Название: Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745213447
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Abermals nahmen die Schauspieler und Statisten ihre Positionen ein.
„Und Action!“
Rocco betrat die Bar, setzte sich wieder auf den Hocker und bestellte einen Whisky. Im nächsten Moment zog Jannick die Waffe. Rocco schüttete ihm den Whisky ins Gesicht und stürzte sich auf ihn. Mit seinem Gebrüll hätte er jeden Kampfstier aus der Arena gescheucht.
„Du Schwein! Ich mache dich fertig!“
In diesem Moment drückte Jannick ab. Zwei Schüsse ertönten, doch sein Gegner zeigte sich dadurch nicht im Mindesten beeindruckt. Mit einer schnellen Handbewegung schlug er Jannick die Waffe aus der Hand. Die beiden Männer wälzten sich über den Boden. Schließlich zog Jannick ein Messer hervor und stach zu. Roccos Blick wurde starr. Die Augen schienen aus den Höhlen zu quellen. Und sein Blut war überall. Es spritzte auf den Boden und bildete dunkelrote Bäche. Rocco sackte in sich zusammen. Langsam, wie in Zeitlupe, kippte er zur Seite und blieb regungslos liegen. Eine große Blutlache bildete sich um seinen Oberkörper. Jannick kam taumelnd auf die Füße.
„Gestorben!“, rief der Regisseur. „Wir machen noch einige Nahaufnahmen und dann ist Mittagspause.“
Rocco rappelte sich aus seiner Blutlache auf und öffnete sein getränktes Hemd. Aufgeplatzte Kunststoffbeutel, in denen sich das Kunstblut befunden hatte, kamen zum Vorschein. Jannick ging zu Katharina hinüber und lächelte.
„Na, wie waren wir?“
„Es sah sehr überzeugend aus“, erwiderte sie. „Im ersten Moment dachte ich wirklich, das Messer sei echt.“
„Keine Spur. Das wäre viel zu gefährlich. Die Klinge verschwindet im Griff, wenn man damit zusticht. Alles nur Illusion.“
„Trotzdem sah es sehr realistisch aus.“
„Das erwartet das Publikum ja auch. Blut und Gewalt. Dafür gehen die Leute ins Kino.“
Davon gibt es doch schon genug in der realen Welt, dachte Katharina. Warum dafür noch bezahlen?
Die Scheinwerfer verlöschten. Das gesamte Team ging hinüber in die Kantine zum Mittagessen. Danach sollte eine Überfall-Szene gedreht werden. Katharina stocherte lustlos in ihrem Essen herum und dachte nach. Die Sache mit der Erpressung ging ihr nicht aus dem Kopf. Wer steckte dahinter? Und warum? Zuerst hatte sie an einen Versicherungsbetrug geglaubt, aber dieses Motiv schied mittlerweile aus. Joswig war ihrer Ansicht nach nicht der Typ, der so etwas machte. Mit einer verneinenden Kopfbewegung strich sie den Namen aus ihrer imaginären Liste.
Jannick Wolfe? Auch er hatte keinen Vorteil davon, wenn der Film vernichtet wurde. Zugegeben, er war kein großartiger Schauspieler und die Filme, in denen er mitwirkte, keine preisverdächtigen Meisterwerke, aber weshalb sollte er bei einer Erpressung mitmachen? Seine hohen Gagen erlaubten ihm ein luxuriöses Leben. Weshalb sollte er das aufs Spiel setzen? Katharina glaubte nicht, dass er etwas mit der Erpressung zu tun hatte. Sie strich seinen Namen, wenn auch mit gewissen Zweifeln.
Sophie Rosenbruck? Sie war zweiundzwanzig, hübsch, und die Männer flogen auf sie wie Insekten auf eine Blume. Sie war temperamentvoll und manchmal auch übellaunig. Sie stand noch am Anfang ihrer Karriere. Dieser Film war für sie die erste große Chance. Weshalb sollte sie dafür sorgen, dass er zerstört wurde? Zudem bezweifelte Katharina, dass Sophie über die nötigen Kontakte verfügte, um so einen Coup durchzuziehen. Sie strich Sophies Namen aus ihren Erwägungen, ein für allemal.
