Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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СКАЧАТЬ der anderen Richtung war niemand zu sehen.

      Morton öffnete das Fach, zu dem sein Schlüssel gehörte, und fand darin eine kleine, schwarze Reisetasche mit dem Aufdruck einer nicht existenten Fluggesellschaft. Die Tasche enthielt eine Ooni MDK, eine kompakte Waffe in einem Reeger-Gürtelholster. Der Lauf war mit einem daruntergesetzten Laserzielgeber versehen. Die Waffe arbeitete durch ein nanoprozessorgesteuertes Dämpfungssystem nahezu lautlos und zeigte keinerlei Mündungsfeuer. Alles Attribute, die in bestimmten Situationen von unschätzbarem Wert waren. Sie ließ sich vom Einzelschuss- in den Feuerstoß-Modus umschalten, wobei sie zwischen drei und sechs Kugeln ausstieß. Die miniaturisierten Hochgeschwindigkeitsprojektile durchschlugen mühelos Körperpanzer der Klasse III. Eine nahezu unschlagbare Waffe für den Nahkampf. Sie ließ sich außerdem mit mehreren Munitionsarten bestücken, darunter Brandsätze und Urankugeln gegen gepanzerte Roboter.

      Neben der Waffe lag noch ein etwas größerer Umschlag in der Tasche. Morton öffnete ihn und entnahm ihm ein Fax mit seiner Hotelreservierung, die für das »Maniloa International« galt. Kurz überlegte er, dann ließ er beides in der Tasche und stopfte diese in seine eigene, wesentlich größere Reisetasche.

      Zurückgekehrt zur Information, übergab er den Schlüssel der Angestellten und bedankte sich.

      »Keine Ursache Sir«, antwortete die Nepalesin. »Übrigens, Sir – Sie werden erwartet.«

      »Von wem?«

      »Dort drüben, Sir.«

      Morton warf einen Blick in die angegebene Richtung. Er vermutete, SY.N.D.I.C.s Kontaktmann in Schrinagar, Poul Devlin, zu sehen.

      Er irrte sich.

      Ein erfreulicher Irrtum, wie er feststellte.

      Es handelte sich um eine junge Frau.

      Sie saß in einer der mit weißem Kunstleder gepolsterten Fiberglasschalen unmittelbar neben dem Zeitschriftenkiosk und blätterte in einem Journal. Von ihrem Gesicht war nicht viel zu erkennen. Eine rote Haarflut entzog es Mortons Blicken.

      Er ging hinüber. Stand jetzt vor der jungen Frau. Für einen Moment überlegte er, wie er sich bemerkbar machen sollte. Dann sagte er übertrieben freundlich: »Verzeihung, Miss! Haben wir uns nicht schon mal gesehen?»

      Sie sah auf, musterte ihn schweigend und mit deutlich erkennbarer Zurückhaltung. Der Ausdruck in ihren grauen Augen tendierte zur Langeweile. Doch dann legte sie die Zeitschrift auf dem niedrigen Tisch ab und warf mit einer energischen Bewegung ihre Haare zurück; sie schimmerten im Licht der Halle wie poliertes Teakholz.

      »Guten Tag, Mr. Conroy!«, sagte sie mit heller, weicher Stimme. »Lassen Sie dieses alberne Getue! Selten habe ich eine geistlosere Parodie dieses abgeschmackten Witzes gehört.«

      »Bei der siebenundneunzigsten Sure«, entfuhr es Morton verblüfft. Seine Augen blitzten. »Sollte ich tatsächlich mal einer Frau mit Verstand begegnet sein?«

      Ihr Blick hätte das Wasser des Flusses Dschilam einfrieren können.

      »Mister!«, entgegnete sie scharf und akzentuiert. »Es entzieht sich meiner Kenntnis, in welcher Gesellschaft Sie sich für gewöhnlich bewegen. Ich möchte mich dazu auch nicht äußern. Nur dies: In den Kreisen, in denen ich meine Freunde suche und finde, benimmt man sich etwas höflicher einer Frau gegenüber. Falls Sie es noch nicht gemerkt haben: Sie verkehren hier unter zivilisierten Menschen.«

      »Mit Ihnen zur Seite?«, erkundigte er sich lächelnd.

