H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу H. G. Wells – Gesammelte Werke - Herbert George Wells страница 130

Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke

Автор: Herbert George Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813628

isbn:

СКАЧАТЬ schmäh­lich auf ei­nem blo­ßen Sa­tel­li­ten zu ver­ber­gen, dass wir uns mit rie­si­gen Vor­rä­ten von dem Pilz be­lu­den – ob zu Ge­schoss­zwe­cken oder nicht, weiß ich nicht mehr – und dass wir, der Sti­che des Ba­jo­nett­strauchs nicht ach­tend, in den Son­nen­schein hin­aus­lie­fen.

      Fast so­fort müs­sen wir auf die Se­le­ni­ten ge­sto­ßen sein. Es wa­ren sechs, und sie gin­gen mit dem merk­wür­digs­ten Pfei­fen und mit win­seln­den Tö­nen in ei­ner Rei­he über eine fel­si­ge Flä­che. Sie schie­nen uns alle so­fort zu be­mer­ken, sie ver­stumm­ten als­bald und stan­den re­gungs­los wie die Tie­re da, das Ge­sicht uns zu­ge­wen­det.

      Ei­nen Mo­ment war ich er­nüch­tert.

      »In­sek­ten«, mur­mel­te Ca­vor, »In­sek­ten! Und die mei­nen, ich soll auf dem Bauch her­um­krie­chen, auf mei­nem Wir­bel­tier­bauch!«

      »Bauch«, wie­der­hol­te er lang­sam, als kaue er die Schmach.

      Dann tat er plötz­lich mit ei­nem Schrei der Wut drei rie­si­ge Schrit­te und sprang auf sie zu. Er sprang schlecht; er über­schlug sich ein paar­mal in der Luft, wir­bel­te ge­ra­de über sie hin und ver­schwand mit ei­nem un­ge­heu­ren Klat­schen in den Kak­tus­bla­sen. Was die Se­le­ni­ten von die­sem er­staun­li­chen und mei­ner Mei­nung nach wür­de­lo­sen Ein­fall von ei­nem an­de­ren Pla­ne­ten her hiel­ten, kann ich auf kei­ne Wei­se er­ra­ten. Mir ist, ich er­in­ne­re mich des An­blicks ih­rer Rücken, als sie in al­len Rich­tun­gen da­von­lie­fen, aber ich bin nicht si­cher. All die­se letz­ten Er­eig­nis­se, ehe das Ver­ges­sen kam, sind in mei­nem Geist un­be­stimmt und blass. Ich weiß, ich tat einen Schritt, um Ca­vor zu fol­gen, glitt aus und fiel kopf­über un­ter die Fel­sen. Ich bin si­cher, dass mir plötz­lich und hef­tig übel wur­de. Mir ist, ich ent­sin­ne mich ei­nes hef­ti­gen Rin­gens, und wie ich von me­tal­li­schen Klam­mern ge­packt wur­de.

      Mei­ne nächs­te kla­re Erin­ne­rung ist die, dass wir in ich weiß nicht wel­cher Tie­fe un­ter der Ober­flä­che des Mon­des ge­fan­gen wa­ren; wir wa­ren un­ter un­heim­li­chen ir­re­ma­chen­den Geräuschen im Dun­keln; un­se­re Kör­per wa­ren mit Schram­men und Quet­schun­gen be­deckt, und un­se­re Köp­fe von Schmerz ge­fol­tert.

      12 – Das Gesicht des Seleniten

      Ich wur­de mir be­wusst, dass ich in auf­ge­reg­tem Dun­kel zu­sam­men­ge­kau­ert saß. Lan­ge Zeit konn­te ich nicht be­grei­fen, wo ich war, noch wie ich in die­se Schwie­rig­keit ge­ra­ten war. Ich dach­te an den Schrank, in den ich als Kind zu­wei­len ge­steckt wor­den war, und dann an ein sehr dunkles und ge­räusch­vol­les Schlaf­zim­mer, in dem ich wäh­rend ei­ner Krank­heit ge­schla­fen hat­te. Aber die­se Geräusche um mich wa­ren nicht die Geräusche, die ich ge­kannt hat­te, und in der Luft hing ein dün­ner Ge­ruch wie der Hauch ei­nes Stal­les. Dann nahm ich an, wir müss­ten noch an der Sphä­re ar­bei­ten, und ir­gend­wie sei ich in den Kel­ler von Ca­vors Haus ge­ra­ten. Ich be­sann mich, dass wir die Sphä­re vollen­det hat­ten, und dann mein­te ich, ich müs­se noch dar­in sein und durch den Raum rei­sen.

      »Ca­vor«, sag­te ich, »kön­nen wir nicht et­was Licht ma­chen?«

      Es kam kei­ne Ant­wort.

      »Ca­vor!«, be­harr­te ich.

