Название: Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker Staffel Staffel
isbn: 9783740948870
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Der Garten, der sich bis hinunter an den Strand erstreckte, war total verwildert und mit Abfall- und Schutthaufen durchsetzt. Für Wanderratten eine ideale Zwischenstation.
Die Tür zur Strandvilla, um bei diesem Ausdruck zu bleiben, war weit geöffnet. Der vorbeitreibende Seewind riß aus der ehemaligen Wohnhalle Schwaden seltsamer Gerüche ins Freie. Es handelte sich um eine Mischung, deren Hauptbestandteile aus dem süßlichen Rauch von Haschisch, aus verdorbenen Speisen, aufdringlichem Parfüm und warmem Mief bestanden.
Vor dem Haus tauchte Judy Calmer auf, etwas ängstlich mit Triumph darüber, daß sie der Überwachung in der Stadt entwischt war.
Sie zuckte zusammen, als plötzlich aus dem Holzbau das Gewimmer einer falsch gespielten Okarina zu hören war. Der dünne und feine, irgendwie gebrochen klingende Ton hörte sich unwirklich und quälend an.
Judy, die bereits einen Fuß auf die nur noch angedeutet zu erkennende Schwelle gesetzt hatte, blieb stehen. Die Angst wurde plötzlich größer als die Neugier. Und vom Triumphgefühl spürte sie überhaupt nichts mehr.
Sie sah in das Dämmerlicht des Hauses, wandte sich um, registrierte die Morgensonne und dachte unwillkürlich an ihre Eltern.
Doch wie unter einem fremden Zwang folgte sie der Melodie der wirklich schlecht gespielten Okarina. Oder handelte es sich um gar keine Melodie? Phantasierte hier einer auf dem Instrument, ohne es überhaupt spielen zu können.
»Judy?«
Sie blieb sofort stehen, als sie angesprochen wurde.
»Ich habe dich schon seit ein paar Minuten gesehen«, sagte die seltsam hohe Stimme aus dem Dämmerlicht heraus, »komm doch herein. Es wird dir gefallen.«
Ihre Augen hatten sich an das Dämmerlicht gewohnt. Judy erkannte einen jungen Mann, dessen Oberkörper nackt und ausgemergelt war. Sein Haar fiel bis hinunter auf die Schultern. Er rauchte aus einer Maiskolbenpfeife und sah eigentlich überhaupt nicht gefährlich aus.
»Woher kennen Sie mich?« fragte Judy und lächelte mechanisch vor Aufregung.
»Marty hat mal ein paar Bilder von dir gezeigt«, sagte der junge Mann. Er erhob sich von einer Kiste und kam ihr mit ausgebreiteten Armen entgegen. »Bist du allein?«
»Natürlich«, sagte Judy. »Marty ist doch…«
»Ich weiß, Marty ist verunglückt.« Der junge Mann sprach mit einem seltsamen Singsang in der Stimme, als sei er berauscht. »Für uns alle schlägt irgendwann einmal die Stunde. Ich bringe dich zu Johnny.«
»Wird er sich nicht wundern, daß ich hier bin?«
»Kaum, Judy. Marty wird dir wahrscheinlich doch erzählt haben, wo wir wohnen, leben und glücklich sind.«
»War das schlimm?«
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr, Judy. Komm!«
Sie hätte vielleicht jetzt noch weglaufen können, doch Judy blieb, und im Grunde gegen ihren eigenen Willen. Sie folgte dem jungen Mann, der sich einer baufällig wirkenden Treppe näherte, die hinauf ins Dachgeschoß führte.
Der junge Mann kümmerte sich nicht weiter um sie. Er schien es für selbstverständlich zu halten, daß Judy nachkam. Und während er mit müden, schlurfenden Schritten die Stufen nahm, blies er auf der Okarina, selbstvergessen und falsch.
