Im Rachen des Wolfes. Monique Levi-Strauss
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Название: Im Rachen des Wolfes

Автор: Monique Levi-Strauss

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

Серия:

isbn: 9783806241440

isbn:

СКАЧАТЬ der Medizin

       Die Verwundeten von Buchenwald

       Zwei französische Kriegsgefangene in Marburg

       Brandbomben auf Bonn

       Von den Amerikanern befreit

       Flüchtlinge im Weinberg

       Unter dem Schutz der amerikanischen Armee

       Dolmetscherin im Mainzer Lager

       ZWEITER TEIL

       Zurück in Paris

       Bei der Familie in der Rue Léo Delibes

       Wieder Medizinstudentin

       Aufbruch in die Vereinigten Staaten

       Omas Asche

       Eine Überfahrt von elf Tagen

       New York

       Ein Schnellkurs in organischer Chemie

      College girl in Boston

       Endgültig in Paris

       Eine „Dekade“ in Royaumont

       Spaziergänge zwischen den italienischen Seen

       Von der Familie Jolas adoptiert

       Weihnachten in Aix bei den Massons

       Karte

       Nachwort von Étienne François

       Danksagung

      | | | | | | Nüchterne Erinnerungen

      Ich habe meine Kindheitserinnerungen erst sehr spät aufgeschrieben.

      Ich hätte zwischen dreizehn und neunzehn Tagebuch schreiben sollen, damals, während der Kriegsjahre in Deutschland, in das mein Vater uns verschleppt hatte, meine jüdische Mutter, meinen Bruder und mich. Doch seit 1940 durchsuchte die Gestapo unsere Zimmer. Wir waren vorgewarnt: Jede Zeile konnte uns verraten. Wir mussten nicht nur schweigen, wir durften auch nichts Verdächtiges besitzen.

      Nach dem Krieg wäre der ideale Zeitpunkt gewesen, meine noch ganz frischen Erinnerungen zu erzählen oder niederzuschreiben. Ich war nicht die Einzige, die feststellte: Kriegserinnerungen interessieren niemanden. Ich war 1945 nach Frankreich zurückgekehrt, und das, was ich erlebt hatte, brodelte in meinem Kopf, und ich hätte gerne mit jemandem darüber geredet. Es gab niemanden, der mir zuhörte, man wollte mit der Vergangenheit abschließen, wieder ein normales Leben beginnen. Wäre ich scharfsichtig gewesen, hätte ich vorhergesehen, dass sich eines Tages eine neue Generation für die Vergangenheit interessieren würde und dafür, wie der Alltag der Menschen im Krieg gewesen ist.

      Ich habe es nicht vorausgeahnt, ich habe 1945 nichts niedergeschrieben.

      So vergingen fast fünfzig Jahre, bis ich erzählte, wie ich den Krieg 1939–1945 erlebt hatte. Es war im Jahr 1995, ich hatte gerade die dreitausend Negative, die mein Mann aus seiner Zeit in Brasilien mitgebracht hatte, auf 13 x 18-Fotopapier abgezogen. Die Zeit war gekommen, auch meine eigenen Erinnerungen auf A4-Papier „abzuziehen“.

      Die Gefühle, die mich bei der Lektüre mehrerer in Deutschland erschienener Autobiografien überkamen, von denen ich hier vor allem die von Victor Klemperer nennen möchte, drängten mich zu schreiben. Es ging vor allem darum zu erklären, was meinen Vater dazu gebracht hatte, seine Frau und seine beiden Kinder am Vorabend des Krieges mit nach Deutschland zu nehmen. Obwohl unsere Verwandten und Freunde ihn anflehten, es nicht zu tun. Die Familie meiner Mutter nahm regelmäßig jüdische Freunde auf, die aus Deutschland oder Österreich geflohen waren und von den Verfolgungen berichteten, denen ihre Glaubensbrüder dort ausgesetzt waren. Auch galt es verständlich zu machen, wie eine so intelligente und mutige Frau wie meine Mutter hatte zustimmen können, ihrem Mann zu folgen und ihre Kinder in ein derart gefährliches Abenteuer hineinzuziehen.

      Ich habe mich entschieden, zunächst kurz auf die Kindheit meines Vaters und meiner Mutter einzugehen, in der Hoffnung, in den traumatischen Erfahrungen ihrer ersten Lebensjahre eine Erklärung für ihr mangelndes Urteilsvermögen zu finden. Was verband meine Eltern, die aus so unterschiedlichen Milieus stammten? Beide waren auf ihre Art nonkonformistisch, hatten sich von dem Milieu, in das sie hineingeboren waren, gelöst, ohne offen gegen es zu rebellieren. Im Zusammenleben mit ihnen lernte ich, den Spagat zwischen zwei Kulturen zu meistern. Erst im Rückblick ermesse ich die Anstrengung, die dieser Spagat mich gekostet, und die geistige Beweglichkeit, die er mir geschenkt hat.

      Die Geburt meiner Enkelkinder in den 1990er-Jahren, die vielleicht eines Tages ihre Ursprünge würden kennenlernen wollen, veranlasste mich zu schreiben. Die Bilder kehrten zurück, die Geschichten fügten sich aneinander – wenn natürlich auch entstellt. Ich hatte sie mir tausendmal selbst erzählt, hatte die schmeichelhaften Episoden ausgewählt, die Niederlagen, die Fehler und die Feigheiten verdrängt. Einige Tatsachen musste ich rekonstruieren, um die Erinnerungslücken zu schließen, Daten und Orte verifizieren. Das Grundgerüst der bloßen Erinnerungen war da. Diese sechs Jahre in Deutschland nehmen in meinen Gedanken einen ungeheuer großen Raum ein: Sie wiegen schwerer als der Rest meines Lebens.

      2010 lernte ich Maurice Olender kennen, der mich dazu drängte, meine Erinnerungen zur Veröffentlichung aufzuschreiben. Der harte Kern der Leser, die den Verlockungen der Bilder widerstehen, zeigt heute ein großes Interesse an schriftlichen Zeugenberichten СКАЧАТЬ