Wir sind die Bunten. Erlebnisse auf dem Festival-Mediaval. Bernhard Hennen
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Название: Wir sind die Bunten. Erlebnisse auf dem Festival-Mediaval

Автор: Bernhard Hennen

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783862827657

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СКАЧАТЬ Ich kramte meine Geldbörse hervor, warf ihm einen 50er hin und sprang mit einem: »Danke, den Rest schaffe ich alleine« aus dem Auto.

      »Aber Sie bekommen doch was wieder!«

      »Nehmen Sie das als Spende!« Er rief mir laut hinterher: »Die Führer werden es Ihnen danken. Lassen Sie die Finger von Ihrem Teufelssack! Heil Schiwuma!«

      Die ankommenden Festivalbesucher starrten mich böse an. Es fühlte sich wie ein Spießrutenlauf an.

      Wie Sie mich hier sehen, brauche ich nämlich ganz dringend noch mehr Bier.

Bild

      © Gustav Kuhweide

      Robert Corvus

      Bernhard Hennen

      Robert Corvus, Jahrgang 1972, veröffentlicht seit 2013 Fantasy bei Piper. Bereits 2017 und 2018 stellte er seine Romane auf dem Festival-Mediaval vor.

      Bernhard Hennen, geboren 1966, wurde mit seinen Serien um die Elfen zu einem internationalen Star der Fantasyszene. Er war 2018 beim Festival-Mediaval dabei.

      Gemeinsam schreiben sie die Phileasson-Saga über den Wettkampf zweier Kapitäne. Fünf der bisher acht erschienenen Bände platzierten sich auf der Spiegel-Bestsellerliste.

      www.phileasson.de

      Der Duft der Wahrheit

      Das Drachenmaul droht mächtig,

      doch Arrim, der ficht prächtig!«

      Die Skaldin stampfte den Takt ihres Kehrverses auf die Bohlen des Tischs, der ihr als Bühne diente. Aber ihr Vortrag dauerte schon zu lange, ihr Gesang war schief und ihre Leier verstimmt. Sie brachte nur wenige Zuhörer dazu, in ihr Loblied einzustimmen. Bestimmt, weil die Botschaft des Stückes auf ermüdende Weise dem glich, was die Gäste heute bereits ein Dutzend Mal gehört hatten.

      »Arrim ist ein wahrer Recke,

      wer es leugnet, ist ’ne Zecke!

      Der Gottwal, der will Kraft und Mut,

      drum: Arrim preisen – das tut gut!«

      Orm Follkerson wünschte sich, er hätte etwas Stärkeres als Ziegenmilch in seinem Trinkhorn. Doch er wusste, dass er an diesem heißen Sommertag seinen Verstand noch brauchte. Geist und Witz waren die Waffen, mit denen er Arrim schlagen wollte, nicht die kurze Doppelblattaxt, die in einem Eisenring an seinem Gürtel hing. Missmutig nahm er einen Schluck von dem süßlichen Getränk.

      Das Händegeklapper in der Goldbergbucht fiel maßvoll aus, als die Skaldin die Bühne räumte. Sogar Arrim Berason sah hinaus auf den Fjord, statt die Sängerin zu beachten, die seinen Mut als Drachenkämpfer so überschwänglich gepriesen hatte. Das Wasser strahlte blau und versprach Abkühlung in der Mittagshitze. Vier Langboote waren auf den Strand unter dem palisadenbewehrten Hügel gezogen, der die Heimstatt der Goldberg-Ottajasko war.

      Orm Follkerson schnaubte. Goldberg-Ottajasko. Der hochtrabende Name sah diesen Aufschneidern ähnlich. Edles Metall fand man in fünf Tagesmärschen Umkreis nicht. Die Sonne narrte den Reisenden, wenn sie tief stand und die Felsen beleuchtete, die sich hinter dem Fjord erhoben. Und selbst dann fand Orm, dass sie eher nach Schwefel als nach Gold aussahen.

      »Das war ein strammer Vortrag, Skaldin!«, lobte Bera Dembadottir. Arrims Mutter ließ nichts auf den Stolz ihrer Sippe kommen. Ihr musste der zahlreiche Besuch schmeicheln, der dem Ruf zum Fest gefolgt war, das sie für ihren angeblich heldenhaften Sohn gab.