»Dieser Rocker-Bert heißt mit Nachnamen Single und fährt tatsächlich einen Rolls«, berichtete Sergeant McLean, der mit ungewöhnlicher Energie herum telefoniert hatte. »Er wohnt bei seiner Mutter im Osten der Stadt, Maryland Street 2347.«
»Weiter, weiter«, drängte Madford gereizt, »und wem gehört der Ford …?«
»Einem gewissen Johnny Coolway«, redete McLean ungerührt weiter. Madford schaffte es einfach nicht, ihn aus der Ruhe zu bringen.
»Das ist der Leithammel, nach dem wir suchen«, schaltete Mike Rander sich ein und sah McLean erwartungsvoll an.
»Ich glaub’ nicht, daß seine Adresse uns weiterbringen wird«, meinte McLean, »seine Adresse ist Wilmette … Curzon Street 876 … Aber in Wilmette sind Sie ja nicht in der vergangenen Nacht gewesen, oder?«
»Bageside«, erklärte Rander noch einmal, »in diesem kleinen Nest pickte Johnny die Rocker auf…«
»Und dort müßte er meiner bescheidenen Ansicht nach auch zu finden sein«, sagte Josuah Parker, »leider vermochte der Nachtportier der kleinen Fremdenpension sich nicht an Mister Johnny zu erinnern …«
»Dann schalte ich halt die Fahndung ein«, erklärte Madford entschlossen, »es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir keine vergammelte Strandvilla finden könnten, in der sich Hippies eingenistet haben.«
»Natürlich werden Sie die sanften Lämmer früher oder später finden«, sagte Rander, »aber was wollen Sie diesen Leuten nachweisen? Selbst wenn sie Judy umbringen oder umgebracht haben wie Marty Galbert?«
»Und wie sieht Ihr Gegenvorschlag aus…?«
»Na, Parker, haben Sie was auf Lager?« fragte Rander und wandte sich an seinen Butler.
»Man sollte sich vielleicht noch einmal zurück nach Bageside bemühen«, schlug Parker prompt vor, »jener Ort, Sir, der Sie und eine bescheidene Wenigkeit nur in der Nacht sah, könnte vielleicht bei Tageslicht Spuren offenbaren, die zu dem gesuchten Leithammel führen.«
Judy blieb wie erstarrt stehen.
Sie sah in einen sehr großen, fast saalartigen Dachraum, dessen frühere Trennwände man herausgerissen hatte. Weit hinten an der Stirnseite saß Johnny mit unter dem Körper verschränkten Beinen. Er glich einem sehr mageren Buddha, der meditiert und überhaupt nicht mitbekommt, was um ihn herum geschieht.
Dabei hätte sein Interesse sich mit Sicherheit gelohnt.
Um ihn herum lagen oder saßen einige nicht übel aussehende, Mädchen, alle achtzehn bis fünfundzwanzig Jahre jung. Sie trugen bunte Stirnbänder, kittelartige Kleider, die ungewöhnlich kurz waren, und sie sahen wie fasziniert auf Johnny, der plötzlich den Kopf hochnahm und in Richtung Judy blickte.
Der Spieler auf der Okarina schlurfte zu Johnny hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Daraufhin winkte Johnny in Richtung Judy und lächelte dünn.
Die Lichtverhältnisse auf dem Dachboden waren trotz der Morgensonne nicht sonderlich gut. Doch Judy, die langsam auf Johnny zuschritt, konnte genug sehen. Brennende Kerzenbündel neben Johnny schufen so etwas wie eine Spezialbeleuchtung mit Sondereffekt.
»Judy Calmer…!?« Johnnys Stimme klang hell und brüchig.
»Ich bin Judy«, erwiderte das junge Mädchen, »ich hätte vielleicht nicht kommen sollen, oder?«
»Ich frage, du wirst antworten!« Johnny erhob sich mühelos von seinem Schneidersitz. Die bestickte Pelzweste fiel über der nackten Brust auseinander. Judy starrte auf das handtellergroße Medaillon, das auf Johnnys Brust baumelte. Dieses Medaillon schien von innen heraus in tiefem Rot zu glühen.
»Entschuldige, СКАЧАТЬ