Название: Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Im Sonnenwinkel Staffel
isbn: 9783740918064
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»Hoppe Reiter, Opapa«, rief Corri. Gary Gordon lächelte niederträchtig, als er es hörte.
»Wir gehen ein bißchen hinaus, Corri«, brummte Korbinian Gruber. Aber es fiel ihm halt arg schwer, sich zu erheben, nachdem er so lange gesessen hatte und Corri sich dazu noch an ihn klammerte.
Und gerade hatte er es geschafft, als sich die Tür auftat und Viktoria hereinkam.
Sie sah Gary Gordon nicht. Sie sah nur den alten Mann, der das Kind so liebevoll im Arm hielt.
»Danke, Onkel Korbinian«, sagte sie innig. »Es war alles ein bißchen aufregend. Aber Christoph geht es schon wieder viel besser.«
»Ria«, jauchzte Corri, »Ria wieder da!«
»Und ich bin auch da, Viktoria«, erklärte Gary Gordon, der sich nun erhoben hatte.
Viktoria wich einen Schritt zurück. Abwehrend hob sie die Hände. Sie merkte es wohl selbst nicht, und sie merkte auch nicht, daß Carla hinter ihr stand.
»Nimm das Kind und geh, Vicky«, sagte Korbinian Gruber. »Du brauchst nicht mit ihm zu reden. Das werde ich besorgen.«
Mechanisch schüttelte Viktoria den Kopf.
»Geh du, Onkel Korbinian, und nimm Corri mit. Till wartet draußen. Fahrt nach Hause. Christoph muß ins Bett. Ich muß das hier selbst erledigen.«
»Ria mitkommen«, verlangte Corri, als Korbinian langsam mit ihr zur Tür ging.
»Ich komme gleich nach, mein Kleines«, erwiderte Viktoria tonlos.
Nur Carla sah das triumphierende Lächeln auf Gary Gordons Gesicht.
*
»Findest du dich selbst nicht albern in dieser Rolle, Viktoria?« fragte Gordon zynisch, nachdem sich die Tür auch hinter Carla Richter geschlossen hatte.
»Ich fühle mich sehr wohl«, entgegnete sie, schon wieder ruhiger. »Was willst du? Fasse dich bitte kurz!«
»Wie kannst du das nur fragen! Ich habe dich gesucht!«
»Wie rührend«, höhnte sie. »Aber du wirst mich nicht mehr dazu bewegen können, zu spielen. Schau dir meinen Arm an, wenn du es nicht glauben willst. Er macht nicht mehr mit. Diese Quelle ist versiegt.«
»Warum gleich so aggressiv? Vergiß nicht, daß wir einen Vertrag geschlossen haben, Viktoria. Er besteht noch. Ich halte mich daran.«
»Wo nichts mehr ist, hat der Kaiser sein Recht verloren«, äußerte Viktoria spöttisch. »Genügt es dir nicht, was du behältst?«
»Gut, wenn du mir in diesem Ton kommst, reden wir also geschäftlich«, sagte er wütend. »Da wären noch die Einnahmen von den Schallplattenaufnahmen. Ich brauche dazu deine Unterschrift.«
Carla hatte jedes Wort verstehen können. Sie brauchte ihr Ohr gar nicht an die Tür zu pressen. Aber ihr Mann, der jetzt aus dem Keller kam, schüttelte den Kopf.
»Du lauschst doch nicht etwa?« fragte er erstaunt.
»Pst!« machte sie. »Das ist sehr wichtig.«
Sie hatte nichts verpaßt, denn Viktoria hatte auf Gary Gordons letzte Worte lange geschwiegen.
»Du brauchst also meine Unterschrift«, sagte sie nun. »Dachte ich es mir doch, daß es um Geld geht. Dir geht es doch nur um Geld. Und wenn ich sie dir nicht gebe?«
»Was soll das eigentlich?« fragte er. »Ich vertrete doch deine Interessen, und ich will sie auch weiterhin wahrnehmen. Wie gesagt, halte ich mich an unseren Vertrag.«
»Dann betrachte ihn als gekündigt, und setz dich mit meinem Anwalt auseinander.«
Sie wollte zur Tür gehen, aber er hielt sie fest.
»So nicht, Viktoria!« erklärte er drohend.
»Laß mich sofort los!« rief sie laut, und da hielt Carla doch den Zeitpunkt für ein Einschreiten gekommen.
Sie tat möglichst gleichmütig, als sie die Tür öffnete.
»Wünschen Sie etwas, Frau Lindberg?« fragte sie.
Viktoria war so erregt, daß ihr gar nicht auffiel, daß Carla sie mit ihrem richtigen Namen ansprach. Aber sie war doch geistesgegenwärtig genug, um zu erwidern: »Vielleicht möchte Mr. Gordon noch einen Whisky. Ich jedenfalls werde jetzt gehen.«
Sie fing von Carla einen verständnisinnigen Blick auf und entfernte sich rasch.
*
Mit sehr gemischten Gefühlen hatte Till seine kleine Gesellschaft nach Hause gefahren.
Korbinians gekünstelte Ruhe konnte ihn nicht darüber hinwegtäuschen, daß auch er sich sorgenvolle Gedanken machte.
Till hatte Christoph zu Bett gebracht. Die Lippe war so dick geschwollen, daß er den Mund kaum noch öffnen konnte. Er sah bejammernswert aus, und sein flehender Blick ging Till zu Herzen. Korbinian setzte sich zu ihm ans Bett.
»Vicky wird bald kommen«, bemerkte er tröstend.
Corri kam angetrippelt. »Ria soll kommen!« sagte sie kategorisch.
Christoph nickte dazu, und seine Augen füllten sich mit Tränen.
Ob sie jetzt an uns denkt, fragte sich Till, an die Kinder, an mich und auch an Onkel Korbinian? Oder wird es diesem Mann gelingen, sie wieder in jene Welt zurückzulocken?
Er ertrug das Warten fast nicht mehr. Die Minuten wurden ihm zur Ewigkeit. Ein Aufbegehren war plötzlich in ihm. Sollte er Viktoria wieder kampflos aufgeben, so wie vor zehn Jahren?
Damals war er selbst noch jung und unfertig gewesen. So verzweifelt er auch gewesen war, hatte er sich doch gesagt, daß er zurückstehen müsse, da ihr der Weg zu einer großen Karriere offenstand.
Nun aber war sie zurückgekommen, reif geworden – vom Leid geprüft, bereit zu einem neuen – eben mit ihm. Seit heute nacht glaubte er, solche Hoffnung hegen zu können. Und das sollte nun wieder zerstört werden? Nein! Er sagte es laut, und im nächsten Augenblick lief er aus dem Haus.
Er sah Viktoria kommen. Sein Herz begann zu hämmern, und er beschleunigte seine Schritte.
Aber auch sie lief schneller, und dann fielen sie sich in die Arme, mitten auf der Straße, ohne zu denken, daß jeder sie sehen könnte.
Sie hielten sich umschlungen, und es bedurfte keiner Worte. Sie wußten beide, daß sie für immer zueinandergehörten.
»Ria kommt und Papi!« jubelte Corri und stolperte vorwärts, so schnell ihre Füßchen sie tragen konnten.
Viktoria fing sie auf, hob sie empor und drückte sie an sich. Über ihr Köpfchen hinweg blickte sie in Onkel Korbinians Augen, die feucht geworden waren.
»Würdest СКАЧАТЬ