Название: Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King
Автор: Andreas Suchanek
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Ein MORDs-Team - Der komplette Fall
isbn: 9783958344013
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Aber es war zu spät. Mason hatte den Hebel schon heruntergedrückt.
Was dann geschah, ließ Randys Mund sperrangelweit offen stehen. Mason machte gleichzeitig einen Satz zurück, als die Standuhr von einem unsichtbaren Mechanismus zur Seite geschoben wurde und den Blick auf eine Treppe freigab, die in die Tiefe führte. Gleichzeitig flammten Glühbirnen auf, die an den Wänden im Abstand von wenigen Schritten angebracht waren, immer im Wechsel links und rechts. Zwei davon starben im gleichen Moment an Altersschwäche und gingen mit einem leisen Zing wieder aus. Auf den übrigen war die Schicht aus Staub so dick, dass nur ein leichtes Glimmen durchkam.
Vorsichtig gingen sie näher heran. Da die Treppe nach unten um die Kurve führte, war nicht zu erkennen, wie weit der Gang reichte oder wo er endete.
Ein seichter Luftstrom wehte herauf.
»Das ist unglaublich«, hauchte Mason. »Was meinst du, wo führt die hin?«
»Eine vage Vermutung: nach unten.«
»Alter, du bist so tot.« Schon stürmte er auf den Freund zu, nahm ihn in den Schwitzkasten und rubbelte mit der geballten Faust über seine Haare. »Da sind sie gleich noch stärker verwuschelt, kannst mir später danken. Falls sie bis dahin nicht ausfallen.«
Sie kicherten beide.
»Jungs«, erklang die genervte Stimme von Danielle.
»Stören wir?«, fragte Olivia. Dann fiel ihr Blick auf den Eingang zum Geheimgang. »Was ist das? Was habt ihr angefasst?!«
Randy deutete blitzschnell auf Mason. »Das war er.«
»Verräter«, zischte er aus dem Mundwinkel.
Olivia hörte schon gar nicht mehr zu. Wie der Blitz war sie am Eingang zu den Treppen in die Tiefe und starrte nach unten. Erst nach und nach schien sie zu realisieren, dass Mason nicht die Standuhr kaputtgemacht, sondern einen Geheimgang freigelegt hatte.
»Wo der wohl hinführt?«, murmelte sie.
»Eine vage Vermutung: nach unten«, sagte Mason.
Olivia schenkte ihm nur einen bösen Blick, während Randy kicherte.
»Was genau machst du da?«, frage Danielle, als Olivia sich anschickte, in die Tiefe zu steigen.
»Nach was sieht es denn aus?«, kam es zurück. »Wir haben im Haus eines toten Schriftstellers einen Geheimgang entdeckt. Denkst du, ich stehe hier weiter nur rum?«
»Aber …«
Bevor irgendwer noch etwas dazu sagen konnte, war Olivia schon auf dem Weg. Mason schloss sich sofort an und bedeutete Randy, ihnen zu folgen. Der zuckte die Schultern und kam hinterher.
»Aber … Ihr … Ach, verdammt!«
Mason grinste, als Danielle ebenfalls die geheime Treppe betrat.
*
Die Stufen führten am Erdgeschoss vorbei, tief in den Untergrund. Mason konnte sich an einen erkerartigen Anbau erinnern, der außen am Herrenhaus angeflanscht war. An dieser Stelle führte die Treppe nach unten.
Er warf einen Blick zurück. Randy kam direkt hinter ihm, Danielle dichtauf. Olivia stieg unbeirrt weiter ins Dämmerlicht hinab, war so schnell, dass er sie nicht mehr im Blick behalten konnte.
Als er ein Gespinst auf seinem Gesicht spürte, zuckte Mason zusammen. Schnell streifte er die Spinnweben ab. Zwischen den Fäden der Netze hingen überall Spinnen – an den Wänden, zwischen Glühbirnen und Gestein, zwischen Maueröffnungen und an der Decke. Er hasste die Viecher.
