Название: Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker Staffel
isbn: 9783740937362
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Die beiden Männer, die in diesem Moment die gegenüberliegende Treppe heraufstürmten, blieben wie angewurzelt stehen. Das bedrohlich klingende Brummen schien ihnen nicht geheuer. Ratlos blickten sie in die Runde. Eine Alternative zu dem Weg an der Hochspannungsanlage vorbei gab es nicht.
Vorsichtig, als wäre der Boden mit rohen Eiern gepflastert, setzten sich die Tresorknacker wieder in Bewegung. Sie hatten die gefährliche Stelle fast erreicht, als ihr Wächter in panischer Hast hinterherspurtete. Offenbar hatte ihn das vernehmliche Brummen des Transformators aus dem leichten Schlummer gerissen, den der Butler ihm verordnet hatte.
»Spannung erreicht«, meldete ein blaues Kontrollämpchen. Mit unbewegter Miene drückte Parker auf den roten Knopf mit der Aufschrift »Entladung«.
Die drei Männer sprangen entsetzt zur Seite, als wenige Schritte neben ihnen ein gleißender Blitz aufzuckte. Für Sekundenbruchteile war die Halle in grelles Licht getaucht. Der scharfe Knall, der die Entladung begleitete, ließ die Fensterscheiben klirren. Im nächsten Augenblick herrschten wieder Stille und Dunkelheit.
Starr vor Schreck und geblendet von der Helligkeit des Blitzes, wagten die Männer nicht, sich von der Stelle zu rühren. Parker, der seine Augen rechtzeitig mit der behandschuhten Linken bedeckt hatte, hielt schon die Gabelschleuder in der Hand und legte eine hartgebrannte Tonmurmel in die Lederschlaufe.
Dreimal spannte er die starken Gummistränge. Dreimal glitten kleine, harte Perlen durch die Dunkelheit, und suchten sich unbeirrbar ihr Ziel. Die Männer antworteten der Reihe nach mit krächzenden Lauten und warfen die Arme in die Luft, ehe sie in den Knien einknickten und sich auf den harten Boden betteten.
Wie der Butler bei einem kurzen Inspektionsgang in den Keller feststellte, war der wuchtige Panzerschrank noch unbeschädigt. Offenbar hatte er die Tresorknacker überrascht, als sie gerade mit ihrer Arbeit beginnen wollten.
Kurz entschlossen trug er die Drei nacheinander in den Keller und kettete sie mit Handschellen aus speziell gehärtetem Stahl an den soliden Türgriffen des Panzerschranks fest. Parker war noch damit beschäftigt, den Schläfern möglichst bequeme Sitzpositionen zu verschaffen, als ein Geräusch auf der Treppe ihn aufhorchen ließ.
»Hände hoch!« verlangte eine barsche Stimme.
Im Zeitlupentempo kam der Butler der Aufforderung nach. Den grobschlächtigen Glatzkopf, der am Fuß der Treppe stand und eine Pistole auf ihn gerichtet hielt, hatte er schon mal kurz gesehen. Es war der Pförtner, der seine verglaste Kabine am Tor verlassen hatte.
»Ach – Sie sind es, Mister Parker«, sagte der Mann und ließ die Waffe sinken.
»Haben Sie die Kerle überwältigt?« fragte er nach einem langen, prüfenden Blick über die Gesichter der schlummernden Tresorknacker.
»Die Herren drangen offenbar in der Absicht hier ein, den Panzerschrank aufzubrechen«, gab der Butler Auskunft. »Meine bescheidene Wenigkeit sah sich genötigt, ihnen diese strafbare Absicht auszureden. Darf man übrigens erfahren, woher Ihnen der Name meiner Wenigkeit bekannt ist, Mister...?«
»Chickham«, stellte der Pförtner sich vor. »Burt Chickham. Sie fielen mir auf, als Sie mit Lady Simpson den Betrieb verließen. Als Mister Clenwick kurz darauf an meiner Loge vorbeikam, sprach ich ihn an und fragte nach Ihnen. Der Chef sagte mir, daß Sie Detektive sind und hinter den gestohlenen Konstruktionspapieren herjagen.«
Am liebsten hätte Parker das Erwachen der träumenden Tresorknacker abgewartet, um ihnen diverse Fragen zu stellen. Doch in Gegenwart des Pförtners schien ihm das aus besonderem Grund nicht ratsam.
