Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band!. Frank Rehfeld
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band! - Frank Rehfeld страница 35

СКАЧАТЬ Sie!“

      James Stanley war während des folgenden Fluges nervös und machte Bount immer wieder auf einen der Mitreisenden aufmerksam, von dem er sich beobachtet fühlte.

      Bount war wachsam. Er fand die Verdachtsmomente aber nicht bestätigt. Er war schon auf die seltsamen Gäste des Ranchers gespannt. Mehr und mehr setzte sich nämlich bei ihm die Vermutung durch, dass Stanley lediglich an einer Art Verfolgungswahn litt.

      Der Flug führte sie nach Norden. Sie landeten in Rapid City im Staate South Dakota.

      Stanleys Chevrolet wartete auf dem Parkplatz. Sie fuhren in nordöstlicher Richtung, durchquerten fruchtbares Weideland und kamen an eindrucksvollen Rinderherden vorbei. Die Höhen der Black Hill Mountains ließen sie hinter sich. Die Gegend wurde immer einsamer. Schließlich begegnete ihnen kaum noch ein anderes Fahrzeug.

      „Verstehen Sie nun, warum ich verkaufe?“, fragte James Stanley. „Ich werde älter und besitze keine Verwandten, die sich um mich kümmern könnten. Ich muss unter Menschen. Vielleicht werde ich nach Kalifornien gehen.“

      „Und diese Tochter Ihres Vetters?“, meinte Bount.

      Der Rancher wurde zornig.

      „Alles Schwindel! Ich habe nie einen Vetter gehabt. Und es existiert auch kein Testament zugunsten dieses Mädchens. Sie ist eine raffinierte Betrügerin.“

      Sie trafen am frühen Abend auf der Ranch ein. Gegenüber dem Trubel von Manhattan hatte Bount den Eindruck, sich hier in einem Sanatorium zu befinden. Nicht ein einziger Mensch war zu sehen. Niemand erschien, um den Hausherrn zu begrüßen.

      „Ich habe bereits das ganze Personal entlassen“, erklärte Stanley. „Lediglich eine Haushälterin versorgt noch das Haus. Und dann ist da noch Jim für die gröberen anfallenden Arbeiten. Der Käufer meiner Herden hat auch die Cowboys übernommen. Ich brauche sie ja nicht mehr.“

      „Als Schutz wären sie jetzt durchaus von Nutzen gewesen“, fand Bount.

      „Ja, ja, da haben Sie recht. Aber das konnte ich zu diesem Zeitpunkt doch nicht ahnen. Kommen Sie ins Haus! Ich stelle Sie meinen nicht eingeladenen Gästen vor.“

      Sie waren übereingekommen, dass Bount als Kaufinteressent für die Ranch auftreten sollte. Dadurch erhielt er gleichzeitig ein Motiv, sich überall genau umsehen zu können.

      Die Vorstellung klappte nicht so recht. Fast alle Gäste hatten sich in ihre Zimmer zurückgezogen oder durchstreiften das Gelände außerhalb der Ranchgebäude. Lediglich Reverend Pool, ein Mann von mindestens sechzig Jahren, tauchte auf und strahlte, als sähe er in Bount einen alten Freund.

      „Sie wollen also dieses Stück von Gottes Erde kaufen, junger Mann? Daran tun Sie recht. Ich hoffe nur, dass Sie sich nicht mit der Absicht tragen, hier ein Ferienzentrum mit hässlichen Betonklötzen zu errichten. Dieses Land darf nicht vergewaltigt werden.“

      „Da kann ich Sie beruhigen, Reverend“, sagte Bount. „Ich werde hier nichts verändern, falls ich mich zum Kauf entschließe.“

      Pool war erleichtert. Zumindest gab er sich den Anschein.

      Bount wechselte noch ein paar belanglose Worte mit dem Geistlichen und erfuhr, dass dieser aus Illinois stammte. Ein Eilbrief hatte ihn an das Sterbelager James Stanleys nach Springfield gebeten. Dort war er von Jim in Empfang genommen worden, der den Auftrag hatte, ihn hierher zur Ranch zu bringen.

