend legte er den Kopf in den Nacken.
»Gut.« Brianna ging zu Helen und nahm sie bei der Hand. »Kommen Sie, wir packen ein paar Sachen und dann fahren wir zusammen zu Daniel. Haben Sie einen Koffer griffbereit?«
»Oben im Schrank, glaube ich. Danke, Brianna, Sie sind sehr nett.«
»Einen Koffer?« Ruckartig drehte er Brianna wieder den Kopf zu, doch die war bereits mit seiner Mutter auf dem Weg ins Schlafzimmer.
2. Kapitel
Sein gut und gerne zweihundert Quadratmeter großes Loft war eindeutig überbevölkert. Helen und Brianna hatten zusammen in dem großen Bett oben auf der mit einem hüfthohen Gitter umgebenen Plattform geschlafen, die sich in ungefähr drei Meter Höhe über einem Teil der Wohnung erstreckte. Luke und Matt hatten es sich jeweils in einem der beiden dunkelbraunen Sessel bequem gemacht und Michael hatte einen Schlafsack auf dem Fußboden neben der Couch ausgebreitet, auf der Daniel noch immer lag. Geschlafen hatte Michael kaum und entsprechend war seine Laune. Inzwischen war der Neujahrsmorgen angebrochen. Die Uhr zeigte kurz nach sieben und Helen und Brianna werkelten in der Küche, als er sich nach einer kurzen Dusche zu ihnen gesellte.
»Da bist du ja, mein Schatz.« Helen schien sich von den Ereignissen der vergangenen Nacht weitgehend erholt zu haben und brachte sogar ein Lächeln zustande. »Du wohnst ganz schön großzügig. Es gibt Leute, deren gesamte Wohnung kleiner ist als dein Schlafzimmer. Aber ganz ehrlich, findest du es nicht ein bisschen kahl und unpersönlich? Du hast viel zu wenig Möbel und …«
»Mom.« Energisch schob er sich an ihr vorbei, öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche Orangensaft heraus. »Ich wohne hier nur vorübergehend. Es besteht kein Grund, mich häuslich einzurichten.«
»Aber es ist so eine schöne Wohnung!« Helen sah sich eingehend im Loft um. »Und günstig noch dazu, wie Brianna mir erzählt hat. So etwas findet man nicht oft. Na ja, die Nachbarschaft ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber andererseits habe ich gelesen, dass die Stadtverwaltung von Boyle Heights viel tut, um die Lebensqualität zu steigern. Die Kriminalitätsrate soll in den vergangenen fünf Jahren deutlich gesunken sein und …«
»Schon gut, Mom.« Er hatte keine Lust auf eine Diskussion. »Wie geht es Daniel?« Er hatte nach dem Aufstehen nur einen kurzen Blick auf seinen Bruder geworfen und ihn noch schlafend vorgefunden.
»Besser, Mike.« Die Stimme seines Bruders klang noch ein wenig schwach, aber Daniel hatte sich aufgerappelt und tappte langsam auf die Kücheninsel zu. Sofort ließ Helen von der Pfanne ab, in der sie Rührei brutzelte, und stützte ihren Sohn. »Daniel, Schatz, du solltest noch nicht aufstehen. Du bist ganz blass.«
»Mir geht es gut, Mom. Wenn du erlaubst, suche ich mal das Bad auf.«
»Aber ja, selbstverständlich. Wenn du Hilfe brauchst …«
»Mom, Daniel ist erwachsen.« Seufzend schüttelte Michael den Kopf.
»Aber er sieht noch immer so elend aus. Mein armer Junge.« Ihr Blick ging in eine unbestimmte Ferne, dann richtete er sich wieder auf Michael. »Ihr seid beide meine Helden, weißt du das?«
Ehe ihm darauf eine Antwort einfallen konnte, hatte sie sich zurück an den Herd begeben. СКАЧАТЬ