Am unteren Ende der Treppe erwartete sie ein schmaler Durchgang, an dessen Oberseite eine Metallplatte eingelassen war. Im schlechten Licht der Glühbirnen, die auch hier unten überall hingen, konnte Mason nicht erkennen, was darauf stand.
»Oh, wow«, hauchte Olivia.
Mason schloss schnell zu ihr auf und sah sich um. »Krass.«
Er wusste nicht, was er erwartet hatte, doch sicher nicht das. Genau so hatte er sich immer die englischen Wohnungen aus dem 18. Jahrhundert vorgestellt – und irgendwie auch wieder nicht.
An der Decke hing ein riesiger Kronleuchter. Darunter standen Bücherregale aus dunklem Holz, mit edel geschnitzten Verzierungen, die bis unter die Decke ragten. Direkt daneben reihten sich alte Büroschränke aneinander, wie sie auch im Stadtarchiv zu finden waren.
Die Wand war bedeckt von einer tiefroten Tapete. Zwischen den Bücherregalen hingen Gemälde, die an Scheußlichkeit kaum zu überbieten waren. An die Seite der Aktenschränke hatte jemand Poster gepinnt, die irgendwelche Musiker zeigten. An Haaren und Kleidung konnte er festmachen, dass sie aus den 80ern stammten.
»Wer waren die ‚New Kids on the Block‘?«, fragte Randy.
»Keine Ahnung«, erwiderte Mason. Was seinen Blick sofort wie magisch anzog, war der Schreibtisch. Er war groß und wuchtig und schwarz. Auf der Oberfläche waren Dokumente verteilt, dazwischen stand eine New-York-Tasse, auf der eine goldene Freiheitsstatue abgebildet war.
»Cool«, sagte Randy.
Als Mason sich umblickte, hatte der Freund einen Rubik‘s-Zauberwürfel in der Hand und spielte damit herum, hinter ihm an der Wand hing eine Dartscheibe. Der Drehwürfel war aber sofort vergessen, als Randy einen alten Computer entdeckte. Eine klobige Tastatur schloss sich an einen riesigen Röhrenmonitor an.
Überhaupt wirkte der gesamte Raum, als hätte jemand die 80er-Jahre mit dem 18. Jahrhundert vermischt. Die Gemälde, die Tapete, der Teppich waren grässlich. Tüll und Verzierungen überall. Doch dazwischen gab es tolle Sachen.
An der Seite lag ein altes Skateboard, das sich Mason sofort schnappte. Olivia griff gerade nach einer alten Kamera, Danielle zog ein Buch über Pferde aus dem Regal.
Mason schaute sich um. »Was glaubt ihr, was das hier ist?«
»Ein geheimes Studierzimmer«, sagte Olivia.
»Schaut mal, hier.« Randy deutete auf den Stapel auf dem Schreibtisch.
Danielle nahm eines der gelblichen Papiere und hob es zwischen Daumen und Zeigefinger in die Höhe, als wäre es ein ekliges Insekt. »Ein Zeitungsausschnitt vom Herbst 1984. Es geht um diese getötete Schülerin, Marietta King.«
Randy studierte ein Blatt Papier. »Alles hier dreht sich nur um dieses Thema.«
»Ach du Scheiße«, entfuhr es Olivia.
Alle Köpfe ruckten in die Höhe.
Sie hatte einen Vorhang zur Seite gezogen. Dahinter hing ein gewaltiges Whiteboard an der Wand, an das Polaroids geklebt worden waren. Zwischen den vergilbten Fotografien gingen Striche hin und her, als hätte jemand ein riesiges Spinnennetz gewoben. In der Mitte hing das Bild eines braunhaarigen, sechzehnjährigen Mädchens, das mit traurigen Augen in das Aufnahmeobjektiv schaute.
»Er СКАЧАТЬ