Allerdings gingen ihr damit auch die Optionen aus. Natürlich bestand auch noch die Möglichkeit, dass jemand von der Filmcrew in die Sache verwickelt war, doch im Augenblick fiel ihr niemand ein, der dafür infrage kam. Allerdings kannte sie die Leute auch nicht gut genug, um sich ein Urteil erlauben zu können.
16
Die Straßenkulisse wimmelte von Menschen. Schauspieler und Statisten bewegten sich nach den Anweisungen des Regisseurs. Kameras fuhren lautlos auf Schienen. Ein Mikrofon schwebte an einem hohen Galgen über ihren Köpfen.
Rechts war die Kulisse eines Bankgebäudes errichtet worden. Laut Drehbuch sollte in wenigen Minuten eine Bande vorfahren. Sophie Rosenbruck würde den Wagen lenken. Jannick Wolfe als Bandenboss sollte dann mit zwei seiner italienischen Komplizen in die Bank eindringen. Dieser Plan war jedoch an die Polizei verraten worden. Die Beamten umstellten das Gebäude, und es kam zu einem Schusswechsel. Eine Kugel, die aus dem gegenüberliegenden Haus abgefeuert wurde, sollte Wolfe verwunden. Mit letzter Kraft gelang es ihm jedoch, sich zum Wagen zu schleppen. Dann musste Sophie Gas geben und die Polizeiabsperrung durchbrechen.
Die nachfolgenden Einstellungen der Flucht und der Verfolgungsjagd mit Wolfes Double Simon Struck sollte am nächsten Tag außerhalb von Cinecittà gedreht werden. Drei Mal wurde die Szene geprobt, dann gab der Regisseur die letzten Anweisungen. Schauspieler und Statisten nahmen erneut ihre Plätze ein. Der Gangsterwagen mit den vier Insassen rollte an. Auf der gegenüberliegenden Seite versteckten sich die Polizisten in Hauseingängen und hinter Fenstern. Sobald die Bande aus dem Gebäude kam, sollten sie das Feuer eröffnen.
„Und Action!“, rief der Regisseur.
Der Wagen fuhr los und stoppte vor dem Bankgebäude. Wolfe und seine beiden Komplizen sprangen aus dem Fahrzeug und stürmten auf den Eingang zu. Im selben Moment begannen die Polizisten zu schießen. Einer der Komplizen schrie, drehte sich einmal um sich selbst und stürzte dann zu Boden. Der andere zog sich zu Wolfe in den Eingang zurück und erwiderte das Feuer. Während eine Kamera auf die beiden Männer zufuhr, schwenkte eine zweite zu den Polizisten hinüber. Aus einem der Fenster ragte der Lauf eines Gewehrs.
Das Drehbuch sah vor, das sich Wolfe mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Schulter fasste, seine Pistole fallen ließ und auf den Wagen zulaufen würde. Sophie Rosenbruck sollte ihm die Tür aufhalten. Er ließ sich auf den Sitz fallen, und das Fahrzeug raste mit davon. Wolfe riss vor Entsetzen die Augen auf, griff sich vor die linke Brust und stürzte zu Boden. Er ließ zwar seine Waffe fallen, doch er lief nicht auf den Wagen zu. Die Statisten feuerten noch einige Sekunden, dann merkten sie, dass etwas nicht stimmte.
Wolfe erhob sich nicht. Sophie tauchte hinter ihrer Deckung auf und der „tote“ Komplize war plötzlich wieder lebendig. Nur Jannick Wolfe kam nicht auf die Füße. Sofort ließ der Regisseur die Aufnahme abbrechen. Katharina sprang auf. Der Klappstuhl kippte und fiel polternd zu Boden. Sie rannte hinüber zum Bankeingang. Ihr war die Erkenntnis gekommen, dass Wolfe seine Rolle zu realistisch gespielt hatte. Sie kniete sich neben ihn, hob seinen Kopf an und ließ ihn behutsam wieder zurücksinken.
„Er wurde erschossen“, sagte sie mit belegter Stimme.
„Aber wir benutzen doch nur Platzpatronen“, erwiderte der Regisseur.
Katharina СКАЧАТЬ