Die verschollene Beute. Wolfgang Wiesmann
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Название: Die verschollene Beute

Автор: Wolfgang Wiesmann

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия: Kommissarin Fey Amber

isbn: 9783942672856

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СКАЧАТЬ willst wissen, ob Männer mit Männern und so weiter? Ich hab’s nicht gesehen, aber ich habe ein paar arme Kerle nachts stöhnen gehört. Sie haben ihnen den Mund zugehalten. Manche haben es für eine Zigarette gemacht. Gesehen habe ich es nie.“

      Marcel Bresson deutete eine Pause an, nahm einen Schluck vom Wein, den ihn Marion an die Theke gestellt hatte, und fragte nicht danach, wie es den Leuten bisher gefallen hatte, sondern ob sie mehr über Jacques, Liam und die anderen hören mochten. Ein kräftiger Applaus warf ein Lächeln auf sein Gesicht.

      Marion ergriff die Gelegenheit, schnell ihr Handy zu aktivieren und Karins Nummer zu wählen. Es schellte und je länger sie wartete, desto offensichtlicher wurde ihre Nervosität. Herr Lindenberg, neben dem sie Platz genommen hatte, fragte, ob alles gut sei, was Marion mit einer abwinkenden Handbewegung beantwortete. Sie nahm das Handy vom Ohr. „Karin geht nicht dran“, flüsterte sie mit besorgter Miene.

      „Hoffentlich ist ihr nichts passiert“, meinte Lindenberg, und merkte direkt, dass er genau das Falsche gesagt hatte.

      „Mir wird das zu bunt. Ich rufe die Nachbarin an.“ Marion suchte nach der Nummer und kurz darauf meldete sich Frau Berse, die sofort nach dem Rechten sehen wollte.

      Bange Minuten

      Bresson signalisierte mit einem umschweifenden Blick, dass er fortzufahren gedachte. Die vollschlanke Kellnerin mühte sich durch den schmalen Gang zwischen den Tischen und stellte ihr Tablett an der Theke ab. Es wurde still im schummrigen Mühlenraum. Mit einsetzender Dämmerung war es auch innen dunkler geworden. Eigentlich wäre es Marions Aufgabe gewesen, für ausreichend Licht zu sorgen, aber das hatten andere Helferinnen übernommen, die wohl ihre Not bemerkt hatten. Bresson warf einen flüchtigen Blick in sein Skript und legte los.

      Der Weg wurde schlammiger, je weiter die Zwangsarbeiter in die Bauernschaft Börnste vordrangen. Die vereinzelt stehenden Wegkreuze spendeten ihnen keinen Trost. Millionen wurden im Krieg abgeschlachtet wie nie zuvor. Der Mann am Kreuz war vergeblich gestorben, die Christenwelt ein Fass voll Blut als Labsal für den Teufel. Entfernt sahen sie einen Pulk von Uniformierten, die vor einem Schuppen standen und rauchten. Als die ersten aus der Reihe der Gefangenen dort angekommen waren, wurden ihnen Schüppen, Spaten und Äxte in die Hände gedrückt, andere griffen sich Schubkarren und Eimer und trotteten weiter in den nahegelegenen Wald.

      Als Jacques und Liam ihr Werkzeug erhalten sollten, beobachteten sie, wie vor ihnen zwei Männer aus der Reihe sprangen und sich bückten. Es geschah so schnell, dass sie erst beim dritten Mann, der vorpreschte, erkannten, dass sie die Zigarettenkippen, die die Soldaten auf den Boden geworfen hatten, erhaschten und sofort in ihrer Jacke verschwinden ließen.

      Jacques rauchte nur, wenn er eine schnorren konnte und Liam hatte nie eine Zigarette angerührt. Als dann ein vierter Soldat seine Kippe vor die Reihe der wartenden Männer warf, ereiferten sich gleich drei, das Fitzchen Tabak in ihre Finger zu kriegen. Rabiat schob ein kräftiger Typ die anderen beiseite und bediente sich.

      Jacques wandte sich an einen der Männer, der vor ihm stand.

      „Was seid ihr so verrückt hinter den Kippen her?“

      „Du Grünschnabel. Das ist die Währung hier im Knast. Alles wird mit Tabak bezahlt. Und wenn ich alles sage, meine ich es auch.“ Der Mann grinste und hielt nach anderen rauchenden Soldaten Ausschau.

