Название: Begegnungen mit Bismarck
Автор: Robert von Keudell
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783806242683
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… „Meine Herren! Fühlte das preußische Volk, wie Sie, so müßte man einfach sagen, der preußische Staat habe sich überlebt und die Zeit sei gekommen, wo er anderen historischen Gebilden Platz zu machen habe. So weit sind wir aber noch nicht. Ich erinnere Sie an eine Anekdote, die in früheren Zeiten bei der Grundsteuerverhandlung in diesen Räumen häufig citiert wurde. Es ist das Schreiben König Friedrich Wilhelms I. an ein Mitglied der ostpreußischen Stände bei Einführung der Grundsteuer. Er sagt darin, wenn ich mich der Worte richtig erinnere:
„Was ich ruiniere, das ist das nie pozwalam20 der Junker; Ich etabliere die souveraineté comme un rocher de bronze.“
Meine Herren! Der rocher de bronze steht noch heute fest; er bildet das Fundament der preußischen Geschichte, des preußischen Ruhms, der preußischen Großmacht und des verfassungsmäßigen Königtums. Diesen ehernen Felsen werden Sie nicht zu erschüttern vermögen durch Ihren Nationalverein, durch Ihre Resolution und durch Ihr liberum Veto!“
Die Ablehnung der Anleihe wurde mit 275 gegen 51 Stimmen beschlossen, die Resolution Schulze aber angenommen.
Das vom Kriegsminister vorgelegte Wehrdienstgesetz zogen die Abgeordneten gar nicht in Beratung und strichen, ebenso wie das frühere Haus im Jahre 1862, die durch die Heeresreform verursachten Kosten im Etat.
Infolgedessen wurde das Etatsgesetz vom Herrenhause wieder verworfen und der Landtag am 25. Januar geschlossen.
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Einen Aufschub der Feindseligkeiten zu erreichen, bemühten sich die Westmächte vergeblich. Kaiser Napoleon verhielt sich ablehnend gegenüber wiederholten Anträgen Englands auf gemeinschaftliche materielle Unterstützung Dänemarks. Infolgedessen ging auch England über die Linie moralischen Beistandes nicht hinaus.
Am 1. Februar überschritten die verbündeten Truppen die Eider. Nach mehreren Gefechten mit den tapferen, aber an Zahl schwächeren und militärisch weniger durchgebildeten Feinden, Gefechten, bei denen die österreichischen Truppen sich vorzüglich zu bewähren Gelegenheit hatten, kam man bis an die Grenze Jütlands. Hier aber wurde durch den König Halt geboten, weil man in Oesterreich besorgte, durch Ueberschreiten der schleswigschen Grenze die Westmächte zu thätigem Eingreifen zu reizen. General Edwin Manteuffel ging, von Bismarck mit ausführlichen Instruktionen versehen, in königlicher Spezialmission nach Wien. In mehrtägigen Verhandlungen gelang es ihm, die obwaltenden Bedenken abzuschwächen. Er vermochte der Ansicht Geltung zu verschaffen, daß es zu schneller Beendigung des Krieges unerläßlich sei, dem Feinde die aus dem weiten jütländischen Gebiete fließenden Hilfsquellen zu verschließen.
Demnach wurde im März trotz tapferster Gegenwehr der Dänen der größte Teil Jütlands besetzt, im April aber die an der Ostküste Schleswigs belegene stark befestigte Stellung von Düppel nach mehrwöchentlicher Belagerung erstürmt.
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Der König fuhr am 21. April nach Flensburg, um die siegreichen Truppen zu begrüßen. Bismarck folgte ihm wegen eines eiligen Vortrages am 22. und nahm mich mit.
