Название: Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740918064
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»Nun, das können Sie mir überlassen, aber ich möchte nochmals auf die Aktien zurückkommen. Haben Sie Belege in der Hand?«
Sie lächelte bitter. »Ich wollte sie mir zur ewigen Erinnerung aufbewahren, um künftig nicht noch mehr solche Dummheiten zu begehen. Mr. Gordon überreichte mir die Aktien mit dem Ausdruck seines tiefsten Bedauerns, als er mich ein letztes Mal im Krankenhaus aufsuchte. Er war sehr taktvoll, finden Sie nicht?«
»Um so verwunderlicher ist es allerdings, daß er Sie dann so intensiv gesucht hat, möchte ich meinen«, stellte Dr. Rückert nachdenklich fest. »Würden Sie mir diese Aktien bitte überlassen?«
»Aber gern. Ein Päckchen wertloses Papier. Was soll ich noch damit. Ich bin jetzt in reichem Maße entschädigt worden.«
Sie schenkte Till, der seinen Arm um sie gelegt hatte, einen zärtlichen Blick.
*
Dr. Rückert führte an diesem Abend noch ein paar lange Ferngespräche.
Seine Frau war sehr enttäuscht gewesen, daß er sich gar nicht im Sonnenwinkel aufhalten wollte, und so hatte er ihr vorgeschlagen, bei Fabian und Ricky zu bleiben und ihren kleinen Enkel Henrik einmal allein zu genießen, da er noch eine Menge zu erledigen hatte.
Für Hannes war es eine große Beruhigung, daß es nicht um den Wald ging.
Bambi war richtig böse mit ihm, was selten passierte, denn für sie stand fest, daß der Gruber-Bauer eine Schenkung niemals rückgängig machen würde. Daß Hannes Zweifel daran hegen konnte, betrübte sie sehr. Es gab jedenfalls genügend Gesprächsstoff im Sonnenwinkel und Erlenried. Aber in Dr. Jalecks Haus war Ruhe eingekehrt.
Corri hatte den Opapa nur gehen lassen, nachdem er fest versprochen hatte, morgen wiederzukommen. Christoph war endlich eingeschlafen, als Viktoria ihm versichert hatte, daß sie immer bei ihnen bleiben würde.
»Immer?« fragte er mühsam.
»Immer, als eure Mami«, antwortete sie liebevoll, und nun wich das Lächeln von seinem geschwollenen Gesichtchen nicht mehr.
Viktoria setzte sich neben Till und lehnte sich an ihn.
»Wir hatten uns diesen Tag ein bißchen anders vorgestellt«, sagte sie leise. »Es bleibt dir nichts erspart, Liebster.«
»Ich nehme es in Kauf, wenn ich dich nie mehr verliere, Vicky«, erwiderte er zärtlich.
»Verzeihst du mir, daß ich diesen Mann heiraten wollte?« fragte sie beklommen.
»Müssen wir denn darüber reden?«
»Doch, Till, das müssen wir. Es soll nichts Unausgesprochenes zwischen uns stehen.«
»Warum wolltest du ihn heiraten?«
»Das frage ich mich jetzt auch. Ich fand es so bequem, daß er mir alles abnahm. Er war immer da. Vielleicht war ich auch in ihn verliebt. Ich hatte so wenig Zeit für ein Privatleben. Da denkt man nicht viel über Gefühle nach. Und man gesteht sich ungern ein, etwas falsch gemacht zu haben. Ich wollte mir immer wieder beweisen, daß ich den richtigen Weg gegangen sei, und ich kam wirklich erst zur Besinnung, nachdem das Unglück geschehen war.«
»Aber dann kamst du zurück«, äußerte er gedankenvoll.
»Nicht reumütig, sondern… Ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll. Auch da wollte ich mir etwas beweisen oder beweisen lassen.«
»Nämlich?«
»Daß ich auch hier nichts mehr zu erwarten hatte.«
»Du wolltest dich selbst demütigen?« fragte er verhalten.
