Название: APEX
Автор: Ramez Naam
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Nexus
isbn: 9783958352988
isbn:
Er konnte nicht aufhören zu lachen. Er hatte zwei der größten Gegner der Zukunft an diesem Morgen eliminiert, menschlich puristische Faschisten zusammen mit hunderten ihrer Kopfnicker. Er hatte für die gesamte Nation ein Exempel statuiert.
Ich habe den Auslöser gedrückt, dachte er sich. Ich! Und dabei hatte mich dieser Maximilian Barnes jahrelang finanziert.
Es war absurd.
Gesichter schossen ihm durch den Kopf. Gesichter von Männern und Frauen, die er gekannt hatte. PLF Funktionäre, die erwischt, getötet und inhaftiert worden waren.
Sein Lachen verstummte.
Barnes. Barnes hatte diese Männer und Frauen angeheuert.
Mehr Gesichter. Die Attentäter, die versucht hatten, ihn außerhalb von Austin umzubringen. Die ihm auf dem Friedhof aufgelauert hatten. Breece hatte sie umgebracht. Wie sie um ihre Leben gefleht hatten!
Auch sie waren von Barnes geschickt worden.
Breeces Gesicht wurde grimmig.
Er griff nach seinem Slate, um die Dokumente nochmals zu durchsuchen und Ausschau nach Details zu halten, die ihm behilflich sein könnten. Die Angelegenheit würde in einem Chaos ausarten. Und Barnes … Barnes würde so einige Fragen zu beantworten haben.
Eine Nachricht poppte auf seinem Slate auf.
] Ich kann dich zu Maximilian Barnes führen.
Breece erstarrte. Angst stieg in ihm empor. Er ließ das Slate fallen, drehte sich um und suchte mit seinen Augen das Zimmer ab. Die Waffe war in seiner Tasche versteckt, da drüben im Schrank.
Er drehte sich wieder zurück, um den Text auf seinem Tablet zu löschen, als eine weitere Nachricht auf dem Bildschirm aufleuchtete. Von einer App, die er nicht einmal installiert hatte.
] Ich bin nicht dein Feind. Wenn ich es wäre, wärst du längst tot.
Breece starrte auf das Ding. Er sollte davonrennen. Die Daten löschen, sich sein Gewehr schnappen und seine Tasche packen. Den Raum desinfizieren, seine Identität löschen und seinem Team raten, das gleiche zu tun.
Aber Barnes …
Weitere Nachrichten leuchteten auf dem Bildschirm auf.
] Du befindest dich im Zimmer 418 des Roadside Express in Quincy, MA.
] Das ist südlich von Boston. Du hast gestern um 15.07 Uhr eingecheckt.
Breece drehte sich der Magen um.
] Dein wahrer Name ist Andrew Marcum.
Ihm wurde speiübel.
] Wäre ich von der Strafverfolgungsbehörde, dann wäre die Polizei längst vor deiner Tür.
Das alles könnte ein Trick sein, dachte Breece. Eine Verzögerungstaktik, während die Truppen heranrückten, um ihn zu holen.
] Ich kann dich zu Barnes führen. Aber es bleibt nicht mehr viel Zeit. Es muss jetzt geschehen.
Er streckte seine Hand aus, um das Bedienfeld seines Slates zu betätigen, woraufhin eine Tastatur herausfuhr. Der Bildschirm des Tablets rastete in einem Winkel ein, der es zu einem Terminal umfunktionierte.
> > Wer bist du?
] Ich bin ein Freund, Breece. Ich bin jemand, der dich schon seit einer Weile beobachtet.
] Und ich kann dich zu dem Mann führen, der dich all die Jahre belogen hat.
] Zu dem Mann, der dich benutzt hat. Der dich hintergangen hat. Dich und so viele andere.
] Aber nur, wenn wir es auf meine Art machen.
Breece starrte auf den Bildschirm. Dann bewegten sich seine Finger.
> > Ich habe meine eigenen Bedingungen.
