Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band!. Frank Rehfeld
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Читать онлайн книгу Krimi Jahresband 2020 - 11 Spannungsromane in einem Band! - Frank Rehfeld страница 33

СКАЧАТЬ Erstens war es ausgeschlossen, dass sie auf ihn als Täter tippte, zweitens würde sie im Verdachtsfall nicht anrufen, sondern persönlich aufkreuzen.

      Sicher war es Eve.

      Er zwang sich zur Ruhe, als er den Hörer abnahm und sich meldete.

      „Sie sind verdammt schnell, Mister Brass“, hörte er einen Mann sagen. „Schnell und konsequent. Ihre Fähigkeiten hat nicht jeder aufzuweisen. Ich könnte einen Mann wie Sie brauchen. Was halten Sie von einer Zusammenarbeit?“

      Peter Brass durchrieselte es eiskalt. Was wusste der Kerl? War das eine Anspielung auf den Mord, oder meinte er etwas ganz anderes?

      „Mit wem spreche ich?“, fragte er gepresst. „Und welche Art Zusammenarbeit stellen Sie sich vor?“

      Ein dünnes Lachen war in der Leitung.

      „Das wissen Sie sehr gut. Ich denke, dass wir das Thema nicht telefonisch diskutieren sollten. Ich schlage Ihnen ein Geschäft vor. Risikolos. Niemand wird Ihnen in die Quere kommen, niemand wird Sie verdächtigen, denn Sie werden das - äh, das Geschäft in einer Gegend abwickeln, in der man Sie nicht kennt. Es ist Ihnen doch nicht unangenehm, vorübergehend aus L. A. zu verschwinden?“ Wieder dieses amüsierte Kichern.

      Der Typ wusste alles. Er musste seine Flucht beobachtet haben. Aber er bot ihm ja Hilfe an. Warum sollte er nicht zugreifen?

      „Was schlagen Sie vor?“, fragte er.

      „Ich nehme an, Sie wollten ohnehin gerade packen. Tun Sie das, und kommen Sie dann zum Long Beach Airport! Ich warte, von jetzt an gerechnet, genau drei Stunden. Danach verfällt mein Angebot, und ich überlasse Sie Ihrem Schicksal, das mir ziemlich düster erscheint.“

      Peter Brass wollte noch fragen, ob er etwas Bestimmtes mitbringen solle. Er dachte da an sein Einbruchswerkzeug. Aber der andere hatte das Gespräch bereits beendet.

      Drei Stunden. Das wurde knapp. Bis Long Beach waren es zwar nur ungefähr fünfundzwanzig Meilen, aber in der Regel waren die Straßen verstopft. Jedenfalls vor Mitternacht. Außerdem musste er auch noch packen und sich nebenbei überlegen, ob es klug war, sich mit dem Unbekannten zu treffen. Er sagte sich aber, dass der Mann ihn zweifellos auch jetzt noch unter Kontrolle hatte. Wenn der wirklich an ihm interessiert war, konnte er nicht ohne weiteres vor ihm davon laufen. Am besten, er hörte sich dessen Angebot unverbindlich an.

      3

      Bount Reiniger blätterte gelangweilt in der New York Times. Er fand nicht, wonach er suchte. Stirnrunzelnd faltete er die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. Als das Telefon sich bemerkbar machte, wartete er darauf, dass June March, seine Mitarbeiterin, das Gespräch entgegen nahm. Erst beim vierten Läuten fiel ihm ein, dass er sie selbst weggeschickt hatte, um noch ein paar andere Zeitungen zu besorgen.

      „Detektei Reiniger“, meldete er sich. „Büro für private Ermittlungen. Was kann ich für Sie tun?“

      „Mir das Leben retten“, kam die spontane Antwort, die Bount Reiniger aufhorchen ließ. „Man will mich nämlich umbringen.“

      „Was berechtigt Sie denn zu dieser Befürchtung?“, fragte Bount.

