Название: Let´s play love: Leon
Автор: Hanna Nolden
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
Серия: Let´s play love
isbn: 9783958694071
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»Boah, Vany, Wahnsinn! Was hast du gemacht? Ich hätte dich fast nicht erkannt! Du siehst fantastisch aus!«
Vany lachte. »Jetzt übertreib mal nicht. Ich habe bloß was ausprobiert. Und meine Haare mit Bleiche desinfiziert, weil das Ekelpaket Dirk Ahlfeld da heute drin rumgewühlt hat.«
Jazz gab Würggeräusche von sich. »Dieser Widerling! Wie hast du reagiert?«
»Hab’s dem Trainer gesteckt. Geht ja mal gar nicht, dass der meine Mädchen und mich belästigt.«
»Deine Mädchen?«, wunderte sich Jazz. »Wow. Du scheinst ja wieder voll auf Fußball abzufahren.«
Jazz klang ein wenig enttäuscht und irgendwie versetzte Vany das einen Stich. Ihre unterschiedlichen Interessen waren bisher kaum ein Thema zwischen ihnen gewesen. Sie hatten den anderen trotzdem so respektiert, wie er war.
»Hab sie lange genug im Stich gelassen«, entgegnete Vany und versuchte, sich die Verletzung nicht anmerken zu lassen. »Kommst du morgen zum Lernen rum? Dann kannst du dir meine Haare in echt ansehen.«
»Und Make-up!«, trällerte Jazz begeistert. »Jaaaa, das mache ich glatt!«
»Super. So um drei?«
»Klingt gut. Machen wir.«
Vany verabschiedete sich und drückte Jazz weg. Sie öffnete WhatsApp und betrachtete ein weiteres Mal Leons Profilbild. Kurz dachte sie darüber nach, auch ihm das Selfie zu schicken, dann traute sie sich doch nicht. Sie schaltete das Handy auf lautlos und wandte sich wieder dem Laptop zu. Sie war versucht, einen winzigen Blick in Deckx´ Kanal zu werfen. Sie sah sich sogar bereits um, ob auch niemand im Flur war, aber dann ließ sie es bleiben. Die Gefahr, erwischt zu werden, war einfach zu groß. Also fuhr sie den Laptop herunter und holte ihre Schulsachen heraus. Bestimmt gab es irgendwelche Zusatzaufgaben, die sie erledigen konnte. Solange der Laptop allerdings in ihrem Sichtfeld war, spürte Vany, wie er ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie wollte es eigentlich nicht, aber sie konnte nicht aufhören, über Rebekka und ihre Hobbys nachzugrübeln. Sie hatte so viele stimmungsvolle Fotos gesehen, während sie nach passenden Bildern für diese Fantasiegestalt gesucht hatte. Vielleicht mussten es gar nicht Billard und E-Gitarre sein. Vielleicht würde etwas Künstlerisches viel eher zu ihr passen. Melancholische Gedichte Schreiben zum Beispiel oder eben auch Fotografieren. Je mehr Vany darüber nachdachte, desto besser gefiel ihr die Idee. Rebekka brauchte einen glaubwürdigen Hintergrund. Vany musste ihren Kanal mit etwas füllen, das sie interessant machte. Das funktionierte mit Billard nicht und obwohl Vany sich bestimmt eine Gitarre aus der Schule würde leihen können, war sie dadurch noch lange nicht in der Lage, sie zu spielen und irgendwelche Coversongs hochzuladen. Fotografieren traute sie sich jedoch zu und wenn sie nachmittags oder abends spazieren ging, war sie zumindest beschäftigt und nicht genötigt, ihrer Familie andauernd etwas vorzuspielen. Vany nahm sich vor, ihren Vater beim Abendessen nach der Digitalkamera zu fragen. Die Aussicht darauf gab ihr den nötigen Impuls, doch noch mit der Arbeit zu beginnen und richtig reinzuhauen. Als ihre Mutter zum Abendessen rief, hatte sie Zusatzaufgaben in Mathe und Englisch erledigt und war mit sich zufrieden. Dass sie sich geschminkt hatte, hatte sie völlig vergessen und wunderte sich über die Blicke ihrer Familie am Abendessentisch.
