Название: Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis
Автор: Meinhard-Wilhelm Schulz
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212631
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»Damit habe ich überhaupt nichts zu tun. Ich bin nur die Küchenmagd, und um seine Sachen kümmert er sich selber oder lässt es seine Frau besorgen. Ich weiß nichts, gar nichts. Gelegentlich, glaube ich, trug er ein solches Ding, aber das ist schon länger her, vielleicht ein halbes Jahr.«
»War es ein schwarzes Gewand mit grauen Streifen?«
»Ich weiß nicht. Ich habe es vergessen. Ich glaube nicht, aber mir ist es auch gleichgültig, was die Herrschaften tragen. Darauf achte ich nicht. Ja, vielleicht war es dunkelgrau.«
»Danke, meine Liebe, du kannst gehen. Du hast uns sehr geholfen; vielen Dank!«
Dann zu mir im Flüsterton:
»Gehe rasch hinunter und hole den Tenente mit seinen Carabinieri herauf!«
Ich eilte rasch zum Ausgang. Bereits im Gehen, sah ich den Grafen zittern und puterrot anlaufen:
»Was … was … hat das zu bedeuten?«, fragte er.
»Conte, wir beschuldigen Sie des vierfachen Frauenmordes, geschehen in den vergangenen vier Nächten, stets kurz nach Mitternacht. Der Mörder trug jedes Mal einen schwarzen Poncho mit hellgrauen Streifen und benutzte zum Morden ein solches Gerät wie dieses da …«
Ich verharrte im Eingang und sah Volpe sich mit einem Riesensatz auf Raimondo stürzen und ihm mit einem gezielten Faustschlag ein Bowie Knife aus der Hand zu schlagen. Während es klirrend aufschlug, rannte ich wie verrückt hinunter, um die Carabinieri zu Hilfe zu rufen, denn oben im Penthaus war die Hölle los, eine wüste Rauferei, untermalt vom lästerlichen Fluchen des Hausherrn. Sie war freilich nur von kurzer Dauer, denn im Nu hatten die herein stürmenden Polizisten dem Wüterich Handschellen angelegt und führten ihn ab.
Volpe rappelte sich vom Boden auf, den erbeuteten Doch in der rechten Hand, rieb sich die gerötete linke Wange mit der linken Hand, wandte sich noch einmal an den Conte und sagte:
»Tut mir leid, Signore, aber so stehen die Dinge nun einmal. Fürs Erste genügen Ihnen Tenente di Fusco und seine Männer als Begleitung. Ich werde mich noch einmal mit Ihrer Frau unterhalten. Sie mag alles zusammenstellen, was ein Häftling so braucht, und wenn ich mir noch eine kleine Bemerkung gestatten darf:
Sie sind ein verdammt kräftiger und geschmeidiger Bursche. Ich habe Sie ein klein Wenig unterschätzt. Dafür gelang es uns, die Tatwaffe zu erbeuten; ein echt amerikanisches Bowie Knife, die rasiermesserscharfe Schneide, wie ich vorhergesagt habe, mit einer kleinen Scharte.«
Volpe reichte Ambrosio den Dolch, der ihn sorgsam einwickelte und in der speckigen ledernen Tasche, von der er unzertrennlich ist, verschwinden ließ:
»Ihr Idioten! Ihr habt den Falschen verhaftet«, knirschte der Graf wütend, »und damit werdet ihr euch vor den Zeitungsleuten lächerlich machen.«
Weder wir noch Ambrosio reagierten darauf. Ein Stein war uns vom Herzen gefallen, den Mörder so rasch überwältigt zu haben. Der Tenente rief laut nach Cornelia. Sie öffnete verstört die Tür zum Badezimmer, ein Handtuch um die Hüfte gewickelt, hob das seidene Fähnchen auf, um hinein zu schlüpfen und sah schreckensbleich auf die Szene, die sich ihr bot:
»Verehrte, liebe, liebe Contessa Cornelia«, sagte Ambrosio, sie anzüglich musternd, »Sie sind von vornehmer Herkunft, eine Derer von Malatesta und könnten uns kleinen Staatsdienern gram sein. Bedenken Sie aber bitte, dass wir nur unsere Pflicht tun. Sollte sich die Unschuld deines Mannes herausstellen, wird er in Ehren aus der Haft entlassen. Bis dahin sollten Sie ihn fürstlich versorgen. Desweiteren erwarte ich Sie morgen früh zu einer Besprechung auf dem Revier; eine Frage aber schon jetzt:
Besitzt Ihr Mann einen seidenen Poncho mit Kapuze?«
»Nicht mehr. Das Unwetter, in das er geriet, hat ihn verdorben. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hat er ihn vor einigen Tagen einem Bettler an der Rialtobrücke geschenkt.«
»Danke! Wir werden das nachprüfen. Ich will gleich einige meiner Männer losschicken, um der Sache nachzugehen.«
Ich sah Cornelia erbleichen und ihrem in Handschellen liegenden Mann seltsame Blicke zuwerfen. Sie sagte jetzt nichts mehr. Volpe murmelt sich etwas Unverständliches in den Stoppelbart. Mir war klar, was er dabei dachte.