Das Wichtigste, den Namen des Auftraggebers, der vermutlich im Besitz der gestohlenen Papiere war, auf den Vornamen Ed hörte und unter der Nummer 7 32 17 65 zu erreichen war, würde er ohnehin am Morgen erfahren. Auf den ehrenwerten Mister Pickett war Verlaß.
»Möglicherweise sollte man die Polizei bitten, sich der Herren anzunehmen, Mister Chickham«, schlug der Butler deshalb vor.
»Ach ja, die Polizei«, rief der kahlköpfige Pförtner. »Das hätte ich bald vergessen. Ich bin noch völlig verwirrt. Erst der Blitz und der Knall, durch die ich aufmerksam wurde. Dann die Einbrecher ...«
Eilig ging Chickham auf dem Weg zur Pförtnerloge voran und leuchtete mit seiner Taschenlampe. Parker folgte würdevoll in gemessener Haltung.
»Was die Kerle wohl in dem Panzerschrank vermutet haben?« fragte Chickham kurz vor dem Ziel Und gab sich gleich selbst die Antwort: »Geld natürlich, was sonst?«
»Natürlich, Mister Chickham«, bestätigte der Butler. Wußte der Mann wirklich nicht, was in dem stählernen Koloß gelagert wurde?
»Wollen Sie bei mir warten, bis die Polizei kommt, Mister Parker?« bot der Pförtner an. »In meiner Bude ist es wenigstens warm.«
»Man dankt für das freundliche Angebot, Mister Chickham«, entgegnete Parker. »Aber meine Wenigkeit würde es vorziehen, noch ein paar Stunden zu Hause zu arbeiten. Es bleibt Ihnen natürlich unbenommen, die Herren von der Polizei über alles Wesentliche zu unterrichten.«
»Mach’ ich, Mister Parker«, versprach Chickham strahlend und zog sich in seine Loge zurück. Anscheinend war er doch erleichtert, den knappen Platz nicht mit dem Butler teilen zu müssen, zumal es nur einen einzigen Stuhl gab.
Hätte Parker sehen können, welche Nummer Burt Chickham kurz darauf wählte, hätte er hinter dem sichtbaren Aufatmen des Mannes noch andere Gründe vermutet.
*
»Es hat geläutet, Mister Parker.« Interessiert blickte Agatha Simpson von ihrem Teller auf. Gerade hatte der Butler ihr ein Frühstück nach Art des Hauses serviert: Zarter norwegischer Räucherlachs mit sahniger Meerrettich-Dillcreme. Diverse Wildspezialitäten und Geflügelgerichte sowie eine reichhaltige Käseauswahl warteten darauf, die Gaumenfreuden der älteren Dame zu erfüllen.
»Wünschen Mylady, daß meine Wenigkeit öffnet?« erkundigte sich Parker vorsichtig. Er wußte, daß seine Herrin sich bei den Mahlzeiten nicht gern stören ließ.
»Das wird doch nicht etwa Mister McWarden sein?« sagte Agatha Simpson mit vollem Mund und beschleunigte ihr Verzehrtempo. »In seiner Gegenwart zu frühstücken ist aufregend, Mister Parker. Mit seinen Blicken zieht er einem den letzten Happen vom Teller.«
»Meine Wenigkeit würde eher der Annahme zuneigen, daß es sich um den ehrenwerten Mister Pickett handelt«, teilte der Butler mit.
»Hoffentlich täuschen Sie sich nicht, Mister Parker.«
Die Hausherrin ließ sich rasch noch glasierte Putenbrust vorlegen, ehe sie ihren Butler in Richtung Haustür entließ.
»Welche Freude, Sie zu sehen, mein lieber Pickett«, rief Agatha Simpson dann erleichtert, als Parker den Besucher in den Salon geleitete. Horace Pickett besaß eine Eigenschaft, die die ältere Dame an Mitmenschen schätzte: Bescheidenheit. Man konnte ihm jederzeit etwas anbieten, ohne Angst zu haben, daß er es tatsächlich nahm. Das galt sogar für Kognak, Sherry und verwandte Stärkungsmittel.
»Ich СКАЧАТЬ