      Für Jacques war diese Neuigkeit ein gefundenes Fressen. Seine blühende Fantasie produzierte Fluchtszenarien am laufenden Band. Draußen im Leben konnte man alles mit Geld kaufen, innen im Lager alles mit Tabak. Alles bedeutete alles, aber dieses Alles war wenig, zu wenig für einen Franzosen aus Paris.

      Die Verlockung, Tabak-Baron im Lager zu werden, ließ ihm keine Ruhe. Tabak öffnete Tür und Tor, verschaffte ihm Einfluss und im richtigen Moment würde er mit einem Bolzenschneider den Stacheldraht durchtrennen und abhauen. Unter einen der Waggons würde er sich zwängen und glorreich entkommen, und wenn Liam wollte, dürfte er mitkommen.

      Seine Träumerei fand ein jähes Ende. Schüppe und Axt waren am meisten gefürchtet, denn die Arbeit mit diesen Werkzeugen kostete viel Kraft und wer keine Ausdauer hatte, wurde nicht geschont. Männer, die an der Schüppe schnell erschöpften, wurden von den Wachen häufig zu Extraschichten eingesetzt, um entsprechend Muskelmasse aufzubauen. Dass nicht die Muskeln, sondern die allgemeine Konstitution für die Ausdauer verantwortlich war, verstanden die Sklaventreiber nicht.

      Jacques stampfte durch den Matsch, die Schüppe über der Schulter. Liam zog eine Schubkarre hinter sich her. Sie waren abkommandiert worden, den anderen Männern beim Ausschachten des mittlerweile sprichwörtlich gewordenen Franzosenbachs zu helfen und eine neue Straßendecke aufzutragen. Liam stoppte am Gesteinslager. Er rief Jacques zu sich.

      „Du hast die Schüppe, ich die Karre. Du lädst die Steine in die Karre und ich kippe sie auf den Matschweg. So ist das geplant, Monsieur.“

      „Tust du immer, was dir gesagt wird?“, keifte Jacques trotzig. Er streckte ihm seine geöffneten Hände entgegen. „So sehen sie jetzt aus. Ich bin körperliche Arbeit nicht gewohnt. Kein Fetzen Haut wird mehr dran sein. Willst du das?“

      „Was hast du vor dem Krieg gemacht?“

      „Ich leitete ein kleines Unternehmen im Finanzsektor.“

      „Wie klein?“

      „Nur ich, aber lukrativ.“

      „Gib es zu. Du bist ein billiger Taschendieb.“

      „Rosskopf, du musst noch viel lernen. Für heute verzeihe ich dir. Hier, halt die Schüppe, ich muss eben ins Gebüsch.“

      Jacques bückte sich unter den Brombeerranken hindurch und ging zielstrebig auf eine alte Eiche zu. Plötzlich knallte ein Gewehrschuss und Jacques hörte das typische ‚Petschen‘, wenn ein Geschoss in der Nähe einschlug. Borkenstücke sprangen rund um das Einschussloch aus dem Eichenstamm heraus. Jacques warf sich zu Boden.

      Liam riss beide Arme hoch zum Zeichen der Ergebung. „Falscher Alarm!“, rief er in Richtung des Schützen. „Der Mann wollte nur scheißen.“

      Jacques hob seinen Kopf und schaute über das Gestrüpp. „Nichts für ungut!“, schrie er. „Es überkam mich plötzlich. Konnt’s nicht mehr aufhalten. Schwacher After. Kommt nicht wieder vor.“

      Der Schütze lachte aus vollem Hals. Als er sich wieder beruhigt hatte, warf er den Riemen seines Gewehrs über die Schulter und pöbelte immer noch belustigt:

      „Scheiß dir nicht in die Hose. Wenn ich gewollt hätte, hätten wir ein Problem weniger. Leute wie dich erwischt es früher oder später doch. Hock dich hin und dann schnapp dir die Schubkarre, Franzosenschwein.“

      Als Jacques zurückkam, lehnte Liam auf dem Schüppenstiel.

      „Du hast es gehört“, betonte Jacques. „Ich soll mir die Schubkarre schnappen. Los an die Arbeit, Junge, sonst vertrödeln wir den schönen Arbeitstag.“

      Liam war sichtlich erleichtert, dass Jacques den Schuss überlebt hatte und ließ sich den Tausch der Werkzeuge gefallen.

      Sie arbeiteten bis zum Mittag und natürlich hatte Jaques die meiste Zeit gemeckert. Mit Blasen an den Händen und steifem Rücken setzte er sich neben Liam auf einen Baumstumpf.

      „Wir bunkern Tabak und irgendwann kaufen wir uns eine Freikarte, СКАЧАТЬ