APEX. Ramez Naam
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Название: APEX

Автор: Ramez Naam

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Nexus

isbn: 9783958352988

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      Samstag, 03.11.2040 Maximilian Barnes stand auf der Terrasse hinter dem ausladenden Landhaus, das er geerbt hatte. Der strömende Regen peitschte gegen das hölzerne Vordach über ihm. Der Wind griff nach ihm, umwehte ihn mit eisigem Regen, wehte durch sein dichtes, schwarzes Haar. Da draußen, an der Grundstücksgrenze, floss der Susquehanna Fluss hoch und schnell, fast schon auf Fluthöhe, als würde er seine Grenzen austesten wollen. Weiße Kreisel bildeten sich auf der unruhigen Flussoberfläche. Sogar hier, hundertsechzig Kilometer nördlich von DC, spürte man noch die Auswirkungen von Hurrikan Zoe, die die Landschaft in ihrem Zorn verwüstete.

      Barnes‘ Gesicht war genauso zornig wie dieser Sturm, seine Augenbrauen waren zusammengezogen, die Kiefer zusammengepresst, seine dunklen Augen bewegten sich hin und her, als würde er nach etwas suchen, an dem er seine Wut auslassen konnte.

      »Verdammt!« Er schlug seine Faust energisch gegen das hölzerne Geländer und fühlte es unter seiner Hand zersplittern.

      Nach allem, was er für dieses Land getan hatte.

      Er war so dumm gewesen. Holtzman war nicht wie Becker, er war nicht wie die anderen. Er war kein Patriot. Und Becker … wie hatte Becker diese Daten nur zurücklassen können? Wieso hatte der Virus sie nicht zerstört? Wie hatten sie Holtzman nur in die Finger gelangen können?

      Es war nicht mehr von Bedeutung. Alles, was jetzt noch wichtig war, war die Mission: Amerikas Sicherheit zu gewährleisten. Amerika wachsam gegenüber den Bedrohungen zu halten, die er nur zu gut kannte.

      Barnes schloss seine Augen und alles kam wieder in ihm hoch. Die Indoktrination. Die Schläge. Das ständige Bestreben, perfekt zu sein und gleichzeitig zu wissen, dass es nicht gut genug war. Die wahnsinnigen Tiraden über eine Herrenrasse. Darüber, die Menschheit zu perfektionieren und wieder von Neuem zu beginnen. Er hatte dieses Haus mit fünfzehn verlassen, hatte mit achtzehn seinen Namen von Bauer in Barnes geändert und doch war es ihm nie möglich gewesen, jemals etwas anderes zu tun, als sich selbst immer wieder anzutreiben und zu drängen. Immer noch erwischte er sich dabei, wie er jede Weiterentwicklung verfolgte, die auf den Markt kam – legal oder nicht – um zu sehen, ob sie ihm diesmal zu einem Vorsprung verhelfen würde. Ihn dem näherbringen würde, was sein Vater, den er gehasst und mit dem er jahrelang nicht gesprochen hatte, gewollt hätte.

      Nur, um dann eines Tages aufzuwachen und die Meldungen von tausenden Toten in Laramie zu hören. Um die Worte »Aufstand der Arier« zu hören und die Bilder dieser Klone zu sehen, dieser »perfekten« transhumanen Klonkinder, die genetisch immun gegen die Seuche waren, die sie gedachten, zur Auslöschung der Menschheit einzusetzen.

      Bösartige kleine transhumane Arier, darauf aus, den Rest der Menschheit auszulöschen.

      Grausame, kleine Klone, die zwar nicht ganz so aussahen wie Maximilian Barnes. Jedoch glichen sie dem Jungen, der er zu jenem Zeitpunkt gewesen war, mehr als es ihm lieb war.

      Damals war er in der Asher-Regierung gewesen, kam gleich danach zum FBI. Er erzählte ihnen alles über seine Herkunft, darüber was er über den »Arier-Aufstand« wusste. Er erzählte seinen Vorgesetzten im Weißen Haus davon und war überraschenderweise dafür belohnt worden: Ihm war eine politische Stelle angeboten worden und von da aus hatte er es bis in die Regierung unter Jameson gebracht. Und dann in die unter Stocktons Leitung. Er war der Jäger neu entstehender Technologien. Der Mann, der Präsident Jameson überzeugt hatte, die Klone des »Arier-Aufstands« zu euthanasieren. Er war der Mann, der für das Programm verantwortlich gewesen war, das sicherstellen sollte, dass die US-amerikanische Öffentlichkeit niemals in ihrer Opposition zu transhumanen Technologien wankte.

