Название: Der exzellente Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker Staffel
isbn: 9783740937362
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»Eine Wanze?« vergewisserte sich der Anwalt.
»Ein hochempfindliches Mikrofon mit einem Sender, der immerhin eine Reichweite von mehreren hundert Metern hat, Sir«, gab Parker Auskunft. »Der Empfänger befindet sich hier im Fahrzeug, das man in der Nachbarschaft des fraglichen Lokals abzustellen gedenkt.«
Wenig später bog der Butler in die Gasse, die Kathy Porter ihm genannt hatte. Sie lag etwas abseits der belebten Straßen, in denen sich um diese Zeit noch neugierige Touristen vor Sexshops und einschlägigen Lokalen drängten. Der einsame Spaziergänger, der schlurfenden Schrittes seinen kleinen Hund spazierenführte, fiel ihm sofort auf.
»Guten Abend, Mister Parker«, grüßte der Mann freundlich, als der Butler gehalten und die Seitenscheibe heruntergekurbelt hatte. »Das Lokal ist da drüben. Einen Hintereingang gibt es vom angrenzenden Parkplatz aus.«
»Man dankt für die hilfreiche Information, Mister Pickett«, ließ Parker sich vernehmen. »Darf man fragen, ob Mister Milstone das Lokal allein betreten hat?«
»Seine beiden Bullen sind kurz nach ihm rein«, gab Pickett Auskunft. »Übrigens hatte er eine schwarze Aktentasche dabei, die ihm sehr wichtig zu sein schien.«
Rander verließ den Wagen und ging schräg über die Straße zu dem orientalischen Lokal.
»Ich werde mein Hündchen noch eine Weile hier spazierenführen«, versprach Pickett und entfernte sich. Parker ließ sein hochbeiniges Monstrum noch ein Stück weiterrollen und stellte es hinter der nächsten Straßenecke ab. Dann schaltete er den Empfänger ein.
*
Zögernd betrat Mike Rander das schummrig beleuchtete Lokal und blickte sich um. Orientalische Bauchtanzfans saßen an kleinen, runden Tischen und tranken Pfefferminztee aus Gläsern. Freie Plätze gab es kaum noch.
Die üppige Blondine, die auf der Bühne zu monotoner Musik Schleier, Ketten und diverse Körperteile schwenkte, schien den Geschmack des durchweg männlichen Publikums zu treffen. Begeistertes Johlen und Klatschen begleitete besonders eindrucksvolle Höhepunkte ihrer Darbietung.
Engländer machte der Anwalt unter den Gästen des Lokals nur wenige aus. Die beiden derben Burschen, die gleich neben der Tür in einer Nische lehnten und ihn beim Eintreten mißtrauisch begutachteten, mußten Milstones Leibwächter sein. Das signalisierte schon die Nase des einen, die nach der Behandlung mit Myladys Glücksbringer inzwischen Form und Farbe einer Aubergine angenommen hatte.
Ein dritter Mann von europäischem Aussehen saß allein an einem Tisch seitlich der Bühne. Ihn schien das wogende Fleisch im Rampenlicht weniger zu interessieren. Rander fiel auf, daß er zwischendurch immer wieder zu einem Tisch hinübersah, der abseits in einer dunklen Nische am anderen Ende des Raumes stand.
Die beiden Männer, die dort saßen und sich bei Kerzenlicht unterhielten, mußte Rander sich unbedingt näher ansehen. Sie waren der Grund, warum er dieses Lokal überhaupt betreten hatte.
Der etwa fünfzigjährige Engländer mit leicht ergrautem Haar und rundem, rotem Gesicht entsprach der Beschreibung, die Parker von Ed Milstone gegeben hatte. Auf einem Stuhl neben dem Mann stand die schwarze Ledertasche, die Pickett aufgefallen war.
Sein Gesprächspartner stach von den sonst eher lässig gekleideten Gästen durch gediegene Eleganz ab. Sein dunkler Abendanzug stammte mit Sicherheit nicht von der Stange, wie Rander schon aus der Entfernung registrierte. Der Mann schien nur wenig jünger als Milstone und machte den Eindruck eines mit allen Wassern gewaschenen arabischen Geschäftsmannes.