      Sie stand auf. Ihre Figur war ohne Tadel; an genau den richtigen Stellen proportioniert, und das nicht zu wenig. Sie war ohne Zweifel das hübscheste Wesen, dem Morton seit langem begegnet war.

      »Es wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben«, antwortete sie kühl. »Man hat mich zu Ihrem Chauffeur bestimmt. Zumindest so lange, bis ich Sie abgeliefert habe.«

      »Man...?«, dehnte Morton.

      »Mr. Poul Devlin. Der Manager von Rimtec – und mein Boss.«

      Morton Conroy nickte. »Wie umsichtig von ihm, Sie zu schicken. Sind Sie sicher, den Anforderungen einer Fahrt zu genügen?«

      Ihr Lächeln wurde um eine Spur herablassender.

      »Vertrauen Sie sich mir ruhig an. Ich kenne Schrinagar in- und auswendig. Bin ausgebildet in Kranken- und Säuglingspflege und verstehe mich auch darauf, einen Schraubenschlüssel richtig anzuwenden, falls es erforderlich sein sollte.«

      »Letzteres spricht für Sie. Mit wem habe ich das – unbestreitbar reizende – Vergnügen?«

      »Nomi McIrnerny. Ich bin Mister Devlins Assistentin.«

      »Das geschieht mir recht.« Morton spielte den Zerknirschten. »Verzeihen Sie mir?«

      »Wenn Sie damit meinen, ob ich Ihnen Ihre ungehörige Bemerkung über die weibliche Intelligenz verzeihe, ja.«

      »Ich werde es nicht wieder tun«, versprach er. »Unterhalten wir uns zur Abwechslung einmal vernünftig.«

      »Gerne. Worüber?«

      »Zum Beispiel: Hotel und Bett...«

      Sie runzelte die glatte Stirn.

      »Sie müssen wissen«, sprach Morton Conroy rasch weiter, »dass es mir miserabel geht. Gestern war ich noch in Aden. Heute schon hier. Der plötzliche Ortswechsel war zuviel. Ich fühle mich etwas indisponiert...«

      Sie stand schnell auf und griff nach seinem Arm, als befürchte sie, er könne jeden Moment umsinken.

      Als sie sein Grinsen sah, hüstelte sie und zog ihre Hand zurück, als hätte sie heißes Eisen berührt.

      »Kommen Sie, Sie schrecklicher Mensch«, sagte sie undeutlich und biss sich auf die Lippen. Sie schien verärgert, aber sie beherrschte sich schnell wieder. »Möchten Sie etwas essen? Ich kenne da ein paar ausgezeichnete Speiselokale...«

      »Danke. Ich hab' schon im Hover gegessen. Wenn Sie nichts dagegenhaben, möchte ich so schnell wie möglich ins Hotel. Was ich am dringendsten brauche, ist eine kalte Dusche und eine Rasur.«

      Sie sah ihn prüfend an. Dann nickte sie; um sein Kinn wucherte ein üppiger Stoppelbart.

      »Mein Hover steht draußen. Ich bringe Sie ins Hotel.«

      Sie hängte sich ihre Tasche um die Schulter. Ihre Augen verbarg sie hinter einer Sonnenbrille mit riesigen runden Gläsern und einem blauweiß geringelten Gestell. Sie ging voraus und fragte über die Schulter: »Haben Sie Gepäck?«

      »Nur leichtes.« Er hielt seine Tasche hoch. »Hab' mich ganz darauf verlassen, dass Rimtec mich mit allem ausstattet, was ich hier für meine Arbeit brauche.«

      Sie nickte bestätigend.

      »Liegt schon alles im Hotel für Sie bereit.«

      Beim Hinausgehen bemerkte Morton den Mann. So unauffällig wie ein Paradiesvogel zwischen einer Gruppe Pinguine lehnte er an einer Säule und starrte in ihre Richtung. Für einen Augenblick schien die Szene wie in einer Standbild-Sequenz erstarrt. СКАЧАТЬ