Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke
Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813628
isbn:
»Sie kann keine fünfzig Meter von hier entfernt sein«, sagte Cavor mit unentschiedenen Gesten. »Das einzige ist, herumzusuchen, bis wir sie finden.«
»Das ist alles, was wir tun können«, sagte ich ohne jede Lebendigkeit, mit unserer Jagd zu beginnen. »Ich wollte, diese verdammten Dornbüsche wüchsen nicht so schnell.«
»Das ist es gerade«, sagte Cavor. »Aber sie hat auf einer Schneebank gelegen.«
Ich starrte in der unbestimmten Hoffnung umher, ich werde einen Kopf oder einen Busch wiedererkennen, der in der Nähe der Sphäre gestanden hatte. Aber alles war die verwirrende Gleichheit, überall die aufstrebenden Büsche, die schwellenden Pilze, die schwindenden Schneebänke, die sich stetig und unvermeidlich änderten. Die Sonne sengte und stach, die Schwäche eines unerklärlichen Hungers mischte sich mit unserer unendlichen Bestürzung. Und wie wir noch so da standen, verwirrt und verloren unter unerhörten Dingen, wurden wir uns zum ersten Mal eines Schalles auf dem Mond bewusst, der etwas anderes war, als die Regung der wachsenden Pflanzen, das leichte Seufzen des Windes oder die Geräusche, die wir selber gemacht hatten.
Bumm … Bumm … Bumm …
Er kam von unter unseren Füßen her – ein Schall im Mond. Es war, als hörten wir ihn ebensosehr mit unsern Füßen wie mit unsern Ohren. Seine dumpfe Resonanz war durch die Ferne gedämpft, gedämpft von den dazwischenliegenden Massen. Kein Schall, den ich mir vorstellen kann, hätte uns mehr erstaunen können, oder hätte den Ausdruck der Dinge um uns vollständiger verändern können. Denn dieser reiche, langsame und überlegte Schall, so schien es uns, konnte nichts sein als der Schlag einer riesenhaften, vergrabenen Uhr.
Bumm … Bumm … Bumm …
Ein Schall, der an stille Klöster erinnerte, an schlaflose Nächte in volkreichen Städten, an Wachen und die erwartete Stunde, an alles, was geordnet und methodisch am Leben ist, und der dröhnte schwanger und geheimnisvoll empor in diese fantastische Wüste! Für das Auge war alles unverändert: die Einsamkeit der Büsche und Kakteen, die sich schweigend im Winde wiegten, erstreckte sich ungebrochen bis zu den fernen Klippen, der noch dunkle Himmel zu Häupten war leer; und die heiße Sonne zögerte und brannte. Und durch all das hindurch pochte eine Warnung, eine Drohung, dieses Schallrätsel hindurch.
Bumm … Bumm … Bumm …
Wir fragten einander mit schwachen und matten Stimmen. »Eine Uhr?«
»Wie eine Uhr!«
»Was ist es?«
»Was kann es sein?«
»Zählen Sie«, lautete Cavors verspäteter Vorschlag, und bei dem Worte hörte das Schlagen auf.
Die Stille, die rhythmische Enttäuschung der Stille, wirkte als ein neuer Stoß. Einen Moment konnte man zweifeln, ob man je einen Ton gehört hatte. Ober ob er nicht noch fortdauerte. Hatte ich wirklich einen Schall gehört?
Ich fühlte den Druck von Cavors Hand auf meinem Arm. Er sprach im Flüsterton, als fürchte er, ein schlafendes Etwas zu wecken. »Lasten Sie uns zusammenbleiben«, flüsterte er, »und nach der Sphäre suchen. Wir müssen zur Sphäre zurückkommen. Dies geht über unser Verständnis hinaus.«
»In welcher Richtung sollen wir gehen?«
Er zögerte. Eine intensive Überzeugung von der Gegenwart von Wesen, von unsichtbaren Dingen um uns und in unserer Nähe beherrschte unseren Geist. Was konnte es sein? Wo mochten wir sein? War diese dürre Einöde, die wechselnd gefroren und versengt wurde, nur die äußere Rinde und Maske einer unterirdischen Welt? Und wenn, welcher Art von Welt? Welche Art Bewohner konnte sie nicht plötzlich auf uns ausspeien!
Und dann stach in die schmerzende Stille hinein, lebhaft und plötzlich wie ein unerwarteter Donnerschlag, ein Geklirr und ein Rasseln hinein, als wären plötzlich große metallene Tore aufgestoßen.
Das unterbrach unsere Schritte. Wir standen still und starrten hilflos. Dann stahl Cavor sich auf mich zu.
»Ich verstehe das nicht!«, flüsterte er mir nah am Gesicht. Er schwenkte die Hand unbestimmt nach dem Himmel hin – die unbestimmte Andeutung noch unbestimmterer Gedanken.
»Ein Versteck! Wenn irgend etwas käme …«
Ich blickte um uns. Ich nickte ihm zustimmend mit dem Kopfe zu.
Wir brachen wieder auf und bewegten uns verstohlen mit den übertriebenen Vorsichtsmaßregeln gegen ein Geräusch. Wir gingen auf ein Gestrüppdickicht zu. Ein Gerassel, wie wenn man Hämmer um einen Kessel schlägt, beschleunigte unsere Schritte. »Wir müssen kriechen«, flüsterte Cavor.
Die unteren Blätter der Bajonettpflanzen, die schon von den jüngeren darüber beschattet wurden, begannen zu welken und zu verschrumpfen, sodass wir uns zwischen den dicker werdenden Stämmen ohne ernsten Schaden durcharbeiten konnten. Auf einen Stich ins Gesicht oder in den Arm achteten wir nicht. Im Herzen des Dickichts machte ich Halt und starrte Cavor keuchend ins Gesicht.
»Unterirdisch«, flüsterte er. »Da unten.«
»Sie können herauskommen.«
»Wir müssen die Sphäre finden!«
»Ja«, sagte ich, »aber wie?«
»Wenn wir aber nicht zu ihr kommen.«
»Kriechen, bis wir zu ihr kommen.«
»Verborgen bleiben. Sehen, wie sie sind.«
»Wir wollen zusammenbleiben«, sagte ich.
Er dachte nach. »Wohin sollen wir gehen?«
»Wir müssen unser Glück versuchen.«
Wir spähten hierhin und dorthin. Dann begannen wir sehr umsichtig durch den unteren Dschungel zu kriechen, in dem wir, so gut wir es beurteilen konnten, einen Kreis schlugen und jetzt СКАЧАТЬ