»Wie eine richtige Dame«, stellte ihre Mutter mit glänzenden Augen fest und Vany fiel das Make-up wieder ein. Erschrocken hob sie die Hände ans Gesicht und hielt sich gerade noch in letzter Sekunde davon ab, sich die Augen zu reiben.
»Krasse Veränderung«, kommentierte Tim, aber anders als bei den letzten Veränderungen, die er an Vany festgestellt hatte, schien ihm diese zu gefallen. »Total erwachsen siehst du aus.«
»Und so gesund«, legte ihr Vater noch obendrauf. Vany spürte, dass sie errötete. So viel Aufmerksamkeit von ihrer Familie mochte sie nicht, ganz gleich, ob sie positiv oder negativ war.
»Ist ja schon gut«, murmelte sie. »Hab halt mal was ausprobiert.« Sie angelte sich die Schale mit den Kirschtomaten und legte sich drei auf den Teller, als ihr einfiel, wie sie das Thema wechseln konnte. »Apropos Ausprobieren: haben wir nicht eigentlich eine Digitalkamera?«
»Ja, die müsste im Schrank sein«, antwortete ihr Vater nach kurzem Zögern. »Wozu brauchst du sie?«
Vany zuckte die Achseln, betont lässig, um sich nicht anmerken zu lassen, wie wichtig ihr Rebekkas Hobby war.
»Ich kann im Moment nicht Fußball spielen, nicht joggen gehen, keinen Kraftsport machen und ich brauche eine Auszeit von Let’s Plays. Außerdem sagt Kerstin, dass ich viel spazieren gehen soll, um meine Muskulatur zu kräftigen. Da dachte ich, ich versuch’s mal mit Fotografie. Ist doch ein schönes Hobby, oder?«
»Warum nimmst du nicht dein Handy?«, schlug Tim vor.
»Das macht längst nicht so gute Fotos«, rechtfertigte sich Vany. »Wenn ich etwas mache, will ich es richtig machen. Und dafür brauche ich zunächst einmal eine richtige Kamera.«
»Von mir aus kannst du sie gerne haben«, stimmte ihr ihr Vater zu. »Ich habe sie damals für den Spanienurlaub gekauft und nachdem keiner aus meiner Familie fotografiert werden wollte, verstaubt sie im Schrank.«
Er warf allen nacheinander einen vorwurfsvollen Blick zu und ihre Mutter kicherte. Er hatte nicht Unrecht. Sie waren tatsächlich alle ziemlich fotoscheu.
»Super, danke!«
Ihr Vater hielt Wort und kramte die Kamera hervor, während Vany mit ihrer Mutter den Tisch abräumte und sich dabei sogar traute, die Krücken einmal stehenzulassen. Es war großartig, wieder ein bisschen selbstständiger zu werden. Schließlich ging sie mit dem Kamerakarton nach oben und las sich auf dem Bett liegend die Gebrauchsanleitung durch. Die Kamera machte ziemlich viel automatisch, bot aber auch die Möglichkeit, Einstellungen selbst vorzunehmen. Als Vany damit durch war und für morgen den Akku auflud, ging sie noch einmal an den Rechner und verbrachte eine gute Stunde damit, sich Fototipps für Anfänger im Internet durchzulesen. Anschließend fuhr sie den Rechner wieder herunter und machte sich bettfertig. Sie beschloss, den Laptop heute auf dem Schreibtisch stehen zu lassen und sich keinen nächtlichen Wecker zu stellen. Rebekka hatte für heute genug getan und durfte einmal eine Nacht durchschlafen. Deckx würde wahrscheinlich eh keinen neuen Part hochladen und erstaunlicherweise schlief Vany sofort ein.
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