Название: Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker Staffel
isbn: 9783740937362
isbn:
»Warum nicht?« wunderte sich die Detektivin. »Mein taktisches Konzept sieht für den heutigen Abend keine Einsätze mehr vor, Mister Parker.«
»Mylady könnten den ehrenwerten Mister Pickett telefonisch um eine Gefälligkeit bitten, falls der Vorschlag genehm ist«, entgegnete der Butler. »Mit seiner Hilfe dürfte es am schnellsten möglich sein, die Identität des Unbekannten mit dem Vornamen Ed und der Telefonnummer 7 32 17 65 zu lüften.«
»Diesen Auftrag wollte ich Ihnen gerade erteilen, Mister Parker«, schwindelte Agatha Simpson. »Bei der Last meiner Verantwortung verlasse ich mich darauf, daß Sie mir Detailarbeiten abnehmen.«
»Selbstverständlich wird meine Wenigkeit unverzüglich das Notwendige veranlassen, Mylady«, versicherte Parker. »Darüber hinaus wäre aber auch an einen nächtlichen Ausflug zu denken, falls der Hinweis erlaubt ist.«
»Was für ein nächtlicher Ausflug, Mister Parker?«
»Zur Firma ›Hitec‹, Mylady.«
»Aber da war ich doch gerade, Mister Parker.«
»Sofern man Miß Burleys Äußerungen am Telefon richtig deutet, dürfte heute nacht mit dem Versuch zu rechnen sein, den Prototyp des Lasergerätes aus dem Panzerschrank der Firma ›Hitec‹ zu entwenden, Mylady«, gab der Butler zu bedenken.
»Unsinn, Mister Parker«, wischte die Detektivin den Einwand beiseite. »Mister Penstick hat mir ausdrücklich versichert, daß der Panzerschrank einbruchsicher ist. Außerdem sagt mir mein untrüglicher Instinkt, daß die Ganoven abwarten, bis sich die Lage wieder beruhigt hat. Heute nacht wird nichts passieren.«
Inzwischen hatte man die stille Wohnstraße erreicht, an der Myladys Domizil lag: ein zweistöckiges Fachwerkgebäude von repräsentativem Zuschnitt, das auf den Grundmauern einer alten Abtei errichtet war. Das Areal, das sich die reiche Dame im Stadtviertel Shepherd’s Market zusammengekauft hatte, bildete eine Oase der Ruhe mitten im hektischen Getriebe der Millionenstadt.
Agatha Simpson begab sich unverzüglich in ihre privaten Gemächer im Obergeschoß und ließ sich von ihrem Butler mit den nötigen Stärkungsmitteln in flüssiger Form versorgen. Als Parker wenig später von unten den Fernseher hörte, wurde ihm klar, was seine Herrin mit »Studien« gemeint hatte. Laut Programmzeitschrift mußte es ein Krimi sein, der gerade über die Mattscheibe flimmerte.
Horace Pickett, den der Butler telefonisch in den Stand der Ermittlungen einweihte, war ein Mann von etwa sechzig Jahren. Seine gepflegte Erscheinung erinnerte an einen pensionierten Offizier. In Wahrheit hatte Pickett einst als »König der Londoner Taschendiebe« seine flinken Finger nach den prallen Brieftaschen wohlbetuchter Mitbürger ausgestreckt.
Seit Parker ihm in unverschuldeter Notlage das Leben gerettet hatte, stand Pickett auf der richtigen Seite des Gesetzes. Er verfügte aber nach wie vor über intime Kenntnisse der Londoner Unterwelt, die sich schon oft als hilfreich erwiesen hatten.
»Gleich morgen früh werde ich einen guten Freund anrufen, der bei der Post arbeitet, Mister Parker«, versprach Pickett. »Er kann mit Sicherheit herausfinden, wem die Nummer 7 32 17 65 gehört. Das ist besser, als wenn Sie bei diesem Mister Ed anrufen. Er würde sich ohnehin nicht mit Namen und Anschrift melden.«
»Ihre freundliche Hilfsbereitschaft verdient aufrichtigen Dank, Mister Pickett«, versicherte Parker, ehe er das Gespräch beendete.
Die Fernsehtöne aus dem Obergeschoß wurden inzwischen von röhrenden Schnarchgeräuschen überlagert. Rasch steckte Parker noch einige Kleinigkeiten ein und verließ das Haus. Mylady würde ihn so schnell nicht vermissen.
