Название: ...denn ihrer ist das Himmelreich
Автор: Jost Müller-Bohn
Издательство: Автор
Жанр: Учебная литература
isbn: 9783869548739
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Ein anderer Mann berichtete von einigen Soldaten, die in ein Dorf kamen, um dort etwas Essen zu erbetteln. Ein ganz armer Soldat bat einen Bauern um einen alten Mantel, aber niemand gab ihm etwas anzuziehen. Der arme Soldat klopfte an eine andere Tür. Dort wohnte ein alter Herr, der vor dem Krieg geflohen war und nun hier eine Wohnung gefunden hatte. Er hatte selbst nichts mehr als nur die Kleider, die er am Leib trug, aber er gab dem Soldaten seinen Mantel. Die Soldaten zogen weiter, während es unaufhörlich schneite.
Der alte Mann hatte nun sein Letztes gegeben, aber er dankte Gott, weil er bei diesem Wetter doch ein warmes Zimmer hatte und einem fremden Menschen helfen konnte. Durch diesen Krieg hatte er seine ganze Familie verloren. Er wusste nichts von seinem Sohn, der von den Franzosen als Soldat mit in den Krieg genommen worden war. Plötzlich klopfte es mitten in der Nacht heftig an seine Tür. Ein Offizier mit einer vornehmen Uniform stand im Dunkeln vor ihm. Der alte Mann hielt seine Stalllaterne hoch und erkannte mit großer Freude seinen Sohn. „Rudolf, mein Sohn, mein Junge, wie hast du mich gefunden? Ich habe Gott immer darum gebeten, er möge dich zu mir führen. Wie bist du in dieses verlassene Dorf gekommen?“ „Ich habe einen Soldaten gesehen, Vater, der trug deinen Mantel, den gleichen, den du damals in unserer Heimat vom Schneider anfertigen ließest. Der hat mir den Weg zu dir beschrieben.“ Der Vater fiel seinem Sohn um den Hals. Beide weinten vor lauter Freude und dankten Gott für seine Gnade, Treue und Güte.
Ja, „wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem Herrn; und der wird ihm vergelten, was er Gutes getan hat.“
Weil der arme Flüchtling seinen letzten Mantel hergegeben hatte, konnte ihn sein Sohn wiederfinden.
Nun wollen wir beten: Herr, wir danken dir, dass du immer Gutes für uns tun willst. Schenke uns täglich Freude daran, anderen Menschen Gutes zu tun. Amen.
5.
Februar
„Denn der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest.“
Psalm 84,4
Wenn wir in diesen Tagen am Morgen erwachen, dann hören wir vielleicht, wie die Leute noch auf dem verschneiten Weg laufen oder mit ihren Schneeschiebern den Fußweg freischaufeln. Wir vermissen immer noch den fröhlichen Gesang der Vögel.
Hans und Christa saßen eines Tages im kalten Winter mit ihren Eltern am Tisch. Draußen lag überall hoher Schnee, leise pfiff der Wind, die Wetterfahne quietschte hin und wieder. Auf einmal pickte es am Fenster. Christa stand leise von ihrem Platz auf und beobachtete hinter der Gardine zwei Vögel. Ganz vorsichtig zog sie die Gardine zur Seite und öffnete das Fenster ganz sacht. Die Vögel waren durch den anhaltenden Frost sehr geschwächt - sie flogen nicht fort, sondern kamen in die warme Stube und setzten sich gleich auf das Ofengitter. Die Kinder richteten ihnen eine Futterstelle und ein Nestlein ein.
