Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King. Andreas Suchanek
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King - Andreas Suchanek страница 15

СКАЧАТЬ Die Fenster starrten vor Schmutz, das Holz der Rahmen war morsch, die Farbe darauf abgeblättert. Vermutlich hatte der Vorgarten schon seit Jahren keinen Gärtner mehr gesehen, weshalb er sich in einen kleinen Urwald verwandelt hatte.

      »Wow, hier könnte meine Mutter sich mal austoben«, sagte Mason. »Putzen ist ihr Hobby.«

      »Wer macht so was freiwillig?«, fragte Danielle.

      Olivia sah für einen Moment so aus, als wollte sie etwas Patziges erwidern, schwieg dann aber glücklicherweise.

      Olivia fischte ihre Nikon aus dem Kofferraum. »Beeilen wir uns. Das Mittagslicht ist gerade perfekt, im Haus ist es nämlich eher dunkel.«

      Gemeinsam traten sie vor das schmiedeeiserne Gartentor.

      Es quietschte, als sie es öffneten. Der Weg bestand aus zwei Reihen quadratischer Steinplatten, die wie die Facetten eines Reißverschlusses versetzt nebeneinander angeordnet waren. Ihre Oberfläche war von Rissen durchzogen.

      »Bist du sicher, dass das Haus nicht einstürzt, wenn wir uns gerade darin befinden?«, fragte Danielle spitz.

      »Angst?«, gab Olivia zurück.

      »Pff.« Danielles Nase wanderte in die Höhe.

      Randy grinste.

      Das Eingangsportal bestand aus einer wuchtigen Holztür. Ein altmodischer Messingklopfer mit der Form eines Gesichts hing auf Brusthöhe. Das Holz war einst sicher hübsch gewesen, wirkte jetzt aber nur noch alt und verfallen, der Lack blätterte auch hier ab.

      Olivia friemelte die Schlüssel heraus und öffnete.

      Ein lautes Knarzen erklang, gefolgt von einem Quietschen, das Randy durch Mark und Bein ging.

      Als er die Eingangshalle betrat, schaute er sich ehrfürchtig um. Sie war fast leer. Hier und da stand ein verlassenes Möbelstück, bei einigen davon konnte Randy nicht einmal sagen, was es war. Als hätte sich ein verrückter Wissenschaftler am Schreinern versucht.

      Im Reflex tastete er nach dem Smartphone in seiner Tasche. Es war noch da. Das war seine Welt: moderne Technologie. Computer, Smartphones, Platinen und Lötzinn, Roboter und Armaturen. Gleichzeitig faszinierte ihn aber auch das Alte.

      Die Recherche im Stadtarchiv vor einiger Zeit hatte er genossen. Der Geruch des Papiers, das Gewicht des Wissens um ihn herum, die Aura einer längst vergangenen Zeit. Wer benutzte heute noch Papier, um wichtige Informationen festzuhalten?

      »Aufwachen, Alter!« Masons Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück. »Du stehst im Weg.«

      Randy trat zur Seite.

      Durch ein Deckenlicht fiel lediglich ein Schimmer, da es seit langem nicht mehr geputzt worden war. Alles um ihn herum war ins Zwielicht getaucht. Staubflocken tanzten wie Glitzerpartikel im Lichtstrahl.

      »Okay, dann zieh mal dein Ding durch, damit wir uns um Thompkins kümmern können«, sagte Danielle gelangweilt und zog ihr iPhone aus der Tasche. »Hier ist fast kein Netz.« Genervt rollte sie mit den Augen. »Echt jetzt, der Kerl muss in den 80ern hängen geblieben sein.« Sie schob es wieder in die Hosentasche.

      »Können wir dir irgendwie helfen?«, bot Randy an.

      Olivia wirkte verblüfft. »Ähm, danke. Aber ich werde einfach ein wenig herumstreifen und ein paar Bilder schießen.«

      »Dann teilen wir uns am besten auf«, sagte Mason. Schon war er auf dem Weg über die Treppenstufen nach oben, die der Eingangstür gegenüberlagen.