Gerade war ein Kellner zu den beiden unterwegs. Auf dem Tablett in seiner Hand standen zwei Teegläser und eine Messingschale, die Pistazienkerne und Nüsse enthielt.
Als habe er endlich einen Tisch gefunden, durchschritt Rander rasch das Lokal und legte seinen Weg so, daß er kurz vor dem Tisch der beiden mit dem Kellner Zusammentreffen mußte.
»O Verzeihung«, murmelte der Anwalt.
»Verzeihung, Sir«, sagte auch der Kellner.
Der junge Bursche war flink genug gewesen, dem Zusammenprall auszuweichen, den Rander provozieren wollte. Auch sein Tablett hatte er rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Randers Plan, die hellbraune Erbse unauffällig in der Nußschale unterzubringen, war gescheitert.
Aber nur im ersten Anlauf, denn im selben Moment kam die Bauchtänzerin auf der Bühne dem Anwalt ungewollt zu Hilfe.
Der plötzlich losbrechende Beifall ließ vermuten, daß sie gerade eine besonders akrobatische oder sonstwie reizvolle Darbietung gab. Neugierig drehte sich der Kellner zur Bühne um und übersah dabei, daß Rander die »Wanze« flink zwischen Pistazien und Walnußkernen verschwinden ließ.
Auch Milstone und seinem arabischen Gesprächspartner fiel nichts auf. Sie hätten durch Randers breiten Rücken hindurchsehen müssen, um die blitzschnelle Manipulation zu bemerken.
Gelassen suchte der Anwalt einen Platz in der Nähe der Bühne, der einen guten Überblick bot, und bestellte sich einen Pfefferminztee. Dabei fiel ihm auf, daß der junge Engländer, der so deutliches Interesse für Milstones Tisch gezeigt hatte, nun auch ihn verstohlen musterte. Hatte er etwas gemerkt?
*
Die Qualität des Mikrosenders in der Messingschale auf Milstones Tisch war erstaunlich gut. Parker wunderte sich nur über die rumpelnden Störgeräusche, die hin und wieder den klaren Empfang überlagerten. Er konnte nicht wissen, daß dieses Rumpeln immer dann entstand, wenn einer der Männer in die Schale mit Nüssen langte.
Mike Randers zeitweilige Befürchtung, Milstone oder sein Gesprächspartner könnten die »Wanze« unbemerkt verschlucken, erwies sich jedoch als unbegründet. Die glatte Perle war zwischen den Nüssen hindurchgerutscht und lag ungefährdet auf dem Grund der Schale.
»Sie sind ein gerissener Fuchs, Milstone«, hörte der Butler eine Stimme mit leicht arabischem Akzent. »Es war ausdrücklich vereinbart, daß Sie mir nicht nur die Konstruktionspapiere liefern, sondern auch den Prototyp.«
»Ich weiß, El Malud«, gab Milstone ärgerlich zurück. »Aber ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich den Prototyp erst morgen abend liefern kann.«
»Dann werden Sie auch die fünfzigtausend Pfund erst morgen abend erhalten«, entgegnete sein Gegenüber. Die Stimme klang liebenswürdig, hatte aber einen eisigen Unterton.
»Entweder Sie zahlen mir die Hälfte jetzt, El Malud, oder ich nehme die Papiere wieder mit.«
»Ohne den Prototyp kann ich mit den Papieren auch nichts anfangen, Mister Milstone.«
»Ich hätte den Prototyp ja mitgebracht, wenn mir nicht jemand anders zuvorgekommen wäre, EI Malud.«
»Was soll das heißen, Mister Milstone, daß Ihnen jemand anders zuvorgekommen ist?«
»Es gibt eine andere Gang, die ebenfalls auf den Laser scharf ist. Die Leute haben meinen Jungs das Ding vor der Nase weggeschnappt. Künstlerpech sozusagen.«
»Diese Geschichte klingt nicht sehr glaubwürdig, Mister Milstone. Ich würde eher annehmen, daß Sie den Prototyp als Pfand zurückhalten, um meine Zahlungswilligkeit auf die Probe zu stellen.«
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