Название: APEX
Автор: Ramez Naam
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Nexus
isbn: 9783958352988
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»Diese Anschuldigungen«, sagte Stockton. »Dass wir die PLF erfunden hätten …«
»Lächerlich«, sagte Greg Chase.
»Es gibt da noch etwas, das Sie sehen sollten, Mr. Präsident«, sagte Pryce. »Springen Sie nach vorne, bis nach dem Ende des Videos. Da sind Aufnahmen von Dokumenten, die sich als Memos der 32er und 33er Jahre herausgestellt haben. Memos der Jameson-Regierung – als Sie Vizepräsident waren. Und Tagebucheinträge, vermutlich von Warren Becker.«
Dem verstorbenen Warren Becker, was sie dabei jedoch nicht erwähnte.
Warren Becker war Direktor der Enforcement Division des ERD. Er hatte die Mission geplant, die Kaden Lane als Köder für Su-Yong Shu eingesetzt hatte und versucht, ihn als Maulwurf in ihr Labor einzuschleusen.
Er hatte auf diesen Coup hingedrängt und es geschafft, Lane und seinen Spion aus Thailand wieder abzuziehen, als die Dinge nicht wie gewünscht entwickelt hatten. Daraufhin lief es allerdings noch schlechter.
Warren Becker war kurze Zeit später einem tödlichen Herzinfarkt erlegen, offensichtlich stressbedingt. War das nicht äußerst praktisch? Dies hatte nach der Katastrophe in Thailand eine Aussage seinerseits vor dem Senatsausschuss der Homeland Security verhindert. Es hatte Pryce vor Peinlichkeiten bewahrt. Und es hatte den Präsidenten geschützt.
Warum hatte mich das nicht stärker beunruhigt?, fragte sie sich.
Sie fuhr mit ihren Ausführungen fort: »Diese Dokumente erwecken den Anschein, dass die PLF unter falscher Flagge ins Leben gerufen wurde und autorisiert war, Missionen in den USA und dem Ausland zu inszenieren. Eine ihrer Hauptaufgaben war auch die Manipulation der Medien, um Verbote neu auftretender technologischer Bedrohungen zu unterstützen.«
Stockton spulte vor. Seine Augen bewegten sich, dann pausierte er das Video, um es daraufhin wieder weiterlaufen zu lassen.
Seine Lippen bebten, er schüttelte den Kopf, während er es wiederholt abspielte. Schließlich sah er auf. »Es muss ein Fake sein. Das sind nicht wir. Wir tun so etwas nicht.«
Pryce sagte nichts dazu.
Stockton runzelte die Stirn.
»Chase«, sagte er, wobei sein Blick immer noch auf Pryce gerichtet war.
»Sie können gehen.«
»Mr. Präsident …«, fing sein Pressesprecher an zu protestieren.
»Ich werde Sie zu einem späteren Zeitpunkt brauchen«, sagte Stockton, etwas sanfter. »Geben Sie mir hier nur eine Minute mit Carolyn.«
Chase schluckte und nickte. »Ja, Sir.«
Pryce wartete, als Greg Chase die gesicherte Suite verlassen hatte, still und in sich ruhend.
Stille war eine Waffe. Selbstbeherrschung ein Werkzeug.
Die Tür schnappte zu.
»Sie wissen etwas«, sagte der Präsident.
Sie schüttelte ihren Kopf. »Nein.«
»Dann haben Sie einen Verdacht«, sagte er.
Pryce hielt seinem Blick stand. Mächtige Männer gaben klein bei unter ihrem starren Blick. Das hatte ihr Stockton einst gesagt. Er hatte ihr eine Liste an Generälen, Senatoren, Geheimdienstdirektoren und ausländischen Staatsoberhäuptern heruntergebetet, von denen er behauptete, sie könnten ihrem Blick nicht standhalten.
Nun sah er sie erwartungsvoll an.
Pryce begann zu sprechen. »Die Sache ist nur, dass es nicht unmöglich ist, Herr Präsident.«
»Wir tun solche Dinge nicht, Carolyn«, wiederholte er.
»Es gibt Präzedenzfälle«, erklärte sie ihm. »Wir haben früher schon falsche Flaggen eingesetzt. Und wir hatten Rückschläge.«
»Ich bin der Präsident«, erwiderte Stockton. »Ich würde davon wissen. Sie würden davon wissen.«
Pryce presste ihre Lippen fest aufeinander. »1962 bewilligten die Vereinigten Generalstabschefs die Operation Northwoods. Der Plan sah eine Inszenierung von terroristischen Anschlägen auf US-amerikanischem Boden vor. Mindestens ein US-Passagierflugzeug sollte gekapert, vermutlich ein weiteres abgeschossen und für all das kubanische Spione verantwortlich gemacht werden, um eine Invasion auf Kuba zu rechtfertigen. Jeder einzelne Generalstabschef war darin involviert. Der einzige Grund dafür, dass dies nicht in die Tat umgesetzt wurde, ist, dass Kennedy sein Veto eingelegt hatte.«
Sie legte eine Pause ein. »Vielleicht bin ich nicht die Einzige, die mit dieser Geschichte vertraut ist. Vielleicht wollte jemand dieses Veto nicht.« Stockton starrte sie an. Er schüttelte seinen Kopf. Dann drückte er einen Knopf auf dem Sicherheitstelefon vor ihm.
»Ja, Mr. Präsident?«, antwortete seine Sekretärin sofort.
»Bringen Sie mir Barnes ans Telefon«, sagte Stockton.
Nicht einmal eine Minute später sagte Stocktons Sekretärin: »Ich habe den amtierenden Direktor Barnes am Apparat, Mr. Präsident.«
»Barnes«, sagte Stockton.
Pryce beobachtete und lauschte.
»Mr. Präsident«, antwortete Barnes’ Stimme.
Wenn es jemanden gab, dem Pryce mehr als sich selbst zutraute, Stille als eine Waffe einzusetzen, dann war es Maximilian Barnes. Doch in diesem Moment klang die normalerweise vollkommen besonnene Stimme des Mannes heiser und voller Emotionen.
War das echt? Oder war es gespielt?
»Ich habe gerade das Video gesehen«, sagte er. »Ich bin unschuldig, Sir. Und ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung. Wenn Sie meinen Rücktritt verlangen, füge ich mich vollständig.«
»Barnes«, antwortete ihm der Präsident. »Wo befinden Sie sich gerade?«
»Ich bin auf meiner Familienranch, Sir Ich kam hier raus, als die Evakuierung für Zoe auferlegt wurde.«
Seine Ranch ist in Pennsylvania, erinnerte sich Pryce.
»Wo waren Sie letzte Nacht, Barnes?«
Barnes antwortete ihm augenblicklich. »Hier, Mr. Präsident. Die Überwachungsaufzeichnungen des Hauses werden das beweisen. Genauso mein Telefon und mein Wagen.«
»Haben Sie Zeugen?«, fragte Stockton.
»Nur ich bin hier«, sagte Barnes. »Ich arbeite bis spät in den Abend hinein. Alleine. Obwohl Dr. Holtzman das wahrscheinlich zu seinem eigenen Wohl bezeugen dürfte.«
»Holtzman ist tot, Barnes.«
»Tot?« Barnes Stimme wurde tiefer. »Wie? Wann?«
Stockton schaute zu Pryce hinauf. Sie schüttelte ihren Kopf.
»Was СКАЧАТЬ