      »Aber fasst nichts an«, rief Olivia ihnen hinterher.

      »Klar.« Er wandte sich an Randy. »Komm schon.«

      Während Danielle in einen Stuhl sank, die Arme verschränkte und augenscheinlich keine Lust mehr hatte, sich irgendwohin zu bewegen, verschwand Olivia in einem der angrenzenden Räume. Randy folgte Mason, immerhin musste ja irgendwer darauf aufpassen, dass der Freund keinen Unfug anstellte.

      Der Gang im Obergeschoss war mit einem flauschigen Teppich ausgelegt, in dem man bei jedem Schritt versank. An den Wänden hingen irgendwelche scheußlichen Bilder, auf denen grelle Farben vorherrschten.

      »Wer auch immer die gemalt hat, er muss auf ‘nem Trip gewesen sein«, sagte Mason. »Ich würde mir das Zeug nicht freiwillig ins Zimmer hängen.«

      Randy konnte da nur zustimmen. Das ganze Haus wirkte wie ein aus verschiedenen Zeiten zusammengeschustertes Ding. »Wie alt war er eigentlich?«

      »Tarnowski?« Ein Schulterzucken.

      »Er muss gerade mal fünfzig gewesen sein, oder so. Und dann plötzlich tot, einfach so.« Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Olivia gar nichts zu den Details erzählt hatte. »Wer weiß, vielleicht hat ihn ja etwas in diesem Haus umgebracht.«

      Er grinste und ging davon.

      »Ha, ha«, sagte Mason hinter ihm. Aber er klang gar nicht mehr ganz so selbstsicher wie noch ein paar Sekunden zuvor.

      *

      Mason glaubte zwar nicht an Randys Theorie, fühlte sich in dem alten Gemäuer aber trotzdem zunehmend unwohl. Es war weniger der Gedanke daran, wie Billy Tarnowski gestorben war, als die Tatsache, dass er hier noch vor wenigen Tagen gelebt hatte. Der Schatten des Mannes war überall.

      Sie schlenderten weiter durch verschiedene Räume, die jedoch nichts Besonderes boten. Zuerst fanden sie ein Gästezimmer mit einem riesigen Himmelbett. Vermutlich hatte schon irgendein König von anno dazumal hier geschlafen, denn abgesehen von alten Gemälden, uralten Stofftieren und einer ur-uralten Blümchentapete gab es nichts zu finden außer Geschmacklosigkeit vom Innenausstatter.

      Direkt daran schloss sich eine Bibliothek an, worauf Randy ganz aus dem Häuschen geriet. Irgendwie gab es bei ihm einen Kurzschluss im Oberstübchen, sobald Technik oder alte Bücher ins Spiel kamen. Mason schaute grinsend dabei zu, wie er zwischen den Büchern hin und her rannte, ständig »Ah« und »Oh« rief und etwas von »Erstausgabe« murmelte. Irgendwann wurde ihm dann aber doch langweilig. Gerade als sein Blick auf ein Buch zum Thema Basketball aus dem Jahr 1976 fiel, verschwand Randy natürlich im Durchgang zum nächsten Raum. Er folgte ihm, kehrte aber nach kurzer Zeit zurück auf den Gang, weil tatsächlich sogar im nächsten Raum ein Bücherregal stand.

      »Alter, schau dir das an.« Mason deutete auf das Ende des Ganges, wo eine schmale Standuhr bis unter die Decke reichte.

      Randys Wuschelkopf tauchte im Türrahmen auf. »Was hast du gesagt?« Dann sah er die Standuhr. »Das Ding ist echt das Tüpfelchen auf dem i«, sagte Randy. »Total geschmacklos.«

      »Made in Germany«, las Mason. »Die wurde in deiner Heimat hergestellt.« Die Bemerkung war heraus, bevor er sie zurückhalten konnte.

      »Trotzdem hässlich.«

      »Tut mir leid, ich wollte nicht …«

      »Schon gut.« Randy winkte schnell ab.

      »Schau mal, was ist das?« Mason deutete auf einen Hebel, der an der Seite der Standuhr angebracht war. »Den hätte ich СКАЧАТЬ