Kleopatra. Alfred Schirokauer
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Название: Kleopatra

Автор: Alfred Schirokauer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783849635237

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СКАЧАТЬ Seiten aus den Schläfen. Feindlich glimmen ihre Augen durch das Dunkel.

      »Geh«, faucht sie.

      Jetzt erst begreift er ihre Enttäuschung.

      »Verzeih«, bittet er schlicht. »Ich brauche in diesen Tagen meine Kraft und Besonnenheit.«

      »Geh.«

      Er überhört ihre Frechheit. »Eine geniale Frau hat noch andere Verbindung mit einem Manne, dachte ich.«

      »Genial!« höhnt sie, »genial ist man nur in der Ausführung großer Gedanken. Pläne, Ideen, Sehnsüchte haben auch kleine Weibchen. Meine geniale Ausführung bist du, und du – behandelst mich wie eine Dirne. Läßt mich um Liebe betteln – vergebens.«

      Er steht auf. Seine Augen sind kalt.

      Sie weiß, sie hat ihn grausam verwundet.

      »Nicht immer«, sagt er, »nicht immer laß ich dich vergebens – bitten. Am achtzehnten März schreite ich zur Ausführung eines Planes, der mehr ist als Erfüllung einer erotischen Laune – für dich.«

      Sie schweigt beschämt.

      »Laß das Kind kommen«, gebietet er nach einer kleinen Pause.

      Sie klatscht in die Hände, der Sklave bringt die Lampe. Die Kinderfrau den Kleinen.

      Cäsar stellt das Bübchen vor sich auf die Knie. Das Kind ist scheu und schweigt. Lange betrachtet es Cäsar. Die Ähnlichkeit mit ihm ist verblüffend. Unter den weichen Kinderzügen zeichnet sich schon der scharfgeschliffene Römerkopf des Vaters ab.

      In einer jähen wehmütigen Aufwallung küßt er es auf den Mund und gibt es der Kinderfrau zurück. Sie trägt Cäsarion hinaus.

      Kleopatra kauert niedergeschlagen, den Kopf tief gebeugt. Er blickt in der Helle der Lampe zu ihr hinüber.

      »Kopf hoch, Kind«, ermuntert er. »Was sind zwei Jahre, wenn es ein Weltkönigtum gilt!«

      Sie hört nicht auf ihn. Das Licht spiegelt sich in dem Schwarz ihres gebeugten Haares.

      »Laß mich nicht so von dir gehen«, drängt er. »Laß mich – wie immer – etwas Liebes von dir mitnehmen.«

      Sie rührt sich nicht, verstockt.

      »Sing mir eins deiner schönen ägyptischen Lieder – wie einst.«

      »Einst ist lang vorbei«, murrt sie. Steht aber doch auf, holt die Laute aus dem Winkel, stimmt und singt. Singt mit dieser Stimme, die jedes Frauen- und Männerherz bestrickt und bezaubert. Singt in den einfachen uralten Weisen des Volkes, das sie beherrscht. Ihre Züge sind angespannt und in Weiten verloren.

      Nie war sie so schön, denkt Cäsar und fühlt, wie ein undeutbares Gefühl des Abschiednehmens ihm das Herz dehnt.

      »Siehe die Häuser der Lebenden!

       Ihre Mauern zerfallen, ihre Stätte ist hin.

       Sie sind, als wären sie nie gewesen.

       Alles, was wird, muß gehen dahin.

       Die Jünglinge und Mädchen

       Schreiten ins Dunkel,

       Die Sonne steigt im Aufgang und geht nieder im

       Westen.

       Männer werben und Frauen empfangen.

       Auch die Kinder schon torkeln ins frühe Grab.

       Darum sei glücklich! Komm!

       Düfte und Räusche stehen vor dir,

       Mahublumen und Lilien lechzen

       Nach dem Nacken der Geliebten.

       Komm! Sang und Musik harrt deiner.

       Vergiß alle Sorgen, denk nur an Freude,

       Bis der Tag kommt, an dem auch du

       In das Land wanderst,

       Das Schweigen heißt.«

      Langsam haben sich die Augen des Mannes von dem still verklärten Gesicht der Königin gelöst. Sein Kopf sinkt. Er hört nur diese beglückende Stimme, die Worte der Trauer klagt.

      Doch sie sieht. Während sie singt, umtasten ihre Blicke das Gesicht, das von unten her, vom Scheine der Öllampe, sanft bestrahlt ist. Sie sieht, wie seine Züge sich lösen, wie die Maske sinkt und die blauen Schatten unter den Augen sich weh vertiefen und purpurn dunkeln. Das zergerbte Gesicht dieses alten verbrauchten Staatsmannes und Soldaten wird weich und lind, und wie hinter bergenden Wänden tritt seine tiefe Menschlichkeit und Größe hervor. Über seine markigen Züge ist etwas Vergeistigtes gehaucht, etwas ihr Verwandtes, das Feinste und Beste, das sie geeint hat und immer einen wird.

      Sie vergißt die Kränkung. Vergißt alles Trennende. Fühlt nur eine hingebende Zärtlichkeit und alle Liebe, deren sie fähig ist. Weiß wieder, daß dort der einzige Mann sitzt, den sie sich ebenbürtig und überlegen gefunden hat.

      Als sie schweigt und leise die Saiten nachhallen läßt, hebt er ganz langsam den Kopf.

      »Von wem ist das Lied?« Immer will er wissen und lernen.

      »Von dem Pharao Imhotep. Er bestieg den Thron etwa zweitausendzweihundertfünfzig Jahre vor der Gründung Roms.«

      »Traurig ist sein Lied«, sinnt er vor sich hin.

      Da wirft sie die Laute hin, breitet ihm die Arme entgegen und jubelt zukunftssicher: »Nein, voller Lebensinbrunst ist es, mein König der Welt.«

      IV.

      Am folgenden Morgen nimmt Kleopatra ein Bad. Gedämpftes Licht fällt bläulichrot durch die bunten Scheiben des Fensters in das Badezimmer. Weich ausgestreckt liegt sie in der warmen, duftenden Flut, hat das Kinn gegen die Brust gepreßt und betrachtet prüfend den kleinen Körper.

      Ich habe ja einen Bauch, denkt sie erschreckt, und streicht über den kaum gewölbten Leib. Die Haut hat den seidigen Glanz alten Elfenbeins. Mehr turnen! Mehr gymnastische Übungen, beschließt sie. Gleich anfangen, sofort nach dem Bade. Und Eiras muß schärfer massieren. Sie befühlt ängstlich die Brüste. Nein, die sind fest und hart – ganz jungfräulich, und füllen mit ihrem glatten spitzen Kegel grade ihre kleinen Handhöhlungen. Kein Mal ist an ihrem Leibe, kein Zeichen der Mutterschaft. Die Kunst der ägyptischen Ärzte ist groß, größer noch Kleopatras Geduld und verbissener СКАЧАТЬ