Animant Crumbs Staubchronik. Lin Rina
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Читать онлайн книгу Animant Crumbs Staubchronik - Lin Rina страница 18

Название: Animant Crumbs Staubchronik

Автор: Lin Rina

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783959913928

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Beschwingt nahm ich die Zeitungen vom Tresen und versuchte darauf zu achten, die Manschetten meiner cremefarbenen Bluse nicht mit Druckerschwärze zu versauen.

      »Tja«, machte eine tiefe Stimme hinter mir und ich schaffte es, nicht zusammenzuzucken, obwohl mein Herz einen gewaltigen Satz machte. »Bei Ihnen möchte ich kein Schüler sein, Miss Crumb«, meinte Mr Reed fast tadelnd und ich drehte mich mit einem Mal zu ihm um.

      Ich sah nicht sonderlich elegant aus mit dem Stapel Papier auf dem Arm, aber wenigstens fiel mir sofort etwas ein, was ich ihm antworten konnte.

      »Vielleicht hätten Ihre Manieren das aber nötig«, gab ich schroff zurück, strafte ihn mit einem kurzen, strengen Blick, machte einen höflichen Knicks und ließ ihn dann mit den Büchern zurück, die er auf dem Tresen abgelegt hatte.

      Ihm schien so schnell wohl nichts Passendes eingefallen zu sein, denn er sah mir nur überrascht hinterher und ich machte mich nun gut gelaunt daran, die neuen Zeitungen in die Holzverspannungen einzufädeln.

      Jetzt fühlte ich mich voller Tatendrang, stellte die Zeitungen in den Ständer zurück und schnappte mir die alten, um einen Blick ins Archiv zu werfen.

      Es tat gut, Kontra zu geben, den Ärger nicht immer runterzuschlucken und ich fühlte mich beinahe euphorisch.

      Jedoch schwand meine Hochstimmung sehr schnell wieder, als ich die steinernen Treppenstufen nach unten ins Archiv stieg. Ich trug eine Laterne bei mir, die ich oben an einem Haken gefunden hatte, und trotzdem wurde das Licht scheinbar von den Wänden verschluckt und verwandelte alles in düstere, tanzende Schatten.

      Die Treppe endete so abrupt, dass ich in Erwartung weiterer Stufen beinahe hingefallen wäre. Es war ein ekliges Gefühl, mit vor Schreck rasendem Herzen im Halbdunkel zu stehen und kein anderes Geräusch zu hören als den eigenen Atem.

      Ich räusperte mich, richtete mich auf und hielt die Laterne in die Luft. Vor mir führte ein Türbogen in ein weites Gewölbe und ich schlich vorwärts, die alten Zeitungen an meine Brust gepresst, in der beständigen Hoffnung, hier unten niemandem zu begegnen. Denn eine Person, die aus den Schatten auftauchte, würde mein Herz nicht verkraften.

      Ein gespenstischer Luftzug bewegte meinen Rock, streichelte meine Wange und ich quietschte erschrocken auf, obwohl gar nichts geschehen war. Ich verspürte den Drang, mich zu bekreuzigen, um das Böse abzuwehren, obgleich ich eine Frau der Wissenschaft war und an böse Geister überhaupt nicht glaubte. Leider hatte ich die Hände voll und zwang mich selbst, weiter in den stockfinsteren Raum zu treten.

      Sei nicht so ein Angsthase, ermahnte ich mich und traute mich doch nicht, einen Mucks zu machen.

      Ich versuchte die Laterne weiter vor mich zu halten, um besser sehen zu können, als das Licht sich plötzlich in einem glatten Gegenstand brach und für einen winzigen Moment ein riesiger Raum voller Schränke erschien, der gleich wieder im Nichts versank, als ich mit der Hand zurückzuckte.

      Was war denn das gewesen?

      Langsam streckte ich die Laterne wieder nach vorne. Neben mir an der Wand stand ein Tischchen mit einem Spiegel, ähnlich einer Frisierkommode, in dessen Mitte eine Laterne stand. Ich nahm sie herunter und stellte stattdessen meine eigene dorthin. Sofort erhellte sich das gesamte Gewölbe in schummrigem Licht.

      Gegenüber meiner Laterne war ein zweiter Spiegel an der Wand, der das Licht wiedergab, und diesem gegenüber wieder einer mit demselben Effekt. Es führte sich fort bis in den hintersten Winkel des Archivs. Von Spiegel zu Spiegel, erleuchtet von nur einer einzigen Laterne.

