Название: Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212648
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„Der Mann, der die Todesurteile ausgesprochen hat?‟, fragte Milo.
„Ja‟, nickte der Chef. „Unsere Agenten in London werden sich mit Scotland Yard kurzschließen. Ich denke, was unser Mann in Rikers Island erfahren hat, reicht für einen Haftbefehl.‟
„Wie gehen wir vor?‟, wollte ich wissen.
„Clive und Medina fahren mit einem sechsköpfigen Team nach Brooklyn und greifen zu. Sie, Jesse und Milo, machen sich mit Jay und Leslie und zwei weiteren Männern auf den Weg nach Brooklyn und heben dort den Al-Quaida-Stützpunkt aus.‟
Eine Stunde später saßen wir in unseren Fahrzeugen. Auf dem Rücksitz unseres Mercurys lagen kugelsichere Westen, Sturmhauben, eine MP-5 Maschinenpistole und ein M-16 Schnellfeuergewehr. Hinter uns, in einem blauen Ford, fuhren Leslie und Jay. Und ihnen folgte ein drittes Fahrzeug mit zwei weiteren Agenten.
„Wenn wir die Räuberhöhlen ausheben, können Valezki und Sharon erst einmal aufatmen‟, knurrte Milo.
„Hoffen wir das Beste.‟
„Wie geht’s ihr?‟, fragte er.
„Geht so. Man gewöhnt sich ja an alles – sogar an den Tod.‟
Ich dachte an Sharon. Sie übernachtete seit ein paar Tagen bei mir und hatte ihr Arbeitszimmer notdürftig in meinem Apartment installiert. Seit einer Woche nahm ich sie fast jeden Abend mit auf den Schießstand des 20. Reviers. Eve O′Sullivans Tod hatte meine Skrupel weggeblasen. Allerdings bemühte ich mich auch um eine Waffenlizenz für Sharon.
Die Adresse, die der Mossad-Mann in Erfahrung gebracht hatte, war nicht leicht zu finden. Das Haus sah unbewohnt aus – teilweise zerbrochene Fensterscheiben, abblätternder Verputz, Müllberge auf dem Bürgersteig vor dem Haus, und kein Schild mit der Hausnummer.
Gegenüber eine leerstehende, ehemalige Textilfabrik. Auf dem schlaglochübersätem Parkplatz jagte ein Rudel dunkelhäutiger Kids einem Ball hinterher.
Links neben dem Haus eine Autowerkstatt. Zahllose Fahrzeuge standen auf der Straße und in einem großflächigen Innenhof. Rechts des Hauses ein ausgebranntes Mietshaus. Schutt und Abfall türmten sich daneben.
Wir fuhren an dem betreffenden Haus vorbei, wendeten einen Block weiter, und parkten unter den vielen Wagen der Autowerkstatt. Leslie und Jay fuhren bis zum ausgebrannten Haus. Von dort aus pirschten sie sich an die Schutthalde heran.
Milo und ich legten Schutzwesten, Sturmhauben und Walkie-Talkies an. Die beiden anderen Kollegen warnten die Belegschaft der Autowerkstatt und vertrieben die Kids von dem Parkplatz.
„Achtung!‟ Jays Stimme aus dem Kopfhörer meines Walkie-Talkies. „Ein Mann verlässt das Haus.‟ Wir blickten hinüber zum etwa hundert Schritte entfernten Hauseingang. Ein mittelgroßer Mann in einem hellen Anzug und mit blondem, im Nacken zusammengebundenen Haar schlenderte über den Bürgersteig auf einen parkenden Toyota zu.
„Kümmert euch um das Haus.‟ Die Stimme eines der beiden Kollegen, die auf dem gegenüberliegenden Parkplatz die Kids nach Hause schickten. „Wir knöpfen uns den Burschen vor.‟
Ich schnappte mir das M-16, Milo bevorzugte die Maschinenpistole. Seite an Seite schlichen wir über den Innenhof der Werkstatt an das Haus heran ...
30
Auf dem Rasen zwischen den Bäumen lagen Menschen auf Decken. Liebespaare, Lesende, Mütter mit Kindern. Auf den Bänken hockten meist ältere Leute. Um einige scharten sich Tauben und pickten Brotkrumen vom Weg auf, die ihnen die Alten hinwarfen.
Auch Ismael hatte sich auf einer Bank niedergelassen. Neben ihm stand sein Einkaufswagen. In ihm türmten sich Tüten, Stoffbündel, zusammengerollte Decken. Auch eine Kiste mit leeren Flaschen war dabei.
Eine kleine Gruppe der Al-Qaida hatte es geschafft, sich hier, in der wichtigsten Stadt des Großen Satans, niederzulassen. An zwei Adressen. Die Kampfgefährten hatten ihm die Tarnung beschafft.
Auch sein Äußeres hatte Ismael tarnen müssen. Das FBI durchsuchte die Stadt systematisch nach Männern aus dem Nahen Osten und aus Nordafrika. Ismael hatte sich von seinem Bart getrennt. Sein kurzes Haar schimmerte jetzt rötlich, und er trug meistens eine Sonnenbrille und die abgerissenen Kleider eines Obdachlosen.
Sein Bruder Raphael hatte seine Locken mit Wasserstoffsuperoxyd gebleicht. Das Haar zu einem Zöpfchen zusammengebunden und in einen modernen Anzug gehüllt, sah er eher aus wie der gelangweilte Sohn eines südamerikanischen oder saudischen Multimillionärs, als wie ein arbeitsloser Elektroingenieur.
Ismael schaute auf die Uhr. Sein Bruder wollte um die Mittagszeit im Chelsea Park sein. Er würde die Waffe mitbringen, die Ismael für die Vollstreckung des nächsten Todesurteils brauchte. Unter all dem Gerümpel in seinem Einkaufswagen hatte er zwar eine Menge Waffen versteckt: Zwei Handgranaten, eine Uzi, eine Jericho-Pistole und reichlich Munition – doch nicht zu vergleichen mit der Waffe, die Raphael besorgen wollte. Eine wirkungsvolle Waffe. Eine Waffe, vor der es kein Entrinnen gab ...
31
Raphael stieg in den grünen Toyota und legte vorsichtig die Aktentasche auf den Beifahrersitz. Während er den Zündschlüssel umdrehte, sah er zwei Maskierte hinter der Schutthalde neben dem Haus auftauchen. Sie waren mit automatischen Gewehren bewaffnet. Im Laufschritt eilten sie in den Hinterhof.
Sein Pulsschlag erhöhte sich. Er startete den Wagen und steuerte ihn aus der Parklücke. Im Rückspiegel entdeckte er zwei weitere Maskierte. Auch sie schwer bewaffnet. Sie stürmten in den Hauseingang hinein.
Raphael stieß einen arabischen Fluch aus.
Polizei!, schoss es ihm durch den Kopf. Er drückte das Gaspedal СКАЧАТЬ