      „Das lässt sich schwer in Worte fassen, Mister Reiniger“, gab der Anrufer zu. „Auf jeden Fall ist es mehr als nur eine Ahnung. In den letzten drei Tagen entging ich zweimal nur knapp dem Tod. Am Sonntag geriet ich um ein Haar unter einen Wagen. Der Fahrer raste davon, ohne dass ich ihn erkennen konnte. Heute wurde auf mich geschossen. Zum Glück verfehlte mich die Kugel, wenn auch nur sehr knapp.“

      „Und der Schütze verschwand ungesehen?“

      „So ist es. Ich nahm gerade ein Bad im Fluss. Deshalb konnte ich ihm nicht schnell genug folgen. Ich hörte ihn aber in scharfem Galopp davonreiten.“

      Bount staunte.

      „Er kam zu Pferde?“

      „Ich vergaß zu erwähnen, dass ich nicht von New York aus anrufe. Mein Name ist James Stanley. Ich bin Rancher. Genau genommen war ich es. Ich habe meinen gesamten Viehbestand verkauft und werde auch den Grund mit den Gebäuden veräußern. Der Erlös für die Herden scheint mir das Motiv für die Anschläge auf mein Leben zu sein. Der Mörder ist hinter dem Geld her. Es handelt sich um annähernd zwei Millionen Dollar.“

      Bount pfiff durch die Zähne.

      „Aber das Geld haben Sie doch vermutlich nicht unter der Matratze versteckt“, meinte er.

      „Bevor Sie weitere Möglichkeiten durchchecken“, unterbrach ihn der Rancher, „will ich Ihnen gleich sagen, dass ich all diese Einzelheiten auf keinen Fall am Telefon erörtern kann. So ein Gespräch kann von jedem mitgehört werden. Das ist mir zu gefährlich. Ich bin sicher, dass man einen Killer auf mich angesetzt hat. Einen eiskalten Profi, gegen den ich keine Chance habe. Deshalb setze ich meine Hoffnungen auf Sie, Mister Reiniger. Sie sollen auch schon Fälle außerhalb New Yorks angenommen haben. Deshalb werden Sie mich hoffentlich nicht im Stich lassen.“

      „Können Sie es einrichten, herzukommen?“

      Stanley lehnte ab.

      „Mir wäre es lieber, wenn Sie zu mir kämen. Sie könnten an Ort und Stelle die Leute in Augenschein nehmen, mit denen ich zu tun habe. Es ist ein schreckliches Gefühl zu wissen, dass einer von ihnen ein Mörder ist.“

      Bount überlegte kurz. Er bearbeitete zwar zur Zeit mehrere Fälle, doch keiner war so wichtig, dass er nicht eine Unterbrechung von zwei, drei Tagen vertragen hätte. Momentan beschäftigte er sich hauptsächlich mit dem Studium von Zeitungen und Akten, und das konnte June auch ohne ihn erledigen. Sie wusste, worauf es ankam.

      „Wo finde ich Sie, Mister Stanley?“, erkundigte er sich.

      Bount hörte förmlich das erleichterte Aufatmen.

      „Ich erwarte Sie am Flughafen von Alamogordo. Wissen Sie, wo das ist?“

      „New Mexico, wenn mich meine heimatkundlichen Kenntnisse nicht im Stich lassen. Meines Wissens gibt es fruchtbarere Gegenden für eine Ranch.“

      „Warten Sie’s ab! Sie werden staunen. Ich darf also mit Ihnen rechnen?“

      „Wenn Sie mit meinen Konditionen einverstanden sind.“

      „Ich bin nicht kleinlich, wenn es um mein Leben geht“, versicherte der Rancher. „Wann können Sie fliegen?“

      „Praktisch sofort. Es hängt vom Flugplan ab.“

      „Darum habe ich mich schon gekümmert. Sie könnten morgen Mittag um ein Uhr zwölf hier sein.“

      „Dann gehen Sie davon aus, Mister Stanley. Wie erkenne ich Sie?“

      „Ich lasse Sie ausrufen.“

      „Dann wäre also alles klar. Passen Sie auf sich auf, und gehen Sie möglichst wenig auf die Straße.“

      „Darauf können Sie sich verlassen. Ich danke Ihnen für Ihre Bereitschaft, mir zu helfen. Jetzt ist mir schon wesentlich wohler.“

      Bount СКАЧАТЬ