Название: ...denn ihrer ist das Himmelreich
Автор: Jost Müller-Bohn
Издательство: Автор
Жанр: Учебная литература
isbn: 9783869548739
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„Lieber Gott im Himmel“, betete er, „beschütze mich auch in dieser Nacht. Lass deinen Schutzengel bei mir sein.“ Dann legte er sich bei den Schafen in einen Heuhaufen in die Ecke. Mit ein paar Säcken deckte er sich zu und schlief todmüde ein. Mitten in der Nacht schlich sich der bissige Schäferhund in den Stall. Diesen Hund hatten viele Kinder geärgert, darum biss er immer, wenn Kinder in seine Nähe kamen. Ja, Tiere erinnern sich oft, wenn sie misshandelt worden sind. Jetzt geschah ein Wunder. Als der grimmige Schäferhund den Valentin so friedlich schlafen sah, legte er sich über ihn, ja er schmiegte sich ganz fest an den Knaben, so dass dieser meinte, einen dicken Pelz anzuhaben. Es wurde ihm so warm, als hätte er eine große Wärmflasche über sich. Am Morgen erwachte Valentin neu gestärkt wie an einem warmen Ofen. Der Hund beschnupperte ihn und verschwand schnell.
Am Tage bettelte Valentin an den Haustüren und brachte seinem Schlafkameraden einen schönen Knochen mit, worüber sich der Hund natürlich mächtig freute. Eine ganze Woche verging, Abend für Abend schliefen die beiden wie Geschwister dicht beieinander. Als eines Morgens der Rittergutsbesitzer in den Stall kam und den Knaben neben dem Hund fand, war er sehr erschrocken. Er meinte, der Hund habe den Jungen totgebissen. Aber da schlug Valentin seine Augen auf und lächelte dem Mann ins Gesicht „Großer Gott!“ rief der Herr, „die Engel Gottes haben diese kleine Menschenseele behütet. Das ist ein Wunder Gottes!“ Von jener Stunde an wurde Valentin der zweite Hirte über die Tiere des Gutsherren. Mit seinem Beschützer, dem großen Schäferhund, verband ihn immer eine innige Freundschaft. Ja, Gott kann auch die Tiere lenken und leiten, dass sie Freunde der Menschen werden.
Nun wollen wir beten: Wir danken dir, Vater, dass du uns in allen Lebenslagen hilfst und dass du ganz besonders ein Gott der Waisen und Witwen bist, dass du auch diese Kinder, die keine Eltern haben, behütest und beschützest. Amen.
11.
Februar
„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
l. Mose 8,22
Ludwig Richter, der Maler all der schönen Bilder, die in diesem Buch abgebildet sind, las gern die Geschichten von Matthias Claudius. Er hat ihn nie gesehen und doch liebte er diesen Dichter, weil ihm seine Geschichten, die vom Heiland und von der Bibel handelten, so sehr gefielen. Wir haben den Herrn Jesus auch noch nicht gesehen, aber wir kennen ihn so gut durch die Bibel und deshalb lieben wir ihn auch. Matthias Claudius hat eine Geschichte über die Winterszeit geschrieben:
„Was doch für eine Menge Schnee in der Welt ist. Hier so viel Schnee! und in Russland! und in Amerika! und auf unseren Bergen! Und dabei müssen die armen Leute Holz holen gehen, den Tag über in Frost und Schnee herumlaufen, nach wenigen dürren Ästen suchen, nur damit sie sich und ihren Kindern die Stube wärmen und die Kartoffeln kochen können.
