Thriller-Paket 11 Krimis Juni 2020 Sammelband 11002. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Thriller-Paket 11 Krimis Juni 2020 Sammelband 11002 - A. F. Morland страница 76

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      »Nein«, sagte Abel. Er erklärte, dass der Eigentumsvorbehalt auch gegenüber dem Konkursverwalter gelte. Der müsse respektieren, dass die Maschine noch nicht bezahlt sei, und müsse sie rausgeben.

      »Wie lange dauert so was?«

      »Ist fraglich.«

      »Ich sag Ihnen was«, begann nun Waldmüller. Er stützte sich mit dem Unterarm auf den Schreibtisch und sein Gesicht kam vor. Mit der linken Hand hielt er sein Köfferchen fest. Das Gesicht wirkte nun noch schmaler, passend zu der Stimme, die ein wenig schrill klang. Abel konnte riechen, dass der Mann eine leichte Fahne hatte. Alkohol und Knoblauch. Abel holte eine Flasche Weinbrand aus dem Schreibtisch und zwei Gläser aus der Küche, während Waldmüller sprach.

      »Meine Lage ist die, Herr Abel«, rief Waldmüller, »dass ich auch fertig bin, wenn die Maschine nicht sofort zurückkommt. Fertig. Kaputt. Aus. Verstehen Sie? Diese Maschine hab ich auf eigene Rechnung gekauft, das war eine günstige Gelegenheit. Wert ’ne dreiviertel Million. Da hängt mein ganzes Vermögen drin, und jede Menge Kredite. Jetzt im Moment kann ich sie gerade noch mal an einen anderen Kunden verkaufen, achthundertfünfzig, cash. Ich muss in drei Tagen den Vertrag unterschreiben und sofort liefern. Sonst springt der ab, verstehen Sie? Rohertrag hundert, wenn es klappt. Wenn nicht, bin ich kaputt.«

      »Dann gibt s wieder einen Käufer«, warf Abel dazwischen. Er kam mit den Gläsern und schenkte ein. Prosit! Waldmüller trank das Glas auf einen Zug aus. Er atmete tief durch.

      »So eine Fertigungsmaschine ist kein gebrauchtes Auto, für das es theoretisch hunderte von Interessenten gibt. Diese Maschinen sind in der ganzen Welt nur für eine Handvoll Käufer interessant, mehr nicht. Die habe ich alle durch. Ein einziger, ein Holländer in Den Haag will kaufen. Aber der hat keine Zeit, stellt gerade seine Produktion um, der entscheidet in exakt drei Tagen, ob er meine gebrauchte Maschine nimmt, oder sich eine neue beim Hersteller holt. Lieferzeit drei Monate. Wenn ich meine Maschine nächste Woche abbauen und liefern kann, zahlt er achthundertfünfzig cash.«

      »Die Zeiten sind schlecht, wie steht's mit der Solvenz des Käufers?«

      »Kein Problem.«

      »Na ja«, sagte Abel und schenkte nach.

      Es war oft so, dass sich die Menschen von unverhältnismäßig hohen Gewinnen locken ließen, alles aufs Spiel zu setzen. Klar doch, für eine bescheidene Rendite lohnte kein Risiko, da konnte man Pfandbriefe kaufen. Allein das schnelle Geld lockte. Da war der Glaube an die Solvenz so inbrünstig und unerschütterlich!

      »Solvenz, kein Problem«, sagte Waldmüller noch einmal, als müsse er sich in die Tasche lügen. Genau dasselbe wird er gesagt haben, als er mit Freunden das Geschäft mit der Gießerei Quast erörtert hatte, nun musste er sich darum sorgen, dass er seine Maschine nicht schnell genug wieder an die Hand bekam. Wenn nicht, hatte er einen Ladenhüter für viele hunderttausend Euro da stehen, der nur Lagerhaltungskosten produzierte. Ein fein ausgeklügeltes Monstrum aus Stahl und Elektronik, knapp dreißig Tonnen schwer, wie aus dem Lieferschein hervorging, den Abel gerade noch einmal überflog. Dabei tüftelten die Ingenieure bei uns, und die Japaner, Amis und vielleicht sogar die Chinesen schon an der nächsten Generation dieser Art von Maschinen. Auflagen von weniger als dreihundert Stück. Die neuen kamen und die alten waren nur noch ein bizarres, buntes Gebilde aus Stahl und Lack mit Kabeln, Führungsschienen und Greifarmen. Ein Schrotthändler würde ein paar Tausender bieten, weil hochwertiges Material zum Bau verwendet worden war. Die paar Tausender deckten jedoch noch nicht einmal die Zinsen ab, die Waldmüller bei seiner Bank bezahlen musste. Sein eigenes Kapital würde er abschreiben können, wenn die Sache platzte. Zweihundertfünfzigtausend würden fort sein. Und dazu musste er die halbe Million, die er sich gepumpt hatte, an die Bank zurückbezahlen. So wird aus einem wohlhabenden jungen Kaufmann ein schuldenbeladener armer Hund, für den es sich nicht mehr zu arbeiten lohnt! Denn wie will man eine halbe Million je wieder verdienen, wenn man kein Startkapital besitzt? Durch Arbeit geht das kaum.

