Grundlos heiter. Harald Malz
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Название: Grundlos heiter

Автор: Harald Malz

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783934900516

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СКАЧАТЬ eine ziemlich genaue Vorstellung von der Fantasielosigkeit deutscher Professoren. Arthur versuchte, seine negativen Gedanken einzufangen. Er suchte nach einem Ausweg. Was die wenigsten wissen: Wassergeister haben die Fähigkeit, willentlich in eine Art Hibernation, also Winterstarre, zu fallen, die über viele Jahre anhalten kann. Und so geschah es.

      Da es in den vergangenen Wochen immer mal wieder geregnet hatte, gab es keinen Grund für irgendjemandem im Haus in die Regentonne zu schauen. Und so hatte Arthur seinen Stoffwechsel heruntergeregelt und verschlief viele Tage und Nächte. Eines Tages weckte er sich selber oder wurde geweckt – so genau weiß man das nicht – und hörte, wunderschön auf einem Piano gespielt, dessen Klänge aus einem geöffneten Fenster drangen, die Regentropfen-Etüde von Frederic Chopin. Nun sind Tanz, Gesang und Musik die Freude der Nixen. Etwas knackte und rauschte im Leib des Nöck, etwas streckte sich, seine Lungen weiteten sich, er tat einen tiefen Atemzug, er stieg triefend aus seinem Wasserfass, er hatte altmodische Schnürstiefel und lange Stricksocken an, eine Popeline-Hose und eine beige Strickjacke. Arthur ging vorsichtig und steifbeinig auf einen herrlich duftenden, tief blauen Phlox zu und schnupperte ehrfürchtig an den Blüten. Er sah aus wie ein altes Kind und stand plötzlich auf dem Rasen in meinem Garten (und tauchte in einer anderen meiner vielen Geschichten auf).

      Die magische Trompete

      Am späten Abend sah der junge Mann in der Unterführung des Hauptbahnhofes, da, wo der Urin noch frisch war und Lachen auf dem schmutzigen Boden gebildet hatte, eine alte Trompete am Boden liegen. Der junge Mann hob sie auf und schaute sich das Instrument aus Messing an. Der Schalltrichter war zerknittert, die Röhren waren verbeult und verbogen, doch die Mechanik funktionierte noch. Vielleicht war der unglückliche Besitzer, zornig über seine eigene Talentlosigkeit, auf ihr herumgesprungen und hatte die Trompete zertrampelt. So sah sie jedenfalls aus. Ein Mundstück gab es nicht. Der junge Mann beschloss, sie aus keinem bestimmten Grund mit nach Hause zu nehmen.

      Der junge Mann hatte die Trompete auf den Küchentisch gelegt, als er endlich um drei Uhr in der Frühe nach Hause gekommen war. Sein Vater, der Kommissar, entdeckte sie am Morgen, verbeult und angelaufen wie sie war. Er musste nicht zum Dienst, denn es war Sonntag, und er hatte Bereitschaftsdienst. Sein Vater, der Kommissar, besaß als Erinnerungsstück an seine Jugend ein Trompetenmundstück. Er hatte in der Nachkriegszeit in der Tanzkapelle »Die Weiße Fünf« Trompete gespielt. Nun steckte er das Mundstück auf das havarierte Instrument, drückte probehalber die Ventile und blies »Il Silencio« von Nini Rosso. Die Trompete hatte einen schönen Klang, und durch das geöffnete Fenster drang die getragene Melodie in die sonntägliche Morgenstille des kleinen Dorfs. Das Wetter meinte es gut. Die Sonne schien, und die Luft war klar. Wer in der Umgebung noch nicht wach gewesen war, war es jetzt.

      Natürlich gab es in diesem Dorf, wie in jedem in Deutschland, eine freiwillige Feuerwehr. Und diese freiwillige Feuerwehr hatte natürlich eine Feuerwehrkapelle. Auch Friedrich Hüper, Mitglied in dieser Kapelle, war erwacht und hatte wie gebannt der live gespielten Solotrompete gelauscht. Er spielte erstes Flügelhorn. Nachdem er die Herkunft der Töne geortet hatte, ging es wie ein Lauffeuer durch das Örtchen: Der Kriminalkommissar, der in der Landeshauptstadt seinen Dienst tat, konnte Trompete spielen. Es dauerte nicht lange, und eine Abordnung des kleinen Blasorchesters stand in Uniform vor der Tür. Die Männer hatten ihre Dienstmützen abgenommen, drehten sie in ihren Händen und fragten, ob der Kommissar vielleicht in der hiesigen Feuerwehrkapelle mitspielen wolle.