Ambrosio nickte ihr zu und ging hinaus. Die Polizisten folgten ihm und führten den in ihrem Griff sich windenden Gefangenen die Stiege hinunter und hinaus auf die Gasse, wo im roten Licht der späten Sonne weitere Carabinieri auf ihn warteten.
Volpe und ich blieben noch einen Augenblick, um die schluchzende Frau zu trösten. Ich ließ es mir jetzt nicht mehr nehmen, sie in die Arme zu schließen, um ihren glühenden Leib durch den hauchfeinen Umhang hindurch zu genießen, doch da geschah etwas Überraschendes und Erschreckendes:
Die Contessa schlang mir beide Hände um den Nacken, drückte sich fest an mich, beugte sich ein Wenig zu mir herunter und drückte ihre Lippen auf meine Lippen. Ein heißer Schauer durchraste mich. Ich liebte sie. Volpe hingegen hatte seine Schlüsse aus dem Verhalten der Frau gezogen, schmunzelte hörbar und blickte dezent zur Seite. Er kannte mich.
Dann schlüpfte die Gräfin aus meinen Armen, und wir verließen sie kichernd. Wie gerne wäre ich da geblieben, denn sie blickte mich sehnsüchtig aus ihre großen hellgrünen Augen an, aber Ambrosio hatte um unser beider Anwesenheit beim Verhör des Grafen gebeten. So schied ich schweren Herzens von dieser seltsam berückenden Frau, die möglicherweise Komplizin eines vierfachen Mörders war. Sie hatte meine Sympathien im Sturm erobert. Ich nahm mir vor, ihr zu helfen, komme da, was da wolle.
11. Teil: Wieder auf dem Revier
Die Sonne hing bereits blutrot über dem westlichen Festland, als wir todmüde und mit bleiernen Gliedern vor dem Revier anlangten. Welche eine Nacht, was für einen Tag hatten wir hinter uns! Wann eigentlich hatten wir den letzten Schlaf genossen? War es nicht vor mehr als hundert Jahren gewesen? Und doch galt es, jetzt beim Verhör des Grafen hellwach zu sein. Im Unterschied zu uns war er nämlich gut ausgeschlafen.
Als wir in die bereits oben beschriebene Halle traten, erwartete uns eine unangenehme Überraschung: Alberto Scimmia vom Corriere della Sera samt einem Rattenschwanz von Männern der anderen Zeitungen war hier eingedrungen.
Wie ich später erfuhr, hatten sie das Gebäude den ganzen Tag über nicht aus den Augen gelassen. Immer war einer von ihnen auf der Lauer gelegen, um alle anderen über SMS zu benachrichtigen, wenn sich etwas tat. Und so war ihnen die Verhaftung des Conte d‘ Inceto nicht entgangen. Tenente di Fusco, der damit gerechnet hatte, sorgte freilich dafür, dass der Verhaftete das Gesicht mit einem Tuch verbergen konnte. Jetzt war auch Volpe gekommen.
»Da ist er ja, Venedigs berühmter Privatdetektiv! Und haben Sie wenigstens diesmal den Richtigen erwischt?«, spottete Signore Scimmia, als Ambrosio über den Korridor ging.
Der Tenente blieb einen Augenblick lang stehen und warf dem Reporter einen vernichtenden Blick zu. Dieser blickte rasch zu Boden, während sein Kameramann aktiv wurde. Doch alles, was er ablichtete, war nur ein schlanker, hoch aufgeschossener verschleierter Mann in einem Morgenrock aus Seide.
Im Büro angekommen, ließ Ambrosio den Kronleuchter aufflammen, um die herein brechende Nacht zum Tag zu machen. Dann befahl er, einen Schreiber zu holen, der Protokoll СКАЧАТЬ