So blieben die Vögel in der warmen Behausung der Menschen. Am Mittag, wenn die Kinder aus der Schule kamen, sangen sie ihnen ein Lied vor. Die Vögel wurden durch den Gesang ermuntert und zwitscherten ihre Melodien mit. Oft sagte die Mutter dann: „Nun seid doch endlich still, ihr kleinen Schreier, dieses Gepfeife macht mich ganz nervös.“ Aber die Vögel gaben keine Ruhe und die Kinder hatten ihre helle Freude an ihnen. Morgens, wenn sie erwachten, saßen die Vögel schon an ihrem Bett, so zutraulich waren sie geworden. Oft pfiff Hans die Melodie: „Gott ist die Liebe, lässt mich erlösen, Gott ist die Liebe, er liebt auch dich.“ Einer der Vögel versuchte schon einige Tage dieses Lied nachzuahmen. Hans und Christa freuten sich sehr über ihre gelehrigen Schüler und riefen auch die Nachbarskinder. Dann sangen sie alle zusammen: „Drum sag ich‘s noch einmal, Gott ist die Liebe, Gott ist die Liebe, er liebt auch dich.“
Als aber der Frühling kam, pickten die Vögel wieder an die Fensterscheibe, jetzt von der Innenseite. Sie wollten nun wieder hinaus in den Wald fliegen. Doch die Kinder mochten ihre lieben Freunde gar nicht fortlassen. Da sagte der Vater zu ihnen: „Seid ihr denn bei schönem Sonnenschein auch so gern im Zimmer eingesperrt?“
„Nein“, antworteten die Kinder, „wir wollen sie fortfliegen lassen. Aber sie müssen bald wiederkommen.“
Dann öffneten sie das Fenster und husch - waren die Vögel in die freie Natur geflogen. Die Kinder legten nun Moos und Wolle auf das Fensterbrett. Damit bauten die Vögel ein richtiges Nest im Garten. Bald legten sie acht Eier ins Nest.
Als Hans und Christa wieder einmal im Garten saßen, sahen sie, wie sechs kleine Vögel ihre Schnäbelchen aufsperrten und von den Vogeleltern gefüttert wurden. Seht ihr die sechs fröhlichen Jungvögel im Fliederbusch pfeifen und singen? Die Kinder legten im nächsten Winter wieder Futter aufs Fensterbrett. Ob die Vögel aber wieder ins Zimmer gekommen sind, weiß ich nicht. Wenn ich Hans und Christa wieder einmal treffe, dann will ich sie fragen.
Nun wollen wir beten: Jedes Tierlein hat sein Essen,
jedes Blümlein trinkt von dir,
hast auch meiner nicht vergessen,
lieber Gott, ich danke dir. Amen
6.
Februar
„Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.“
Josua 24,15
Am Tisch sitzt der Vater und hat seine Hände über der geöffneten Bibel gefaltet. Die Mutti und die Kinder beten auch. Es ist immer gut, wenn wir am Abend noch beten, denn wir wissen nicht, was in einer Nacht alles passieren kann. Da habe ich eine Geschichte gelesen, die sich im vorigen Jahrhundert zugetragen hat.
In einem großen Haus wohnte eine Familie mit zwei Söhnen. Der ältere hieß Frank, der jüngere Wilhelm. Eines Abends brachte die Mutter ihren Kleinen ins Bett.
„Wir haben noch nicht gebetet, Mutter“, sagte der kleine Wilhelm.
„Wir werden morgen beten“, antwortete die Mutter.
Wilhelm flehte: „Mutti, lass uns doch jetzt beten.“
Die Mutter strich dem Kleinen über das Köpfchen: „Im Sprechzimmer wartet noch Besuch auf mich, jetzt habe ich keine Zeit, aber morgen können wir beten“, dabei stellte die Mutter das Licht auf den Tisch und ließ die Tür halb geöffnet, damit sie hörte, wenn jemand rief. Doch der Wind blies durch die Tür und löschte das Licht aus.
„Komm, wir wollen noch aufstehen und beten“, flüsterte Wilhelm.
„Es ist doch so kalt und finster“, meinte Frank. „Das macht nichts, Gott sieht uns auch im Finstern.“
„Die Mutter hat ja gesagt: ,Wir wollen morgen beten‘“, antwortete Frank.
„Und wenn der liebe Gott nicht warten will bis morgen? Komm Frank, ich bete СКАЧАТЬ