      Ich war fasziniert und schockiert gleichermaßen, und leider tröstete mich diese außergewöhnliche Entdeckung nicht über das Unwohlsein hinweg, das ich in diesen Gemäuern verspürte.

      Ein leichter Zug lag in der Luft, die so trocken war, dass mir das Schlucken nach wenigen Augenblicken schon schwerfiel.

      Ich ließ die Laterne auf dem Tischchen und wagte mich langsam weiter in den Raum. Die Schränke standen in langen Gängen, Rücken an Rücken und sie alle waren mit metallenen Schildern beschriftet.

      Der Schrank für die Zeitungen war weit vorne. Als ich diesen öffnete, fand ich mehrere Kisten, für jedes Zeitungshaus eine. Ich beeilte mich, die richtigen Kisten für meine im Stapel befindlichen Papiere zu finden und schloss den Schrank wieder.

      Furchtsam schreckte ich zusammen, als ich im Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm, wich zurück und stieß mit dem Rücken gegen einen der Schränke, in dem es laut schepperte. Mein Herz schlug so heftig gegen meine Rippen, dass es wehtat. Es dauerte aber nur einen Moment, bis ich erkannte, dass ich mich vor meinem eigenen Spiegelbild erschreckt hatte, das geisterhaft in einer Vitrine schimmerte.

      Ich musste hier raus. Und zwar schnell. Mit eiligen Schritten lief ich in den Gang zurück und zu meiner Laterne, die mir den Weg zur Treppe erleuchtete. Ungelenk nahm ich sie von ihrem Platz auf dem Tischchen und sofort stürzte sich hinter mir wieder alles in Dunkelheit.

      Eine fiese Gänsehaut zog sich über meinen ganzen Körper, ich rannte so schnell mein Rock es zuließ die Treppenstufen wieder nach oben und versuchte, nicht an die Schatten zu denken, die von unten nach mir zu greifen schienen.

      Viel zu hastig schob ich die Tür am oberen Ende der Treppe hinter mir zu und lehnte mich mit dem Rücken dagegen, um wieder zu Atem zu kommen. Dieses Archiv war der wahrhaftig gruseligste Ort, an dem ich je gewesen war, und ich wollte mir gar nicht vorstellen, dass ich zukünftig jeden Tag da runtermusste.

      Ich atmete tief ein, löste meine verkrampften Finger um den Laternengriff und blies schlussendlich sogar die Kerze darin aus. Die Vormittagssonne schien durch die hohen Fenster auf den steinernen Boden und vertrieb die Gänsehaut von meinen Armen.

      Meine Bluse war voller Druckerschwärze. Na wunderbar.

      Stunden saß ich daran, die Kisten mit den Neuerscheinungen auszupacken und für jedes Buch eine Eintragung im Register zu erstellen, die Titel, Autor, Thema, Erscheinungsdatum, Herkunft und Nachbestellungsinformationen beinhaltete.

      Als Big Ben elf Uhr schlug, fühlte ich mich bereits erschlagen und sah mich doch einer Unzahl Bücher gegenüber, die ich noch nicht mal ausgepackt hatte.

      Was hatten denn die vierundzwanzig vor mir gemacht? Nur herumgesessen und Däumchen gedreht? Es konnte doch nicht sein, dass so viel liegen bleiben konnte und sich niemand darum kümmerte.

      Meine Finger waren voller Tinte, meine Ärmel bedeckt mit dunklen Flecken, die sich nicht hatten rausklopfen lassen, und eine Haarsträhne klebte mir verschwitzt im Nacken. Mein Rücken tat weh und ich beschloss, später weiterzumachen und erst einmal die Rückgabe vorzusortieren.

      Am Tresen fand ich Oscar, allein. Nachdem ich mich vorsichtig erkundigt hatte, erfuhr ich, dass Cody morgen wieder da sei und dass sie nur montags und freitags zu zweit waren.

      Dankend lächelte ich ihm zu, worauf er die Augen verlegen zu Boden schlug, und um ihn nicht weiter in Verlegenheit zu bringen, begann ich ohne ein weiteres Wort das Sortieren der Bücher. Ich war schneller als gestern und als der große Ansturm vor der Mittagspause begann, war ich bereits fertig. Wahrscheinlich war es aber auch der Tatsache geschuldet, dass sich seit gestern nicht so viel angesammelt hatte.

      Ich half Oscar beim Verleihen der Bücher, fragte nach Namen, schrieb Buchtitel auf und dann hörte ich plötzlich einen Namen, der mir so bekannt vorkam, als sei es mein eigener.

      »Henry СКАЧАТЬ