Grundlos heiter. Harald Malz
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Grundlos heiter - Harald Malz страница 8

Название: Grundlos heiter

Автор: Harald Malz

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783934900516

isbn:

СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Okay! Mein zweiter Wunsch sollte sein, dass der Dschinn meinen Käfer fahrbereit und TÜV fertig machen sollte. Ich wandte mich um und schaute in das kluge Pferdegesicht. Zumurrud zeigte die gelben, großen Zähne und sprach wie selbstverständlich: »Ich hatte es erwartet!« Wieder ging eine magische Verwandlung an ihm vor. Doch dieses Mal verwandelte er sich in eine smaragdgrüne Aktivitätswolke um mein Auto, so dass man es gar nicht mehr sehen konnte. Es surrte und summte und zischte. Von Zeit zu Zeit sah man Funken sprühen, dann roch es nach Lack und Benzin. Wieder und wieder waren nie vernommene Geräusche zu hören. Nach vielleicht drei Minuten lichtete sich die grüne Wolke, und mein himmelblauer VW-Käfer stand vor mir wie gerade vom Band in Wolfsburg gelaufen. Die Sonne spiegelte sich im Lack, die Reifen prall und schwarz wie Lakritze. Die Scheiben glänzten, die gültigen Kennzeichen mit dem großen H für »historisches Fahrzeug« versehen. Auf der Rückbank lagen säuberlich geordnet die vormals im Fahrzeug verstreuten Gegenstände. »Meine Güte, Zumurrud, danke«, entfuhr es mir, und er lächelte zufrieden: »Persönliche Bestzeit!« »Meinen dritten Wunsch teile ich dir ein anderes Mal mit«, sagte ich zu ihm. »Gib mir deine E-Mail-Adresse!« Ich hatte mich auf den Fahrersitz gesetzt, die Scheibe heruntergekurbelt, rief noch einmal Dankesworte, ließ den Motor an, der erfreut auf typische, luftgekühlte VW-Käferart schnatterte, legte den ersten Gang ein und fuhr davon. Zumurrud hob und senkte grüßend das Pferdehaupt und schleuderte den Schweif.

      Noch heute wird in interessierten Kreisen darüber diskutiert, ob es sich um eine wahre Geschichte oder um Erfindung handelt.

      Die Höhle des Dschinns

      Zumurrud saß in seiner riesigen Höhle mit Bergen von funkelnden Edelsteinen in allen Spektralfarben und langweilte sich. Er war ein Dschinn und konnte sich, wie alle Dschinn, in was auch immer verwandeln. Die Dschinn leben unter den Menschen; die können aber die Wesen aus Feuer und Rauch nicht wahrnehmen, es sei denn, die Dschinn wollen sich durch einen Riss im Vorhang zwischen den Welten offenbaren. In der Vergangenheit hatte er die Gestalt verschiedener Tiere angenommen, zuletzt die eines Rappen. Das hatte ihm viel Freude bereitet, und er hatte dabei einen etwas seltsamen Mann kennengelernt, der sein altes Auto aus einem Baum heruntergeholt haben wollte. Der Bursche hatte ihm, dem mächtigen, wenn nicht dem mächtigsten aller Dschinn, seine E-Mail-Adresse gegeben und Zumurrud zugerufen, dass er sich seinen dritten und letzten Wunsch aufheben wolle, bevor er, dankbar aus der heruntergekurbelten Seitenscheibe winkend, mit seinem alten VW-Käfer davongefahren war. Zumurrud befand sich momentan in seiner eigentlichen Gestalt von bläulich über gelb und rot changierenden Flammen in Form eines hochgewachsenen Wacholderbusches, der ein bisschen dem biblischen brennenden Dornbusch ähnelte. Etwas abseits im Felsengewölbe warteten seine dienstbaren Geister, die auf ein Zucken seiner feurigen Augenbrauen seine wie auch immer gearteten Wünsche erfüllten. Wir wissen, dass Dschins auch sexuell sehr aktiv sind und mit den Dschinniyas, also den weiblichen Dschinn, ein Liebesleben pflegen, das für Menschen unvorstellbar ist. Dschinniyas sind Schattenfrauen aus feuerlosem Rauch, die sich mit großer Freude mit den Dschinn vereinen, die ihrerseits aus rauchlosem Feuer bestehen. Moralische Vorstellungen, wie sie Menschen pflegen, behindern die Dschinn nicht in ihren Aktivitäten. Zumurrud, dem ja fad war, klatschte in die Flammenhände, und es erschien das entzückendste Wesen, schlank und biegsam wie eine Gerte, mit weiblichsten Formen, was allerdings nur im Schattenriss zu sehen war, wie im schwarzen Ganzkörperbikini. Es war Djamila, was die Schöne bedeutet. Sie eilte auf den großen Zumurrud zu. Was nun geschah, ist fast unmöglich zu schildern. Große Rauchentwicklung, flammendes Brausen, leckende Flämmchen, enorme Protuberanzen, also heftige Materieströme, und alles in überirdisch schönen Farben, in glühendem Rot und warmem Gelb, ohne penetrant zu wirken, und immer wieder von schwarzen Schleiern und netzartigen Strukturen durchbrochen und durchwoben. Ein wogendes Schauspiel, das sich über viele Stunden hinzog und die beiden Wesen in vollkommener Harmonie zeigte.

