Название: Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane
Автор: Frank Callahan
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745213171
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Der fertige Steckbrief leuchtet ihnen entgegen. Groß springen die Buchstaben „Tot oder lebendig!“ in seine Augen. Darunter steht Andys voller Name und eine kurze Beschreibung von ihm.
Wortlos geht Roger zu seinem Pferd. Er macht es los, zieht den Sattelgurt nach und steigt auf.
Gegenüber heftet ein Mann den ersten Steckbrief an eine Vorbaustrebe, und alle anderen betrachten ihn eingehend.
Roger reitet schweigend fort. Was interessiert ihn Andy, von dem er annimmt, dass er einen Mann aufstellte, der den Auftrag hatte, ihn, Roger, zu töten.
29
„So ist das also“, murmelt der Sattler und stellt sein Glas ab. „Er kommt also mit seinem Vater auch nicht mehr unter einen Hut.“
Dallas füllt das Glas des Mannes wieder.
„Ihr alle tut ihm unrecht“, sagt sie. „Deshalb habe ich Ihnen die Geschichte nur erzählt. Er ist nicht wie sein Vater. Auch nicht wie Andy. Er ist anders als wir alle. Besser!“
Der Sattler zeigt die Zähne.
„Er ist ein Keefe!“, stößt er hervor. „Wir haben sie nie leiden können, weil sie nur die dulden, die für sie arbeiten.“
„Aber ihr habt euch vor ihnen geduckt“, sagt Dallas abfällig.
„Natürlich. Was blieb uns weiter übrig. Wir werden auch weiter vor Keefe kuschen, weil sein Schatten für uns zu groß ist. Aber trotzdem bekämpfen wir ihn. Auf unsere Art!“
Draußen auf der Straße ist ein Ruf zu hören. Dann reden viele durcheinander. Ein Pferd schnaubt.
„Was ist das?“, fragt der Sattler und hebt den Kopf. Er wirft sich herum und hastet zur Tür.
Dallas geht langsam hinter ihm her. Als sie durch die Schwingtür tritt, erkennt sie den Siedler Pegg, der auf einem zottigen Pferd sitzt. Hinter sich hat der Mann ein zweites Pferd, auf dem zwei Tote liegen. Sie erkennt sofort, dass der eine davon Berton Keefe ist, und ein eisiger Schreck durchzuckt sie.
Sie geht weiter, ohne es zu wollen. Wie haltsuchend greift sie nach einem Pfeiler und hält sich daran fest.
„Ich hörte Schüsse“, sagt der Siedler gerade kratzig. „Eine ganze Zeit wartete ich, aber es geschah nichts. Da hielt ich es nicht mehr aus und ging hinaus. Ja, er muss auf dem Wege zu mir gewesen sein. Sein Wagen stand neben der Spur, die sein Sohn zurückgelassen hat. Er selbst lag im Gras. Und der Cowboy neben ihm.“
„Hebt sie herunter“, sagt jemand.
Dallas merkt, dass sie schwankt. Sie sieht den Sattler, der sie anblickt.
„Das ist ja eine fabelhafte Geschichte, nicht wahr?“, meint Harlin. „Nun haben wir einen Keefe aus dem Lande gejagt, der zweite liegt tot vor uns und den dritten holen wir sicher noch ein und hängen ihn.“
„Wieso?“, fragt sie verwirrt.
„Das fragen sich die anderen Männer hier sicher auch“, erwidert Harlin. „Und zwar deshalb, weil sie die Geschichte nicht kennen, die Sie mir erzählt haben. Aber ich werde dafür sorgen, dass sie diese erfahren.“
Er wendet sich ab und verschwindet in der Menge. Und gleich darauf hört sie ihn rufen: „Ein klarer Fall, Männer! Niemand braucht lange zu raten. Er wurde von seinem Sohn erschossen. Und der Cowboy mit dazu, damit er nichts aussagen kann. Von Roger Keefe, denn sie waren zu Feinden geworden. Ich werde euch das jetzt der Reihe nach erklären . . .“
Roger hält in einer Mulde zwischen Büschen und fragt sich, wohin er nun reiten soll. Er hatte sich alles so leicht und klar vorgestellt. Aber in seine Vorstellung gehörte Helen. Und nun ist alles ganz anders.
Bitterkeit erfasst ihn, als er daran denken muss, dass alles nur wegen Helens Vater so gekommen ist. Aber dann fällt ihm ein, dass der Bruch mit seinem Vater auch sonst früher oder später unweigerlich gekommen wäre.
Langsam reitet er weiter. Er achtet nicht einmal auf die Richtung, die er einschlägt. Er denkt auch nicht mehr daran, dass sein Vater ihm noch folgen könnte. Zweifellos hat er die Spur verloren, oder das Interesse an ihm. Vielleicht hält er das selbst für die beste Lösung.
Als die Sonne am höchsten steht, steigt er ab, nimmt den Sattel vom Rücken des Pferdes und bindet dem Tier die Vorderläufe zusammen, damit es sich nicht weit entfernen kann.
Roger legt sich ins Gras und horcht auf das Zwitschern der Wiesenlerchen. Noch ein paar Tage oder Wochen, dann werden sie fortfliegen. Aber sie kommen zurück. Nur er wird nie mehr zurückkommen.
Seine Gedanken gleiten wieder zu Helen und der kleinen Siedlerstelle hinüber, und plötzlich verwirren sie sich.
30
Als er aufschreckt, ist die Sonne weiter nach Westen gewandert. Geräusche haben ihn geweckt, die nun deutlicher an seine Ohren schlagen.
„Dort!“, sagt eine Stimme.
Roger ist sofort vollkommen wach und springt in die Höhe. Er sieht das Rudel Männer durch die Büsche brechen und vor sich anhalten. An der Spitze der kleine Leat Rower mit den tanzenden Punkten in den Augen.
Rower grinst. Er sieht überlegen aus.
„Da haben wir dich ja“, knurrt er zufrieden. „Und wir hatten schon geglaubt, uns die Nacht um die Ohren schlagen zu müssen. Aber nun können wir am Abend zurück sein.“
Rogers Hand tastet vorsichtig nach dem Colt. Er ist noch da.
„Was wollt ihr von mir?“, fragt er.
„Weißt du das nicht? Wir haben die Toten etwas früher gefunden, als du sicher erwartet hast. Komm, mein Junge, mach uns keine Umstände! Du bekommst eine faire Verhandlung.“
Roger erinnert sich, schon einmal genau das gleiche in Collins gehört zu haben. Aber damals betraf es Andy.
„Ich verstehe nicht“, sagt er unsicher. „Was soll das heißen?“
Mehrere der Männer haben ihre Gewehre aus den Sattelfutteralen gezogen und die Mündungen auf ihn gerichtet.
„Heb die Hände schön ruhig über den Kopf, Keefe!“, murrt der Sattler Harlin. „Wir wollen dich verhaften und nach Collins zurückbringen. Nun weißt du es ganz genau!“
„Warum?“
„Weil du zwei Männer ermordet hast. Weißt du nun, wie schnell manche Dinge bekannt werden?“
„Ich verstehe nicht.“
„Wie unschuldig“, murmelt einer. „Machen wir es kurz!“
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