      Waldmüller war durch den Alkohol kaum ruhiger geworden. Er saß Abel gegenüber und starrte vor sich hin, irritiert, weil sein Anwalt den Mund hielt und in einem dicken roten Band mit unzähligen Gesetzen blätterte. Waldmüllers Finger trommelten herum, er räusperte sich und rieb sich mit der Hand die Nasenwurzel. Dann sagte er, dass er zu Abel gekommen war mit seinem Problem, weil Abel ein Anwalt war, der nicht bloß ein großes Maul hat, sondern einer, der auch was anpacken konnte. Waldmüller hatte Abel von einem Freund empfohlen bekommen, dem Abel den Führerschein in einer energisch geführten Verhandlung gerettet hatte.

      »Ja, ja«, brummte Abel und nickte. Es tat gut, wenn ein Mandant so was sagte. Das war so ähnlich wie bei Fußballtrainern, deren Mannschaft gewonnen hatte. Abel ließ die Katze aus dem Sack: »Wir probieren's mit einer Einstweiligen Verfügung.«

      Waldmüller war skeptisch. »Das dauert«, rief er. Wieder schaute er symbolisch auf seine Armbanduhr. »Die Justiz pennt sich doch immer einen ab.«

      »Es kann dauern, muss aber nicht«, sagte Abel und stand auf. »Ganz wie der Richter will. Wenn wir Glück haben, kommen wir an einen, der uns einen Beschluss in einer Stunde macht. Ohne nähere Begründung, nur zur Sicherung Ihrer Rechte, Herr Waldmüller.«

      So einen sollte man finden, brummte Waldmüller, als ob man sich auf die Justiz verlassen könnte. Überhaupt und vor allem in so einem Fall. Ein Ausdruck hilfloser Skepsis flog über sein Gesicht.

      Abel stand auf und sagte: »Feierabend.«

      »Feierabend? Gibt's denn keinen Bereitschaftsdienst oder so was?«

      »Doch«, Abel nickte und sortierte im Stehen Waldmüllers Papiere so, wie er sie brauchte. »Aber für uns reicht es, wenn wir morgen ganz früh in der Geschäftsverteilung einen ausgeschlafenen Kollegen bekommen. Sie können sich doch lebhaft vorstellen, wie ein Richter drauf ist, den man wegen einer Maschine aus dem Bett holt. Oder er muss vom Stammtisch weg ... es gibt tausende von Möglichkeiten, sich die Chancen zu versauen, Nachtbereitschaft bei der Justiz ist eine davon«, lachte Abel.

      Waldmüllers Nervosität war durch diese taktischen Erwägungen eher verstärkt als gemildert worden. Er sprang auf, lief herum und fragte sich, ob er den Holländer für die gebrauchte Maschine schon anrufen und ihm signalisieren sollte, dass alles klar gehe.

      »Abwarten.«

      Waldmüller fragte Abel nach den Erfolgsaussichten. »So Pi mal Daumen.«

      Abel zuckte mit den Schultern und sagte: »So lala.«

      »Wann morgen?«

      »Um sieben bei mir.« Abel pochte mit dem Knöchel auf seinen Schreibtisch, »dann setzen wir die Antragsschrift gleich auf. Paletti?«

      »Und warum setzen wir das nicht sofort auf?«

      »Weil ich jetzt erst mal die Rechtsprechung durchsehen muss«, sagte Abel und steckte die Hände in die Taschen, wartend, ob sich der Mandant dazu entschließen würde, die Kanzlei zu verlassen. Die zwei Cognacs rumorten in seinem Magen. Er brauchte was zwischen die Zähne nach fast zehn Stunden Fahrt.

      Waldmüller ließ die Armbanduhr wieder herausflutschen. »Und Sie meinen, es steht gut?«, fragte er. »Auch zeitmäßig, damit wir noch rechtzeitig hinkommen und die Maschine holen können?«

      »Drücken wir die Daumen.«

      »Sagen Sie doch ja oder nein«, Waldmüllers Stimme überschlug sich fast, war wieder schrill und unangenehm. СКАЧАТЬ