      Der Widerschein des schönen Paares aus Rauch und Feuer spiegelte sich auf den facettierten, glänzenden Oberflächen der Granate, Saphire, Achate, Rubine, Türkise, Smaragde, Diamanten, Lapislazuli und Topase, die den Schatz des großen Zumurrud bildeten und die auf dem Höhlenboden aufgehäuft waren.

      Deren Reflexionen wiederum flirrten über die Höhlenwände, es blitzte und glitzerte so sehr, dass menschliche Augen daran erblindet wären. »Come on, baby, light my fire!«, flüsterte Zumurrud seiner Geliebten ins feurige Ohr. Sie ließ ihre glühenden Fingerspitzen zart über seinen Flammenkörper gleiten, und beide ließen einen nicht zu dechiffrierenden Wohlgesang aus ihren Feuermündern tönen.

      Eigentlich nicht ermattet, aber in höchstem Maße zufrieden, ließen die beiden endlich voneinander ab und sanken beglückt auf den feuerfesten Höhlenboden.

      Neben seiner Flaschensammlung, den Gefängnissen vieler befreiter Dschinn, die der Mächtige ebenfalls in seiner Höhle aufbewahrte, stand sein Notebook neuester Bauart. Zumurrud musste beim Bedienen seines Computers immer ein bisschen vorsichtig sein, um das Gerät nicht durch zu große Hitze zu zerstören.

      Dem Dschinn fiel der seltsame Mann ein, dem er das Auto aus einem Baum geholt hatte. Die Menschen mussten umständliche Blechgefährte benutzen, um ein bisschen schneller voranzukommen. Dschinn brauchten das nicht. Der seltsame Mann hatte noch einen Wunsch frei, entsann sich der große Zumurrud. Und der Mächtige hatte seine E-Mail-Adresse.

      Ich kontrolliere regelmäßig den Posteingang meines E-Mail-Kontos. Vorgestern fand ich unter anderem eine Mail mit dem Absender »Der große Zumurrud. Da hieß es: »Ich, der große Zumurrud, fordere dich, Erdenwurm, ultimativ auf, deinen dritten Wunsch zu formulieren. Sonst wird er verfallen. Falls du, Erdenwurm, ihn vergessen haben solltest, ich habe ihn nicht vergessen. Und ich bin gehalten, zugesagte Wünsche auch zu erfüllen, denn meine Dschinn-Ehre verpflichtet mich dazu. Also nimm mit Hilfe dieses lächerlichen Internets Kontakt zu mir auf, um mir deinen dritten Wunsch mitzuteilen.

      Es grüßt, gerade noch huldvoll, der vielleicht mächtigste Dschinn, Zumurrud«

      Fassungslos saß ich vor meinem Laptop. Eine E-Mail aus der Welt der Geister. Ich hatte den Mächtigen durchaus kennengelernt. In Pferde- und anderer Gestalt. Er hatte meinen alten VW vom Baum geholt und ihn im Handumdrehen in ein verkehrstüchtiges Fahrzeug verwandelt. Nun also musste ich über meinen dritten Wunsch nachdenken. Verfallen lassen kam nicht in Frage. Im ersten Augenblick dachte ich daran, dass mir der Geist bei der eigenen Verjüngung und der Eroberung schöner Frauen behilflich sein könnte, so, wie sich Faust von Mephisto in der gleichnamigen Tragödie Goethes hatte helfen lassen. Dann aber appellierte ich an das Gute in mir, oder das Gute in mir appellierte an mich. Und ich sann hin und her. Endlich wusste ich, was ich mir wünschen sollte: Den Weltfrieden. Also schrieb ich: »Sehr mächtiger und verehrungswürdiger Zumurrud, nachdem ich lange über meinen dritten Wunsch nachgedacht habe, wünsche ich mir Nichtswürdigem nichts weniger als den Weltfrieden. Mit vorzüglicher Hochachtung, Johannes Gutbrod«

      Mit einem Mausklick schickte ich meine elektronische Botschaft in die Höhle des mächtigen Zumurrud. Kaum hatte ich die linke Maustaste gedrückt, als es auch schon rauschte und brauste und unerträglich heiß wurde in meiner Studierstube. Ich wandte mich unter Schauern um: Da war er erschienen, der große Zumurrud, im Feuerkleid, in seiner ursprünglichen Gestalt. Er sengte den Teppich an, die Bücher im Regal fingen an zu glimmen, der Rauchmelder schlug Alarm. Der Dschinn sah sehr wütend aus. »Wie kannst du es wagen, einen solchen Wunsch zu äußern, Erdenwurm?« Schauerlich klang seine Stimme, tief, grausam, hohl, verzerrt und mit Hall, gewaltiger als es Hollywood-Tonstudios zu leisten imstande gewesen wären. »Eine Aufgabe, die nicht einmal der Allmächtige bewältigen kann«, grollte er. »Ich hätte nicht übel Lust, dich zu töten wegen deiner Frechheit!« Flammen loderten bis zur Zimmerdecke. Mein Puls raste, auf meiner Stirn bildeten sich kleine Schweißperlen. »Ich ziehe meinen Wunsch zurück«, krächzte ich überaus kleinlaut. Mein Mund war sehr trocken. »Okay, ich will bescheiden sein: Ich wünsche mir den Konzertflügel D 274 von Steinway & Sons.« »Gehe hinunter ins Wohnzimmer, СКАЧАТЬ