*
Bürotrakt und Werkhallen der Firma »Hitec« lagen in tiefer Dunkelheit, als Parker sein hochbeiniges Monstrum am geschlossenen Tor vorbeirollen ließ. Abgesehen von einigen trüben Lampen auf dem Hof, brannte nur in der Pförtnerloge Licht.
Hinter der nächsten Straßenecke stellte der Butler sein Fahrzeug ab und schritt über ein unbebautes Grundstück auf die Backsteinmauer des Hitec-Areals zu. Weit und breit war kein Mensch zu entdecken, aber die düstere Ecke, die er sich zum Übersteigen aussuchte, hatte offenbar schon andere Besucher angezogen. Als Parker am Fuß der Mauer stand, stellte er fest, daß an dieser Stelle der Stacheldraht durchschnitten und zur Seite gebogen war.
Ob »Mister Ed« seine Arbeit schon aufgenommen hatte?
Einen Moment blieb der Butler stehen und lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Kein Geräusch drang an sein Ohr. Auch die geheimnisvolle innere Stimme, die ihn vor tödlichen Gefahren zu warnen pflegte, hüllte sich in Schweigen.
Würdevoll hakte Parker den gebogenen Bambusgriff seines schwarzen Regendachs an der Mauerkrone fest und hangelte sich nach oben.
Der Platz war gut gewählt. Das flache Dach des eingeschossigen Schuppens reichte so dicht an die Mauer heran, daß der Butler ohne Mühe mit einem Schritt hinüberwechseln konnte. Das Gebäude grenzte unmittelbar an eine große Halle.
Nach Parkers Erinnerung mußte dies die Halle sein, in der die Versuchsabteilung für Hochspannungstechnik untergebracht war. Im Keller darunter befand sich der Panzerschrank mit dem Prototyp des tragbaren Lasergerätes.
Vom Dach des Schuppens aus waren die hochgelegenen Fenster der Halle ohne Schwierigkeiten zu erreichen. Diesen Umstand hatten sich offenbar auch Parkers unsichtbare Vorgänger zunutze gemacht. Eins der Fenster war nur angelehnt. Kratzspuren am Rahmen ließen darauf schließen, daß die Einbrecher sich den Zugang gewaltsam geöffnet hatten.
In der weitläufigen Halle war es dunkel und still. Die haushohen Isolatoren der Versuchsanlage waren nur als gespenstische Silhouetten zu erkennen.
Lautlos wie der Schatten eines Nachtvogels ließ der Butler sich durchs Fenster nach innen gleiten und stand im nächsten Moment auf der Galerie, die auf halber Wandhöhe rund um die Halle führte. Erst als er die Treppe an der Stirnwand hinabstieg, waren undeutliche Geräusche zu vernehmen, die aus dem Keller kamen.
Am Schaltpult für die Versuchsanlage, die Firmenchef Roger Clenwick ihm während der Betriebsbesichtigung am Nachmittag erklärt hatte, hielt Parker inne. Leise Stimmen und das Scharren von Schritten drangen aus dem Keller nach oben.
Von jeder Seite der Halle aus führte eine Treppe in die Tiefe. Der Butler entschied sich für die linke und spähte vorsichtig vom oberen Absatz hinab.
Der Mann, der auf den unteren Stufen saß und ein kurzläufiges Schnellfeuergewehr auf den Knien hielt, schien seine Aufgabe als Wachposten nicht sonderlich ernst zu nehmen. Er sog an einer Zigarette und kehrte Parker arglos den Rücken zu.
Als sein Hinterkopf Sekunden später mit der bleigefüllten Bambuskrücke des schwarzen Universal-Regenschirms Bekanntschaft machte, fiel dem Mann zuerst der Glimmstengel aus dem Mund. Anschließend landete seine Waffe mit Gepolter auf dem Boden. Er selbst stieß ein gurgelndes Geräusch aus, ehe er hintenüberkippte und nach einer bequemen Lage suchte, was auf den harten Betonstufen nicht gerade einfach war.
»Was war das?« war eine gedämpfte, nervös klingende Stimme aus einem der angrenzenden Räume zu hören. Hastige Schritte folgten. Gleich darauf erfolgte der Ruf: »Weg hier!«
Parker rechnete damit, daß die flüchtenden Panzerschrankknacker die gegenüberliegende Treppe nehmen würden. Dann kamen sie zwangsläufig an СКАЧАТЬ