      Ein Stöh­nen ant­wor­te­te mir. »Mein Kopf!«, hör­te ich ihn sa­gen, »mein Kopf!«

      Ich ver­such­te die Hän­de an die Stirn zu drücken, die schmerz­te, und ich ent­deck­te, dass sie zu­sam­men­ge­bun­den wa­ren. Das er­schreck­te mich sehr. Ich hob sie bis zu mei­nem Mun­de und fühl­te die küh­le Glät­te von Me­tall. Sie wa­ren zu­sam­men­ge­ket­tet. Ich ver­such­te die Bei­ne aus­ein­an­der­zu­tun und er­fuhr, dass sie ähn­lich ge­fes­selt wa­ren, und auch, dass ich durch eine di­cke­re Ket­te mit­ten um mei­nen Rumpf an den Bo­den ge­fes­selt war.

      Dies er­schreck­te mich mehr, als es in al­len un­sern selt­sa­men Er­leb­nis­sen noch ir­gend et­was ge­tan hat­te. Eine Zeit lang zerr­te ich schwei­gend an mei­nen Fes­seln. »Ca­vor!«, rief ich scharf. »Wa­rum bin ich ge­bun­den? Wa­rum ha­ben Sie mir Hän­de und Füße ge­bun­den?«

      »Ich habe Sie nicht ge­bun­den«, ant­wor­te­te er. »Das ha­ben die Se­le­ni­ten ge­tan.«

      Die Se­le­ni­ten! da­bei blieb mein Geist eine Wei­le ste­hen. Dann ka­men mir mei­ne Erin­ne­run­gen zu­rück: Die Schnee­wüs­te, das Auftau­en der Luft, das Wach­sen der Pflan­zen, un­ser selt­sa­mes Hüp­fen und Krie­chen un­ter den Fel­sen und der Ve­ge­ta­ti­on des Kra­ters. All die Not un­se­rer wahn­sin­ni­gen Su­che nach der Sphä­re kam mir zu­rück … Schließ­lich die Öff­nung des großen De­ckels, der das Loch ver­barg.

      Dann, als ich mich an­streng­te, un­se­re spä­te­ren Be­we­gun­gen bis zu un­se­rer ge­gen­wär­ti­gen Lage auf­zu­spü­ren, wur­de der Schmerz in mei­nem Kop­fe un­er­träg­lich. Ich kam an eine un­über­steig­ba­re Schran­ke, eine hart­nä­cki­ge Lücke.

      »Ca­vor!«

      »Ja?«

      »Wo sind wir?«

      »Wie soll ich das wis­sen?«

      »Sind wir tot?«

      »Was für ein Un­sinn!«

      »So ha­ben sie uns?«

      Er gab au­ßer ei­nem Grun­zen kei­ne Ant­wort. Die noch zö­gern­den Res­te des Gif­tes schie­nen ihn merk­wür­dig reiz­bar zu ma­chen.

      »Was ge­den­ken Sie zu tun?«

      »Wie soll­te ich wis­sen, was zu tun ist?«,

      »O, schön!«, sag­te ich und ver­stumm­te. Dann er­wach­te ich aus ei­ner Starr­heit. »O Him­mel!«, rief ich, »ich woll­te. Sie lie­ßen dies Sum­men!«

      Wir ver­san­ken wie­der in Schwei­gen und lausch­ten auf den dump­fen Wirr­warr von Geräuschen gleich den ge­dämpf­ten Lau­ten ei­ner Stra­ße oder ei­ner Fa­brik, die uns die Ohren füll­ten. Ich konn­te nicht dar­aus klug wer­den, mein Geist ver­folg­te erst einen Rhyth­mus und dann einen an­de­ren und be­frag­te ihn ver­ge­bens. Aber nach lan­ger Zeit wur­de ich mir ei­nes neu­en und schär­fe­ren Ele­ments be­wusst, das sich nicht mit dem Rest ver­misch­te, son­dern sich gleich­sam von je­nem wol­ki­gen Hin­ter­grund von Tö­nen ab­hob. Es war eine Rei­he re­la­tiv sehr we­nig be­stimm­ter Töne, ein Klop­fen und Rei­ben, wie wenn ein lo­ser Efeuzweig an ein Fens­ter schlägt, oder ein Vo­gel auf ei­ner Schach­tel um­her­hüpft. Wir lausch­ten und späh­ten um uns, aber das Dun­kel war eine sam­me­te­ne De­cke. Es folg­te ein Geräusch wie die fei­ne Be­we­gung der Hem­mung ei­ner gut ge­öl­ten Uhr. Und dann er­schi­en vor mir, gleich­sam in ei­ner schwar­zen Uner­mess­lich­keit hän­gend, eine dün­ne hel­le Li­nie.

      »Sehn Sie!«, flüs­ter­te Ca­vor sehr lei­se.

СКАЧАТЬ