      Maximilian Barnes war ein Mann, der das Angesicht des Bösen kannte. Und er würde verdammt sein, wenn er jemals zulassen würde, dass die Öffentlichkeit in ihrer Entschlossenheit nachließ oder ein Waschlappen wie Senator Stanley Kim das Weiße Haus einnehmen und die Schleusen für die transhumanen Wesen und künstlichen Intelligenzen öffnen würde. Oder gar Schlimmeres.

      In einem Motelzimmer am Rande von Massachusetts neigte sich ein Mann namens Breece über seinen Tisch und starrte auf sein Slate. Er war groß, breitschultrig und muskulös, was jedoch nicht auf den ersten Blick erkennbar war.

      Sein Haar glänzte rot-blond in dieser Nacht und war lang genug, um gekämmt werden zu müssen, jedoch nicht viel länger. Seine Augen waren genauso unscheinbar wie seine Frisur. Doch so hatte er es am liebsten.

      Breece ließ das Video erneut abspielen. Er bediente das Slate mit verkrampften Fingern, ließ den Ton über Kopfhörer abspielen, damit niemand in diesem billigen Motel mitkriegen würde, wie er sich das Video fast zwanghaft immer und immer wieder ansah.

      »Die PLF ist eine Lüge … die ihr erschaffen habt

      Breece schüttelte ungläubig den Kopf.

      Er spulte zurück zu den Dokumenten, die zusammen mit dem Video veröffentlicht worden waren. Ein Memorandum, das von Präsident Miles Jameson unterzeichnet war. Ein Memorandum, das die Posthuman Liberation Front als eine Operation unter falscher Flagge geschaffen hatte, eine Frontgruppe, die von einer Teildirektion angeführt wurde, die später zum Emerging Risks Department der Homeland Security werden würde und die ausgerechnet von einem Mann namens Maximilian Barnes geleitet wurde.

      Maximilian Barnes war strategischer Berater für Jameson gewesen und danach für Präsident John Stockton.

      Maximilian Barnes war vor vier Monaten zum leitenden Direktor des Emerging Risks Department der Homeland Security auserkoren worden, als Breeces Bombe, die eigentlich für Stockton gedacht war, den derzeit leitenden Direktor des ERD getötet hatte.

      Gottverdammt. Breece hatte diesem Typen zu seiner Beförderung verholfen.

      Und die ganze Zeit …

      Und die ganze Zeit war Maximilian Barnes auch gleichzeitig Zarathustra gewesen. Der Anführer der Posthuman Liberation Front.

      Breeces Vorgesetzter in der Angelegenheit.

      Der Mann, der Breece die Marschbefehle gegeben hatte, ihn auf Missionen geschickt hatte. All die Jahre.

      Breece zog sich die Kopfhörer aus den Ohren, warf das Slate auf den Schreibtisch, ließ sich in seinen Stuhl fallen und hielt sich seine Hände vors Gesicht.

      Das alles ergab nun so viel Sinn. All diese Missionen, die Schlagzeilen gemacht hatten. Bei denen die menschlichen Ziele jedoch knapp dem Tod entkommen waren.

      Oh Gott. Dieser Fehlschuss! Der Fehlschuss auf Stockton. Die Software hätte das Geschütz perfekt abfeuern sollen. Die Kugel hatte Stocktons Kopf nur knapp verfehlt!

      Zarathustra hatte ihnen die Software zur Verfügung gestellt. Natürlich.

      Zara war so wütend gewesen, dass Breece improvisiert und eine Bombe in den Plan involviert hatte, zusätzlich zur Schusswaffe.

      Der Fehlschlag war geplant gewesen.

      Sie waren ausgetrickst worden.

      Und dann fing Breece an zu lachen.

      Weil Zara – Barnes – zwar geplant hatte, sie auszuspielen, aber er hatte nicht miteingeplant, dass Breece die Bombe in DC zünden würde. Oder die in Chicago.

      Barnes hatte sicherlich nicht miteingeplant, СКАЧАТЬ