Am Nordpol, hinter Petersburg, da liegt sogar im Sommer und im Winter hoher Schnee und in den Sommertagen treiben da in der See Eisschollen herum, die so groß sind wie der größte Bauernhof. Und doch hat der liebe Gott auch dorthin allerlei Tiere gesetzt, weiße Bären, die auf den Eisschollen herumgehen und guter Dinge sind, und große Walfische, die im Wasser fröhlich spielen und scherzen. Auf der anderen Seite der Erde, über Italien hinaus, in Afrika, brennt die Sonne das ganze Jahr hindurch, dass man sich die Fußsohlen verbrennt, und dort ist niemals Winter. Und hier bei uns ist es bald Sommer und bald Winter. Nicht wahr, Kinder, das ist doch recht wunderbar! Der Mensch muss es sich heiß und kalt um die Ohren wehen lassen und kann nichts davon oder dazu tun, er sei Fürst oder Knecht, Edelmann oder Bauer. Wenn du aber einmal groß bist und ein Stück Holz übrig hast im Winter, so gib es hin und denke, dass die armen Leute keine weißen Bären noch Walfische sind.“
Die weißen Bären und Walfische frieren nämlich nicht. Hast du schon einmal einen weißen Bären im Zoologischen Garten gesehen? Die gehen bei größter Kälte ins eiskalte Wasser und freuen sich. Hat Gott nicht alles wunderbar geschaffen? Der Mann auf dem Bild muss durch den hohen Schnee gehen. Der Wind ist kalt und weht ihm ins Gesicht. Auf dem Rücken trägt er einen Sack. Ob er wohl etwas zum Essen für die Kinder mitgebracht hat? Vielleicht hat er aber nur etwas Brennholz für den Ofen. Da haben wir es doch besser mit der Zentralheizung oder dem Gasofen. Dafür wollen wir immer recht dankbar sein und Gott loben. Die Dorfstraße hat der Wind hoch mit Schnee zugeweht. Damals gab es noch keine Räumfahrzeuge, nur Schneepflüge, die von Pferden gezogen wurden. Vor allem hatten die Menschen noch kein Streusalz, das der Natur so viel Schaden zufügt. Man blieb eben mehr in den Wohnungen.
Nun wollen wir beten: Lieber Gott, wir danken dir, dass, solange die Erde steht, Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht aufhören und du uns nie vergisst. Hilf uns immer, ob wir schwitzen oder frieren, ob wir hungern oder satt sind. Amen.
12.
Februar
„Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel.“
Psalm 17,8
Es war in der Zeit eines großen Krieges. Böse Menschen mit Gewehren kamen in ein kleines Dörfchen. Sie zündeten die Häuser an, sie raubten und plünderten, wo sie nur konnten. Draußen vor dem Dörfchen stand abseits ein Häuschen. Die meisten Einwohner des Ortes waren in den Wald geflohen. Eine Mutter aber blieb in dem einsamen Gehöft zurück. Sie kniete neben der Wiege ihres Kindes nieder und betete: „Lieber Gott, du kannst uns überall beschützen und beschirmen, auch wenn die Feinde kommen und uns bedrohen, du großer allmächtiger Gott wirst uns auch hier behüten.“ Vom Dorf her hörte man ein schreckliches Geschrei. Viele Häuser brannten lichterloh, die Tiere brüllten und die Glocken läuteten Sturm. Es war ein ungeheurer Lärm, der immer näherkam. Die Mutter hatte die Haustür gut verriegelt, aber als die feindlichen Soldaten mit ihren Gewehrkolben kräftig gegen das alte, morsche Holz stießen, sprang die Tür schnell auf.
Die Mutter des kleinen Babys war ganz erschrocken und bleich, als sie die bösen Menschen sah, die vor der Tür standen. Schnell lief sie zu der Wiege, legte ihre Hände über das Kind und begann mit lauter Stimme zu singen:
„Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude,
und nimm dein Kücklein ein!
Will Satan mich verschlingen, so lass die Engel singen:
dies Kind soll unverletzet sein.“
Die wilden Soldaten standen wie erstarrt da. Einer dieser rauen Gesellen kam zur Wiege und legte seine große Hand auf das Köpfchen des Babys. Seine Lippen bewegten sich wie zum Gebet und dicke Tränen rannen ihm über die Wangen. Still reichte er der Mutter die Hand. Alle Soldaten gingen wie auf Befehl schweigend aus dem Haus. Die Mutter betete noch lange an der Wiege des Kindes und dankte Gott für seine Hilfe: „Vater, ich danke dir, dass du gerade eben deinen Schutzengel uns zur Seite gestellt und uns bewahrt hast.“
Als sie nach einiger Zeit vom Gebet aufstand und zum Fenster ging, sah sie den Soldaten unter einem Birnbaum stehen. Er hatte sein Gewehr im Arm und passte nun auf, dass kein anderer Soldat mehr kam, um vielleicht das Haus anzustecken.
Erst als es Nacht geworden СКАЧАТЬ