Название: Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King
Автор: Andreas Suchanek
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Ein MORDs-Team - Der komplette Fall
isbn: 9783958344013
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Plötzlich stand er vor ihr. Ein Atem, der nach Alkohol und Fäulnis stank, wehte ihr ins Gesicht.
Bevor Danielle wirklich nachdenken konnte, hatte sie schon ausgeholt und ihm eine gescheuert.
»Das«, sagte er drohend, »hättest du nicht tun sollen«.
*
Das ist jetzt ein Witz, dachte Olivia.
Sie lag zwischen zwei Findlingen, hatte das Teleobjektiv auf ihre Nikon geschraubt und beobachtete das Geschehen. Natürlich hatte ihr verdammtes Gewissen sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Mason Collister war ein arrogantes Arschloch, aber eben auch ein Opfer. Und nur weil sie keine Hilfe hatte, musste er nicht ebenfalls allein dastehen.
Ihre Schwester hatte mal gesagt, dass Olivia ein Helfersyndrom in die Wiege gelegt bekommen hatte – so wie alle anderen in der Familie auch. Das war natürlich lächerlich. Aber wenn ein Idiot wie Collister alleine zu ermitteln begann, verletzte er sich womöglich noch.
Also hatte Olivia ihre Kamera eingepackt, war zum Crest Point gefahren und lag nun hier – seit Stunden. Sie beobachtete und wartete darauf, das eine Bild zu schießen, mit dem sie Pratt Thompkins zu einem Geständnis bewegen konnte.
Dann war wie aus dem Nichts Danielle Holt aufgetaucht, eine zierliche Blonde, mit der sie gemeinsam den Mathekurs besuchte. Sie tobte wie ein Tornado den schmalen Pfad nach unten und verpasste Pratt schließlich eine Ohrfeige. Eine mutige, aber ganz und gar dämliche Tat. Diese kleine reiche Kuh musste wahnsinnig geworden sein.
Olivia überlegte gerade, was sie tun sollte, als Mason Collister und Randy Steinbeck hinter einem Ginsterbusch hervor gekrochen kamen und hinunter rannten. Es war abzusehen, dass sie Danielle Holt zu Hilfe eilten.
»Ihr macht mich fertig, Leute.«
Sie richtete das Objektiv aus und knipste, was das Zeug hielt.
*
Mason kam schlitternd zum Stehen, wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. »Du wirst doch kein Mädchen schlagen.«
»Das Trio Infernale«, sagte Thompkins. Er lachte. »Da hat wohl der Kindergarten Auslauf bekommen? Und was wollt ihr jetzt tun, hm?«
Improvisieren, dachte Mason. »Wir haben den Sheriff alarmiert.«
»Ja, ist klar.«
Er nickte Randy zu. Vorsichtig zog dieser eine Fernbedienung aus der Hosentasche und betätigte einen Knopf. Eine Sirene begann zu heulen. Sie war noch weit entfernt, kam aber beständig näher. Im Steinbruch brach Tumult aus. Plastikbecher wurden weggeworfen, Mitschüler rannten davon.
»Netter Trick.« Thompkins zog die Nase hoch und spuckte einen schleimigen Klumpen auf die Erde. »Aber ich kenne das Geräusch. Hat da jemand einen Geräuschgenerator aufgepeppt?« Er schaute zu Randy. »Interessante Idee, die sind normalerweise leiser. Aber wenn du genau hinhörst, erkennst du den Unterschied zu ’ner echten Sirene.«
Er griff in die Tasche und zog einen Schlagring hervor. »Weißt du, Collister, ich schlage tatsächlich nur ganz selten Weiber. Aber wo wir jetzt auch zwei Typen hier haben, macht es das einfacher.«
Randy warf ihm einen beunruhigten Blick zu.
Die Sache geriet immer mehr außer Kontrolle.
»Ich würde mir das genau überlegen«, sagte Mason.
