Название: Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane
Автор: Frank Callahan
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745213171
isbn:
„Nein“, gibt Roger bitter zu. Er denkt daran, dass Andy nicht ganz so arm war wie er, als er die Ranch verließ.
„Da siehst du es. Von mir aus geht. Ich bleibe. Ich weiß jetzt, wie sich alles beenden lässt.“
Das Mädchen schüttelt den Kopf, als es Rogers drängenden Blick bemerkt.
„Allein kann ich ihn nicht lassen. Aber du solltest reiten, Roger. Vielleicht tut er uns gar nichts.“
„Geh nur mit ihm, Helen. Euch jungen Menschen gehört doch die Zukunft. Ich bin alt und will hier sterben.“
„Nein, ich kann nicht. Roger, es tut mir leid.“
Er sieht die Tränen, die aus ihren Augen rinnen, und er weiß, wie schwer ihr dieser Entschluss fällt. Und weil er nicht weiß, was er nun noch sagen soll, wendet er sein Pferd und reitet schweigend davon.
26
Berton Keefe zeigt die kräftigen Zähne, als er Matt anblickt.
Der Cowboy hebt die Schultern und lässt sie wieder fallen.
„Ich kann auch nichts dafür, Boss. Ich dachte, er wäre fertig. Aber er war es nicht. Plötzlich fiel er mich an.“
„Wie lange ist es ungefähr her?“, stößt der Rancher mühsam beherrscht hervor.
„Zwei Stunden etwa.“
„Dann kriegen wir ihn noch. Sattelt die Pferde! Matt, du kommst mit uns. Und wenn eine Kleinigkeit an deiner Geschichte nicht stimmt, erlebst du die Hölle!“
„Was soll denn nicht stimmen?“
„Das weiß ich jetzt noch nicht. Sorge dafür, dass der Wagen in drei Minuten im Hof steht!“
Matt geht. Als er den Wagen aus dem Schuppen rollt und die anderen Männer mit den Pferden kommen, sehen sie den Reiter, der aus der Nacht auftaucht und sich langsam nähert.
„Wer ist das?“, fragt der Rancher. „Achtung, das kann er sein!“
In diesem Moment fällt der Reiter aus dem Sattel. Die Männer im Hof bewegen sich nicht.
„Seht nach!“, kommandiert der Rancher. Er rollt seinen Stuhl an die Treppe und schaut hinter den Männern her, die ihre Waffen in den Händen halten. Als sie zurückkommen, tragen sie einen Mann.
„Es ist Sam Haie!“, ruft einer.
Berton Keefe schweigt, bis die Männer den Verletzten auf die Bank auf der Veranda gelegt haben. Haie schaut ihn an.
„Was ist, Sam?“
„Die Rinderdiebe. Sie . . . kamen wieder. Sie haben . . . alle erschossen. Bei mir . . . war es Zufall, dass ich . . . noch lebe.“
„Wie viel waren es?“
„Ich . . . weiß nicht, Boss.“
Berton Keefe blickt über die starr stehenden Männer hinweg.
„Alle Rinder“, hört er den verletzten Cowboy sagen. „Boss, alle Rinder . . . sind weg!“
„Alle Rinder?“
„Ja.“
„Irrst du dich auch nicht?“
Haie versucht den Kopf zu schütteln, aber seine Bewegung bleibt unvollendet.
„Ich habe . . . kein Rind mehr ... gesehen“, murmelt er abgerissen, aber doch laut genug, dass sie es alle verstehen.
„Alle Rinder“, spricht der Rancher ihm nach. Und plötzlich weiß er nicht, um was er sich zuerst kümmern soll. Zugleich spürt er noch stärker als sonst, wie hilflos er selbst ist.
„Dann werden die Rustler nur sehr langsam vorwärts kommen“, sagt einer der Männer. „Vielleicht kann man sie einholen. Auf jeden Fall kannst du nicht warten, bis sie auch noch deine anderen Herden holen, Boss!“
Berton Keefe hat eine harte Erwiderung auf der Zunge, verschluckt sie aber.
„Bringt Sam ins Haus. Jim, du kümmerst dich um ihn! Matt, du bleibst hier!“, bestimmt er weiter. „Ihr anderen versucht, die Viehdiebe einzuholen. Ich selbst bin nicht schnell genug dazu. Auch stand die Herde den Bergen sehr nahe, und mit dem Wagen kann ich nicht dorthin.“
Nach drei Minuten sind alle Reiter außer Matt verschwunden. Der Wind trägt noch den Hufschlag heran und weht den Staub über das Haus hinweg.
„Wir fahren zu Pegg. Dort werden wir ihn finden“, meint der Rancher. „Du nimmst ein Pferd, da bist du beweglicher.“
„In Ordnung, Boss“, knurrt der Cowboy widerwillig.
27
Tom Pegg geht vom Fenster zur Luke in der Tür, blickt hinaus und läuft dann zum Fenster zurück. Er hat die Parkerflinte in der Hand, und sein altes Sharpsgewehr an der Wand lehnen.
Helen lehnt am Tisch. Sie schaut aus dem Fenster und sieht den ersten fahlen Schimmer im Osten, der sich langsam vergrößert. Es ist sehr dunkel um sie, und sie sieht ihren Vater nur als Schatten. Nur wenn er vor dem Fenster steht, wird seine Gestalt in ihren Umrissen deutlicher.
„Du hättest mit ihm gehen sollen“, sagt er schwer. „Es ist nicht richtig von mir, dich hier zu behalten. Es fällt mir nur so schwer, plötzlich ganz allein zu sein.“
„Ja, Dad. Ich wäre ohne dich nicht gegangen. Niemals, das weißt du doch.“
„Du liebst ihn aber.“
„Mein Platz ist bei dir“, beharrt sie. „Nur, was können wir hier noch gewinnen? Berton Keefe ist gnadenlos gegen seinen eigenen Sohn. Du aber bist ihm ein Fremder, ein Fremder, der ihm noch dazu im Wege steht.“
Pegg bleibt an der Luke stehen und starrt hinaus. Über die Schulter sagt er: „Es ist Wahnsinn, du hast recht. Aber ich kann nicht mehr anders. Einmal muss man hart bleiben, auch wenn es der Untergang ist. Ich werde ihn töten, wenn er kommt.“
Draußen wird es heller. Das Tageslicht kriecht langsam in die Hütte herein. Hin und wieder erschallen die harten, tappenden Schritte des Siedlers, wenn er zum Fenster geht und wieder zurück zur Tür. Immer wieder schaut er nach dem Hügel, über den Berton Keefe kommen muss, wenn er der Spur seines Sohnes folgt.
Plötzlich bleibt der Siedler mit einem Ruck zwischen Fenster und Tür stehen und duckt sich zusammen. Aus der Ferne weht der Wind ein peitschendes Knallen heran. Dann wird es wieder sehr still.
Pegg dreht sich und forscht im bleichen Gesicht seiner Tochter.
„Schüsse“, murmelt er. „Hast du es СКАЧАТЬ