      „Von mir hatte er diesen Auftrag nicht“, sagte der Rancher, als er Bount sein Zimmer zeigte. „Jim ist zwar ein ausgezeichneter Arbeiter, aber ein bisschen schwer von Begriff. Es ist mir noch nicht gelungen, von ihm herauszubekommen, auf wessen Wunsch er nach Springfield gefahren ist.“

      „Ich unterhalte mich leidenschaftlich gerne mit Menschen, die schwer von Begriff sind“, behauptete Bount. „Wo finde ich denn diesen Jim?“

      „Wahrscheinlich hackt er drüben bei den Schuppen Holz“, vermutete Stanley. „Geben Sie Acht! Leuten gegenüber, die er nicht kennt, ist er manchmal misstrauisch und ziemlich aggressiv.“

      Bount verließ das Wohnhaus und wandte sich den Schuppen zu. Er brauchte nicht lange zu suchen, denn das Krachen der Holzscheite wies ihm den Weg.

      Jim erwies sich als riesiger Neger, der die Axt schwang, als handelte es sich um ein Plastikspielzeug. Sein Oberkörper war nackt. Dicke Muskelstränge bedeckten Brust und Rücken. Seine bizepsbepackten Arme hätten jeden Bodybuilder vor Neid erblassen lassen.

      Als Bount sich ihm näherte, hob er nur flüchtig seinen braunen Wollkopf und zeigte zwei Reihen blitzend weißer Zähne. Dann wandte er sich gleich wieder seiner Arbeit zu und spaltete mit kräftigem Hieb einen Kloben, der in zwei Hälften davonprellte und um ein Haar Bount gegen die Kniescheibe donnerte.

      Bount versuchte sein Glück mit geschickten Fragen, doch der Schwarze beachtete ihn überhaupt nicht. Mit wahrer Verbissenheit schlug er auf das Holz ein. Seine Kraft war beängstigend. Bount hatte keine Angst, und er nahm sich auch vor, aus Jim die Wahrheit herauszuholen, sobald dieser die Axt beiseite legte. Im Moment interessierte ihn aber etwas ganz anderes.

      Er hatte einen Mann ins Haus gehen sehen, den er zu kennen glaubte. Mit ihm verbanden sich jedoch keine sehr erfreulichen Erinnerungen. Es handelte sich um Strother Lynch, einen Halunken, dem Bount ein paar Monate Gefängnis verschafft hatte.

      Strother Lynch hatte den Privatdetektiv seither so ins Herz geschlossen, dass er geschworen hatte, ihn umzubringen, falls es der Zufall wollte, dass sie sich jemals wieder trafen. Dieser Zufall war nun eingetreten.

      Strother Lynch verschwand rasch im Haus und suchte sein Zimmer auf. Er verschloss hinter sich die Tür und trat ans Fenster.

      Tatsächlich! Er hatte sich also nicht getäuscht. Dieser Kerl, der da drüben bei dem Schwarzen stand, war kein anderer als Bount Reiniger, der Schnüffler. Der Mann mit den gelblichen Haaren und den katzenhaften Bewegungen verbarg sich hinter dem Vorhang. Er ballte seine Hände.

      Was hatte dieser Schuft hier verloren? Suchte er ihn schon wieder? Wollte er ihm wieder etwas anhängen, wofür er büßen sollte?

      Strother Lynch hatte gelernt, die amerikanischen Gefängnisse zu hassen. Er hasste jeden, der ihn wieder hineinbringen wollte. Reiniger würde das nicht schaffen. Diesmal nicht. Dafür würde er schon sorgen.

      Er sah, wie der Detektiv das Haus betrat. Suchend blickte er sich im Zimmer um. Wenn der Bursche bei ihm aufkreuzte, sollte er sein blaues Wunder erleben. Er war jünger als Reiniger und deshalb vermutlich auch schneller.

      Als es an der Tür klopfte, zuckte er zusammen, obwohl er damit gerechnet hatte.

      „Verschwinden Sie!“, schrie er. „Gehen Sie mir aus dem Weg! Einen besseren Rat kann ich Ihnen nicht geben.“

      Er ergriff einen Stuhl und stellte sich damit neben die Tür. Sobald Reiniger gewaltsam eindrang, sollte er erleben, wie gut es tat, wenn man ein aus Büffelhörnern gefertigtes Sitzmöbel über den Schädel gezogen bekam.

      Es wurde ungeduldig an der Tür gerüttelt.

      „So machen Sie doch auf, Mister Lynch. Ich habe Ihnen doch nichts getan. Ich suche Mister Stanley. Ist er bei Ihnen?“

      „Der Teufel soll Sie СКАЧАТЬ