      Immer, wenn der Kommissar auf seiner Trompete mit der zweifelhaften Herkunft spielte, die er sich notdürftig hergerichtet hatte, änderte sich fast unmerklich das Licht, es roch etwas sonderbar wie nach Mottenkugeln und aus purpurnen Wölkchen erschienen eine schwarze Katze und ein goldener Vogel. Sie sprachen zu ihm, sie seien zwei verwunschene Prinzessinnen. Nur er könne sie durch sein Spiel auf dieser Trompete erlösen, indem er den »Hummelflug« korrekt und in einer Zeit unter einer Minute spielte. Der Kommissar war ein Freund der Frauen, und so übte er, wann immer es möglich war, die Komposition von Nikolai Rimski-Korsakow aus der Oper »Das Märchen vom Zaren Saltan«. Sie war in Anwesenheit des Zaren Nikolaus II. am 3. November 1900 an der Solodownikow Privatoper in Moskau uraufgeführt worden. Und eben die verbeulte Trompete, die von dem bekannten Petersburger Instrumentenbauer und Trompetenmacher Alexander Wassilowitsch geschaffen worden war und die Uraufführung von Rimski-Korsakows Oper mitgemacht hatte, war über mehrere Generationen von Trompetenspielern schließlich in den Besitz des Kommissars gekommen. Der Trompeter der Uraufführung hatte sich an entscheidender Stelle verspielt und aus nicht mehr zu ermittelnden Gründen war der hochmusikalische Zar Nikolaus so erzürnt gewesen, dass seine Kaumuskeln schwer arbeiteten und er in seinem Zorn den Hofmagier rief, der in seinem Übereifer zwei anwesende Damen des Hofes versehentlich in eine schwarze Katze und einen goldenen Vogel verwandelte. Und so erschienen die beiden immer, wenn jemand auf der Trompete spielte. Ihr letzter Besitzer, der die Trompete in Amsterdam auf dem Flohmarkt gekauft hatte, hatte sich mit der Aufgabe, die die verwunschenen Prinzessinnen vortrugen, irgendwann überfordert gefühlt. Er hatte das Instrument zu Boden geworfen und war in einem Anflug von heißem Zorn auf ihr herumgesprungen, wobei er sich auch noch den linken Knöchel verstaucht hatte. Schließlich war sie im Hauptbahnhof liegengeblieben. So erzählten Katze und Vogel.

      Der Dirigent der Feuerwehrkapelle hatte den Kommissar schließlich davon überzeugen können, in dem kleinen Blasorchester mitzuspielen. Das war nicht allzu schwer, denn der Kommissar war schon ein bisschen geschmeichelt, dass er gefragt worden war und er liebte es auch, im Rampenlicht zu stehen und wenn es nur die Bühne des Dorfkrugs war. Und er hatte eine funkelnagelneue Trompete zur Verfügung gestellt bekommen. So ging der Kommissar jeden Donnerstag zum Üben in den Saal des nahegelegenen Dorfkrugs, um mit den Kameraden flotte Märsche, Schlager und arg vereinfachte Arrangements von Glenn-Miller-Stücken zu spielen. Anschließend wurden immer Biere und Schnäpse getrunken, was dem musikalischen Kriminalisten auch entgegenkam.

      Nicht vergessen war die flehentliche Bitte des goldenen Vogels und der schwarzen Katze, den »Hummelflug« perfekt zu spielen, um sie von ihrem Zauber zu befreien und sei es nur, dass sie in Ruhe sterben konnten. So übte der Kommissar und übte. Er hatte schon seine ganze Umgebung mit den chromatisch angeordneten Sechzehntelnoten, wobei die Viertelnoten in 180 Schlägen pro Minute gespielt werden mussten, terrorisiert und gegen sich aufgebracht: Seine Frau Brigitte, seinen Sohn, seine kleine Tochter und die übrigen Hausbewohner. Nun übte er im Keller und hatte auf den zerknitterten Trompetentrichter einen Schalldämpfer montiert. Aber so sehr er sich auch anstrengte, seiner Flatterzunge gelang es nicht, die hochvirtuose Komposition nur annähernd korrekt wiederzugeben. Entweder klang es zu breiig, oder er schaffte die vorgeschriebene Geschwindigkeit nicht. Nach einer unendlichen Reihe von Versuchen gab er auf und verstaute die Trompete im Kleiderschrank hinter den Pullovern und vergaß sie. So gingen die Jahre ins Land, und niemand dachte mehr an die verbeulte, bejahrte Trompete. Nur als der alte, pensionierte Kommissar schließlich starb, hörte man gedämpfte, klagende Trompetentöne aus dem Kleiderschrank, die um zweierlei trauerten, den Kommissar und die unerlösten russischen Prinzessinnen Svetlana und Anastasia.

      Das alte Kind

      Plötzlich stand das alte Kind in unserem Garten. Einen Augenblick vorher war nichts an dem Ort, wo es auftauchte. Das erste, was mir an ihm auffiel, waren die altmodischen braunen Schnürstiefel, die bis über die Knöchel gingen, und über der Doppelschleife begannen graue, grob gestrickte Wollstrümpfe, die bis in die Kniekehlen reichten. Hosenbeine aus Popeline reichten bis kurz über die mageren Knie, so dass ein zwei Zentimeter breiter, brauner Streifen der Oberschenkel zu sehen war. Eine beigefarbene Strickjacke über der Hose lag eng an dem schmalen Brustkorb, und am Hals schaute ein spitzer Hemdkragen aus der Jacke. Es war ein Junge. Ein schmales, blasses Gesichtchen über dem Kragen, eine schmale, ernste Nase, dunkle Augen, von denen nicht zu sagen war, welche Farbe sie hatten. Die Arme hingen seitlich am Körper, es ging etwas Melancholisches von dem alten Kind aus. Das Alter des Jungen schätzte ich auf acht Jahre. Ich fragte ihn: »Wo kommst du denn her?« Außer einem СКАЧАТЬ