      Orm verbarg sein Grinsen hinter dem Trinkhorn. Vielleicht war ihr peinlich, dass der Skaldenwettstreit bislang keine Begeisterungsstürme auslöste. Im Gegenteil, viele Recken und Schildmaiden, die sich zwischen den drei Langhäusern der Goldberg-Ottajasko eingefunden hatten, unterhielten sich miteinander, statt den öden Vorträgen zu lauschen. Lediglich Arrims Beute, der Silberhelm, fand einige Beachtung. Orm musste zugestehen, dass es ausgesprochen klug war, ihn auf eine in den Boden gerammte Lanze zu setzen. Unter anderem, weil das polierte Metall dort oben hell strahlte und für jeden sichtbar war.

      Beras Blick schweifte über die Menge. »Gibt es noch jemanden, der sich das Preisgeld verdienen will?« Trotz der Hitze trug sie den schwarzen Bärenpelz, den ihr Großvater im tiefen Wald erjagt hatte. Damals hatte die Goldberg-Ottajasko wirklichen Mut gekannt. Oder waren das auch nur erfundene Geschichten?

      Niemand meldete sich.

      »Nun, dann wollen wir herausfinden, wer der Sieger ist!«, rief Bera. »Tretet nacheinander vor, Skalden! Die Rufe der Schildmaiden und Recken sollen entscheiden, wer …«

      Orm stand auf. »Ich will Arrim besingen!«

      »Nicht noch einer«, stöhnte eine Kriegerin mit roten Zöpfen am Nachbartisch. Neben ihr lehnte die größte Axt, die Orm je gesehen hatte.

      Ihre Freunde lachten. »Den überstehen wir auch noch.«

      »Nur mit Met.« Die Kriegerin streckte einem Jüngling, der ein Fässchen unter dem Arm trug, ihr Horn hin. »Füll auf!«

      Orm hatte nicht an einem der Tische gesessen, sondern auf einem Felsbrocken ein wenig abseits. Anfangs hatten einige Gäste versucht, ihn einzubeziehen, doch der Gestank hatte sie vertrieben. Orm roch, als hätte er in einer Jauchegrube gebadet.

      Beras Stirn legte sich in Falten. Ihr konnte nicht entgehen, dass die Gäste von der Lobhudelei auf ihren Sohn genug hatten und lieber zu handfesten Vergnügungen übergegangen wären.

      Dennoch nahm Orm seine Leier und schritt selbstbewusst zum Tisch, der den Auftritten der Skalden vorbehalten war. Er senkte den Blick, als er an Arrim vorbeikam. Wie seine Mutter saß er auf einem mit Bullenhörnern verzierten Sessel. Ein Schwert lehnte neben ihm, es steckte in einer mit schwarzem Bärenfell bezogenen Scheide. Der Geruch, den Arrim verströmte, passte nicht zu diesem martialischen Gepränge.

      »Veilchenduft?«, brummte Orm so leise, dass nur er selbst es hörte, und unterdrückte ein Lachen. »Wirklich, Arrim? Ausgerechnet Veilchen?«

      Über einen Schemel stieg er auf den Tisch.

      »Wie heißt du, Skalde?«, rief Bera.

      »Nennt mich Ohm Follker «, antwortete Orm. Seinen echten Namen durfte er natürlich nicht nennen, sonst hätte er sich die Verkleidung sparen können. Er trug eine Binde über dem rechten Auge, das Haar hatte er mit Asche grau gefärbt, zusätzlich hatte er die Kapuze seines braunen Leinenumhangs über den Kopf gezogen, sodass sie das Gesicht beschattete. Nicht wenige der Anwesenden mochten vermuten, dass ihn eine Krankheit entstellte, wozu das Bündel Stroh unter seinem Nacken beitrug, mit dem er einen Buckel vortäuschte. Aufbrechende Geschwüre waren eine gute Erklärung für den bestialischen Gestank, der ihn umwehte.

      »Also dann, Ohm Follker: Lass hören!«, forderte Bera.

      Orm strich über die Saiten, merkte aber schnell, dass er auf diese Weise die Aufmerksamkeit des Publikums nicht erregen konnte. Also räusperte er sich und begann zu singen.

      »Der Arrim, der mag mutig tun,

      als er vom Drachenhorte hört.

      Beim СКАЧАТЬ