Heller Sonnenschein lag auf der bräunlichen Heide, über welche der Zug von Schleswig nach Flensburg fuhr. Bismarck ließ während der ganzen Fahrt die Cigarre nicht ausgehen und sprach im Ganzen wenig. Einmal aber sagte er halblaut:
„Es ist nicht leicht zu begreifen, weshalb eigentlich die Oesterreicher mit uns hierhergekommen sind, wo sie doch nicht bleiben können. Diplomatisch waren sie allerdings seit Jahren gegen Dänemark engagiert; sie haben es mehrere Male nachdrücklich aufgefordert, den Londoner Vertrag zu erfüllen. Aber das militärische Zwangsverfahren hätten sie uns allein überlassen können. Vielleicht ist es dem Kaiser ganz erwünscht gewesen, einem Teil seiner Truppen eine gute Gelegenheit zu geben, sich in einem Winterfeldzug als kriegstüchtig zu bewähren. Vielleicht hat der hohe Herr auch Vertrauen zu unsrer konservativen Politik; ich kann mir nicht denken, daß das parlamentarische Getreide der Mittelstaaten ihm sympathisch ist. Das Hauptmotiv aber des österreichischen Mitgehens wird wohl die Besorgnis gewesen sein, daß wir in Deutschland zu mächtig werden würden, wenn wir allein die dänische Sache zum Austrage brächten. Unsere Stellung den Mächten gegenüber wäre freilich schwierig geworden, wenn wir allein die Campagne übernahmen. Zur Vermeidung von Interventionsversuchen war es von großem Wert, daß österreichische Truppen mit den unsern marschierten. Aber es war schwer zu erreichen, daß sie nach Jütland hineingehen durften – Edwin hat sich da mit Ruhm bedeckt – und solche Schwierigkeiten können bei jedem weiteren Schritte wiederkommen. Bis jetzt haben wir unsere Bundesgenossen wie an einem dünnen Faden mit uns gezogen; aber der Faden kann auch einmal reißen.“
In Flensburg wurde übernachtet bei einem liebenswürdigen Rechtsanwalt Namens Schulz, der dem Minister sehr gut gefiel.
Am andern Morgen besuchten wir die Schanzen auf der Höhe von Düppel, deren Böschungen im Süden nach einer breiten Meeresbucht, im Osten nach dem Alsensund sanft abfallen. Bekannte Offiziere berichteten über die in drei Stunden vollbrachte Erstürmung aller Festungswerke.
Zwei Thaten Einzelner schienen dem Minister besonders denkwürdig.
Der Pionier Klincke hatte, um in dem Palissadenwalle eine Oeffnung zu schaffen, durch Anzünden eines Pulversackes sich selbst mit einigen Palissaden in die Luft gesprengt.
Hauptmann Stöphasius vom Magdeburgischen Artillerieregiment war so schnell in eine große Mine eingedrungen, daß er dem dänischen Feuerwerker, der gerade das Pulver entzünden wollte, die Lunte entreißen konnte.
Alle Eindrücke, die Bismarck bei Flensburg aus militärischen Kreisen erhielt, erfrischten ihn und bestärken seinen Glauben, daß die seit 1860 in der Armee eingeführten Verbesserungen schon in diesen wenigen Jahren die Leistungsfähigkeit der organisierten Truppenkörper wie des einzelnen Mannes bedeutend erhöht hätten.
Im Gefolge des Königs kehrten wir am Abend des 23. zurück.
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In Berlin war nach dem ersten Kanonenschuß ein Umschwung der Stimmung eingetreten. Man nahm lebhaften Anteil an den Leistungen unserer und der österreichischen Regimenter, die in Schnee und Eis biwakierten, als wären sie das immer gewöhnt gewesen, und die bei berechtigtem Selbstgefühl auch den Freunden ihre glänzenden Erfolge neidlos gönnten. Die Nachrichten von Düppel zumal riefen in der ganzen Stadt freudige Erregung hervor.
Als Abendgäste im bismarckschen Hause erschienen nach der Jahreswende auch öfters einige der Legationssekretäre, die, aus dem Auslande zurückgekehrt, eine Zeit lang im Ministerium beschäftigt werden sollten. Es waren СКАЧАТЬ