Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke
Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813628
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Es folgte ein noch gewaltsamerer Wirbel der Atmosphäre, und wir hatten einander gepackt. Im nächsten Moment wurden wir wieder herumgeschleudert. Wir gingen kopfüber und kopfüber, und dann lag ich auf allen Vieren. Der Tagesanbruch auf dem Monde hatte uns ergriffen. Er wollte uns kleinen Menschen zeigen, was der Mond mit uns machen konnte.
Ich konnte einen zweiten Blick auf die Dinge draußen werfen, auf die Dampfstrahlen, halbflüssigen Schlamm, der untergraben wurde, glitt und fiel und glitt. Wir sanken ins Dunkel. Ich stürzte mit Cavors Knien auf meiner Brust. Dann schien er von mir fortzufliegen und einen Moment lag ich ohne Atem in meinem Körper da und starrte nach oben. Ein taumelnder Fels von dem schmelzenden Zeug war über uns gespritzt, hatte uns begraben und wurde jetzt dünner und kochte von uns ab. Ich sah die Blasen oben auf dem Glase tanzen. Ich hörte Cavor schwach rufen.
Dann hatte uns ein riesiger Rutsch in der tauenden Luft gefasst, und indem wir Proteste hervorsprudelten, begannen wir einen Hang hinabzurollen, rollten schneller und schneller, sprangen über Spalten und prallten von Bänken ab, schneller und schneller, nach Westen hin, in den weiß-heißen kochenden Aufruhr des Mondtags hinein.
Aneinandergeklammert, wirbelten wir herum, flogen hierhin und dorthin, und unser Gepäckballen sprang auf uns los und drosch auf uns umher. Wir kollidierten, wir griffen uns, wir wurden auseinandergerissen – unsere Köpfe schlugen zusammen, und das ganze Weltall barst in feurige Pfeile und Sterne! Auf der Erde hätten wir uns ein dutzendmal zerschmettert, aber auf dem Mond war zu unserem Glück unser Gewicht nur ein Sechstel dessen, was es auf der Erde ist, und wir fielen sehr gnädig. Ich erinnere mich einer Empfindung äußerster Übelkeit, eines Gefühls, als wäre mein Gehirn im Schädel umgekehrt und dann – –
Etwas war auf meinem Gesicht an der Arbeit, ein paar dünne Fühler quälten meine Ohren. Dann entdeckte ich, dass der Glanz der Landschaft um uns durch eine blaue Brille gemildert war. Cavor stand über mich geneigt, und ich sah sein Gesicht umgekehrt, auch seine Augen durch gefärbte Gläser geschützt. Sein Atem ging unregelmäßig, und seine Lippe blutete von einer Quetschung. »Besser?«, sagte er und wischte sich das Blut mit dem Rücken der Hand ab.
Alles schien eine Zeit lang zu schwanken, aber das war nur meine Schwindligkeit. Ich merkte, dass er ein paar von den Jalousien der äußeren Sphäre geschlossen hatte, um mich vor dem direkten Sonnenstrahl zu schützen. Mir fiel auf, dass alles um uns sehr glänzend war.
»Himmel!«, keuchte ich. »Aber dies –!«
Ich reckte meinen Hals, mich umzublicken. Ich merkte, dass draußen eine blendende Helle herrschte, ein absoluter Wechsel aus dem finsteren Dunkel unserer ersten Eindrücke. »Bin ich lange besinnungslos gewesen?«, fragte ich.
»Ich weiß nicht – der Chronometer ist zerbrochen. Einige Zeit … Mein lieber Kerl! Ich habe Angst gehabt …«
Ich lag eine Zeit lang da und nahm das in mich auf. Ich sah, sein Gesicht trug noch Spuren der Aufregung. Eine Weile sagte ich nichts. Ich strich mit fragender Hand über meine Kontusionen und sah ihm nach ähnlichen Schäden ins Gesicht. Der Rücken meiner rechten Hand hatte am meisten gelitten und war hautlos und wund. Meine Stirn war zerstoßen und hatte geblutet. Er reichte mir ein kleines Maß mit etwas von dem Stärkungsmittel – den Namen habe ich vergessen – das er mitgenommen hatte. Nach einiger Zeit fühlte ich mich ein wenig besser. Ich begann meine Glieder vorsichtig zu strecken. Bald konnte ich sprechen.
»Das wäre nichts gewesen«, sagte ich, als sei gar keine Zeit verstrichen.
»Nein, wahrhaftig.«
Er sann, und die Hände hingen ihm über die Knie. Er spähte durch das Glas und starrte dann mich an. »Großer Gott!«, sagte er. »Nein!«
»Was ist geschehen?«, fragte ich nach einer Pause. »Sind wir in die Tropen gesprungen?«
»Es war, wie ich erwartet hatte. Diese Luft ist verdunstet, und die Oberfläche des Mondes ist zutage gekommen. Wir liegen auf einer erdigen Felsbank. Hier und da zeigt sich der nackte Boden. Ein wunderlicher Boden!«
Ihm fiel ein, dass es unnötig war, zu erklären. Er half mir in eine sitzende Stellung, und ich konnte mit eigenen Augen sehen.
8 – Ein Mondmorgen
Die scharfe Emphase, das erbarmungslose Schwarz und Weiß der Szenerie war völlig verschwunden. Der Glanz der Sonne hatte eine leichte Bernsteintönung angenommen; die Schatten auf der Klippe der Kraterwand waren tief purpurn. Nach Osten hin kauerte noch eine dunkle Nebelbank, die vor dem Sonnenaufgang geschützt war, aber nach Westen hin war der Himmel blau und klar. Die Dauer meiner Besinnungslosigkeit begann mir klar zu werden.
Wir waren nicht mehr in einer Leere. Eine Atmosphäre hatte sich um uns erhoben. Der Umriss der Dinge hatte an Charakter gewonnen, war scharf und mannigfach geworden; abgesehen von einer hier und dort beschatteten Fläche weißer Substanz, die nicht mehr aus Luft, sondern aus Schnee bestand, war die arktische Erscheinung ganz verschwunden. Überall breiteten sich weite, rostbraune Flächen nackter, krauser Erde unter dem Schimmer der Sonne aus. Hier und dort standen am Rande der Schneetriften flüchtige kleine Wasserpfuhle und Wirbel – die einzigen Dinge, die sich auf jenem Gebiete der Unfruchtbarkeit regten. Das Sonnenlicht flutete durch die zwei oberen Jalousien unserer Sphäre herein und verwandelte unser Klima in hohen Sommer, aber unsere Füße standen noch im Schatten, und die Sphäre lag auf einer Schneetrift.
Und hier und dort auf dem Hang verstreut, und unterstrichen von kleinen, weißen Fäden ungetauten Schnees auf ihrer Schattenseite, sah ich Gestalten wie Stöcke, trockene, gewundene Stöcke von der gleichen rostigen Färbung wie der Fels, auf dem sie lagen. Das packte einem die Gedanken scharf. Stöcke! Auf einer leblosen Welt? Dann, als meine Auge sich mehr an die Textur ihrer Substanz gewöhnte, bemerkte ich, dass fast diese ganze Oberfläche wie der Teppich brauner Nadeln, den man unterm СКАЧАТЬ