Pratt kicherte. »Und warum sollte ich das tun?«
»Weil du sonst ein ernstes Problem bekommst«, erklang eine Stimme.
Mit offenem Mund starrte Mason auf Olivia. Ihre Kamera in der Hand kam sie näher. »Ich habe alles auf meiner Speicherkarte.«
Pratt schaute sie nur an. »Und du glaubst, wir lassen dich mit der Speicherkarte gehen?«
»Alter, die Drogen haben dir das Gehirn zerfressen.« Sie hob ihr Handy in die Luft. »Die Bilder liegen dank einer drahtlosen LTE-Verbindung längst in einem sicheren Cloud-Speicher. Da kommst du nicht mehr ran. Der Sheriff wird sich freuen. Ach was, ich sende sie direkt an die Gazette. Immerhin war da doch irgendwo Brian Bruker zu sehen, der Sohn des Sheriffs. Das gäbe einen Skandal. Und du mittendrin.«
Thompkins bedeutete seinen Leuten, die Waffen zu senken. »Gib mir die Bilder.«
»Eher friert die Hölle zu. Wer hat Mason reingelegt?«
»Ah, daher weht der Wind. Will da jemand seiner neuen Flamme imponieren? Süß.« Er spuckte erneut aus.
Olivia ballte die Fäuste. »Gib uns die Antwort und wir hauen ab.«
»Ich hab damit nix zu tun, hab nur den Stoff geliefert.«
»An wen?!« Mason trat einen Schritt vor, besann sich dann eines Besseren und wich zurück. »Wer war es?!«
»Keine Ahnung. Anonymes Treffen. Ich habe den Stoff abgelegt und das Geld mitgenommen. Und jetzt haut ab.«
»Gehen wir«, sagte Olivia.
»Aber …«, Mason wollte nicht gehen. Er wollte Antworten.
»Komm endlich, du Idiot!«
Er zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen, dann zogen sie gemeinsam ab.
*
Schweigend trotteten sie den Pfad entlang. Der Steinbruch blieb mit jedem Schritt weiter hinter ihnen zurück. Randy und Mason klaubten ihre Gegenstände zusammen. Olivia schnappte sich ihre Tasche mit den anderen Objektiven, die sie zwischen den Findlingen versteckt hatte.
Als hätten sie sich abgesprochen, gingen sie gemeinsam zu Olivias Auto.
Dort angekommen, holte sie tief Luft. »Seid ihr noch ganz dicht? Pratt Thompkins ist nicht irgendein kleines Kind, das mit Tabletten spielt, er ist ein Dealer. Und ihr stapft da einfach runter. Was sollte das?«
Danielle schnaubte. »Ich wüsste nicht, warum ich mir von dir Vorhaltungen machen lassen sollte. Meine Granny wäre beinahe gestorben, weil so ein Trottel Blacks eingeworfen und ihr im benebelten Zustand die falschen Medikamente ausgeteilt hat. Ich wollte Collister auf frischer Tat ertappen.« Sie schaute aus den Augenwinkeln zu Mason und zuckte die Schultern. »Wusste ja nicht, dass du auch reingelegt wurdest.«
»Na toll, die Gerüchtewelle schwappt schon durch ganz Barrington Cove. Und wir sind kein Stück weiter«, sagte er. »Danke für deine Hilfe, Olivia, aber ich muss wissen, wer mir diesen Mist eingebrockt hat. Wenn ich mir Thompkins vorgenommen hätte …«
»… hätte der dich platt gemacht«, entgegnete sie. »Macht das nächste Mal einen Plan und denkt nach, bevor ihr einfach so losschlagt. Die hätten euch zusammengeschlagen und keiner hätte einen Finger gerührt. Der Steinbruch ist Thompkins‘ Gebiet.«
»Führst du dich immer so auf?«, fragte Danielle. Eine ihrer Augenbrauen wanderte in die Höhe.
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