»Habe ich nicht Strafe verdient? Alle Menschen, die mich liebten, habe ich enttäuscht.«
»So wollen wir es nicht sehen, Vicky«, entgegnete er leise. »Irgendwie ist der Weg, den wir gehen, uns vorgeschrieben, und oft kommt man erst auf Umwegen zu Erkenntnissen.«
»Manchmal ist es zu spät, und was bleibt dann?«
»Für uns ist es nicht zu spät«, sagte Till innig und küßte sie lange und zärtlich.
*
Korbinian Gruber war durchaus nicht der Meinung, daß man den Dingen ihren Lauf lassen solle, wie Till zu ihm gesagt hatte. Und so war er auch nicht heimgefahren auf seinen Hof, sondern machte sich auf den Weg nach Hohenborn. Er kam gerade noch rechtzeitig zum letzten Bus.
Darüber, wie er später heimkommen würde, machte er sich vorerst keine Gedanken. Auch um Thekla nicht, die mit den Hühnern zu Bett ging und der er beizeiten beigebracht hatte, daß er kein Kindermädchen brauchte.
Es war halb neun Uhr, als er das Hotel »Zur Post« betrat. Heli starrte ihn betroffen an, und sie war noch bestürzter, als er Gary Gordon zu sprechen verlangte.
»Dieser Mister aus Amerika«, erklärte er grimmig, als sie ihn verständnislos anblickte.
»Mr. Gordon hat Besuch«, erwiderte sie.
»Dann warte ich. Wer ist denn bei ihm?« erkundigte er sich neugierig. »Dr. Rückert.«
»So!« sagte er mit zufriedener Miene. »Um so besser. Was hat er denn so geredet, der Mr. Gordon?«
So langsam ging auch Heli schon ein Licht auf, daß nicht alles mit Mr. Gordon stimmen konnte.
Heute nachmittag war er mit düsterer Miene ins Hotel gekommen, und er hatte sie keines Blickes gewürdigt. Dann hatte Dr. Rückert angerufen und gesagt, daß er Mr. Gordon in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünsche, und seit acht Uhr war er nun schon bei ihm auf dem Zimmer.
Ihr Bruder Kurt war vorhin heruntergekommen und hatte sich erkundigt, was denn bei dem Amerikaner los sei, da es ziemlich laut zugehe. Und nun kam auch noch Korbinian.
»Worum geht es denn?« fragte sie vorsichtig.
»Nichts für neugierige kleine Mädchen«, erwiderte er hintergründig.
*
»Sie mißverstehen mich gründlich, Herr Dr. Rückert«, sagte Gary Gordon sehr betont. »Wahrscheinlich hat Viktoria in einem mir unbegreiflichen Groll in Ihnen Vorurteile gegen mich geweckt. Ich habe doch Verständnis dafür, daß sie sich von aller Welt verraten fühlte. Wir leben nun mal in einer Epoche, in der man schnell vergißt und schnell vergessen wird, und dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze, sagt man doch wohl in Deutschland. Aber jetzt hat sie zurückgefunden in ihre Heimat und ist anscheinend glücklich. Ich mißgönne es ihr doch um Gottes willen nicht. Im Gegenteil fühlte ich mich verpflichtet, etwas auszugleichen, was ich verbockt habe.«
Nun schien er endlich zum Kernpunkt der Sache zu kommen. Geduldig hatte Dr. Rückert bisher darauf gewartet, denn seinen Trumpf wollte er zuletzt ausspielen.
Gewiß hatte es schon ein ziemlich hartes Wortgefecht zwischen ihnen gegeben, aber Gordon hatte doch verstanden, sich recht elegant aus der Affäre zu ziehen. Man konnte ihn einfach nicht festnageln, nicht mit Argumenten und auch nicht mit wohlgezielten Andeutungen. Er war wirklich mit allen Wassern СКАЧАТЬ