Barnes ging wieder hinein. Auf kurze Sicht gesehen war Verleugnung für ihn der Schlüssel zum Erfolg. Die Wahlen würden in weniger als achtundvierzig Stunden vorüber sein. Ein Großteil des Landes hatte bereits auf elektronischem Wege seine Stimme abgegeben. Zu diesem Zeitpunkt standen die Chancen gut, dass einem Wahlsieg Stocktons nichts mehr entgegenstehen würde.
Ich habe das möglich gemacht, sagte Barnes zu sich selbst. Ich. Durch den Anschlagsversuch in DC.
Alles was er jetzt noch tun musste, war, alles zu leugnen. Zu verhindern, dass jegliche Fakten bestätigt werden würden. Es würde keine Beweise geben. Er war mit dem System mehr als vertraut. Das DHS hatte schon längst gelernt, dass es in einem Überwachungsstaat unerlässlich war, bestimmte Leute in bestimmten Situationen zu übergehen. Eine Standardisierung der Codes quer über kommunale, staatliche und lokale Ebenen hinweg hatte dies möglich gemacht. Als das DHS Fördergelder in Milliardenhöhe für den Verfassungsschutz ausgegeben hatte, konnten sie die Bedingungen festlegen und die Gelder dazu nutzen, an die Daten zu gelangen, die sie brauchten. Sie waren dadurch befähigt gewesen ihre Software großflächig zu verbreiten.
Und genau das hatten sie getan.
Er war einer der wenigen, der das System dazu bringen konnte, Dinge zu übersehen. Einer der wenigen, die überhaupt wussten, dass dies möglich war. Und so gab es keine Belege für seinen Trip nach DC. Keine Verkehrskamera hatte in dieser Nacht auch nur irgendeine Information über sein Auto gespeichert. Kein Mobilfunkmast konnte Daten zu einem Kontakt abrufen, den er auf diesem Trip mit seinem Handy aufgebaut hatte. Kein Tor, kein Aufzug und keine Tür im ERD hatten sein Gesicht oder seinen Ausweis im entscheidenden Moment registriert.
Die PLF konnte nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden. Die Server, auf denen seine Dateien gespeichert waren, sahen nie seinen wahren Aufenthaltsort oder seine Identität, wenn er eine Verbindung aufbaute – er leitete sie immer über eine anonymisierende Cloud um. Eine, von der er wusste, dass die NSA sie noch nicht hinreichend überwachen konnte. Und der Rest – Holtzmans Aktenkoffer, der kleine Vorrat an winzigen, grünen Pillen, die anderen technischen Werkzeuge – das alles war in einem sicheren Lagerraum verwahrt, der keine Belege dafür aufwies, dass er jemals dort gewesen war. Geschweige denn Spuren seiner Fingerabdrücke oder DNA.
Es würde alles gut werden. Nur ruhig bleiben. Alles abstreiten. Er würde großartige Anwälte anheuern. Sie würden Ungereimtheiten in den Aufzeichnungen finden. Demonstrieren, dass das alles hätte gefaked sein können. Vielleicht würden sie ihre eigenen gefälschten Aufzeichnungen hinzuziehen, die zeigten, dass Elvis den Mann getötet hatte. Oder Gandhi. Und das war’s.
Er tippte Notizen an sich selbst in sein Telefon, stellte einen Wecker für 6 Uhr morgens und zwang sich einzuschlafen.
Noch bevor sein Wecker losging, wachte er auf. Es war 3.33 Uhr in der Nacht. Wünsch dir was, flüsterte eine Stimme in ihm. Die Stimme seiner Mutter. Sein Vater hätte ihn blutig geschlagen, hätte er einen so schwachen Gedanken wie diesen geäußert. Der Sturm dort draußen klang, als würde er abklingen, immer schwächer werden, während Zoe sich im Landesinneren langsam beruhigte.
Eine Idee kam in ihm hoch. Ein Gedanke.
Holtzman СКАЧАТЬ