Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker
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СКАЧАТЬ nächsten Morgen war Berringer schon sehr früh wach. Davor hatte er tatsächlich ein paar Stunden wie ein Stein geschlafen. Er zog sich an und frühstückte ein paar Cornflakes, die er noch da hatte. Der lösliche Kaffee war fast alle, aber für eine Tasse reichte es noch.

      Das nächtliche Erlebnis kam ihm jetzt, in der Rückschau, fast wie ein weiterer wirrer Traum vor. Aber das Streichholzbriefchen bewies ihm, dass es sehr real gewesen war.

      Was war das für ein Typ gewesen, und was wollte er bei Berringer? Dass der junge Mann sich zufällig gerade diesen Platz ausgesucht hatte, um über sein Leben nachzudenken und sich vielleicht sogar ins Wasser zu stürzen, daran mochte der Detektiv nicht glauben. Nun, vielleicht war er inzwischen auch schon paranoid geworden, dachte er schließlich, denn je mehr er das Ganze drehte und wendete, desto absurder kam es ihm vor. Er glaubte in irgendwelchen Fotos Gesichter wiederzuerkennen, an die er sich vorher nie erinnert hatte, und war davon überzeugt, dass ein Trinker, der sich wahrscheinlich nur auf dem Heimweg verirrt hatte, ausgerechnet seinetwegen in der Gegend herumstrich. Klang das nicht ein bisschen nach Selbstüberschätzung und Irrsinn?

      Andererseits hatten die Ermittlungen der letzten Tage mit Sicherheit Staub aufgewirbelt. Staub bei Leuten, die ziemlich rabiat vorgingen. Also war Vorsicht geboten.

      Berringer gähnte und genoss jeden Tropfen aus der Kaffeetasse. Er wusste, dass es seine letzte Tasse war, wenn er nicht einkaufte. Aber dazu hatte er im Moment einfach keine Zeit.

      Dann saß er eine ganze Weile einfach nur mit geschlossenen Augen da und versuchte seine Gedanken zu ordnen.

      Berringer parkte seinen Mitsubishi am Straßenrand. Er war sehr früh dran, die Straßen waren nahezu leer, nur bei den Bäckereien herrschte Hochbetrieb. Berringer kaufte sich ein Hörnchen und aß es unterwegs.

      Er war der Erste im Büro.

      Für einen Moment war er unschlüssig, was er als Erstes tun sollte. Dann schnappte er sich das Telefon und versuchte Björn Dietrich zu erreichen. Treffer. Er war schon an seinem Arbeitsplatz am Nordwall 1 in Krefeld.

      „Was ist denn mit dir los?“, fragte er. „Freiwillig unter die Frühaufsteher gegangen?

      Du willst sicher wissen, was mit den Geraths ist.“

      „Genau.“

      „Sie sind beide auf freiem Fuß, sollen sich aber in nächster Zeit zur Verfügung halten, damit wir sie erneut befragen können.“

      „Hat sich irgendwas Neues in der Beweislage ergeben?“

      „Bis jetzt nicht. Wir können Frau Geraths Aussage, wonach sie erst am See aufgetaucht ist, als Severin schon im Wasser lag, bislang nicht widerlegen.“ Dietrich fiel die schöne Wortspielerei mit dem „auftauchen“ und dem „im Wasser liegen“, die er da betrieb, offenbar gar nicht auf, denn er redete einfach weiter: „Den Schlag gegen die Gurgel hätte sie natürlich ausführen können, aber da werde ich mich bei ihrem Aikido-Lehrer noch mal erkundigen, ob das wirklich der reinen Lehre dieser Kampfsportart entspricht.“

      „Wer sagt dir, ob dieser Kampfsportlehrer ihr die reine Lehre beigebracht hat?“

      „Na ja, das wird er mir dann ja hoffentlich sagen.“ Björn hustete erbärmlich. Tbc, Endstadium, unheilbar, dachte Berringer. Aber Totgesagte lebten manchmal länger.

      „Wer auch immer der Täter war“, sagte Berringer, „er stand Severin Auge in Auge gegenüber. Ein Arm ist ja nicht sehr lang.“

      „So schlau sind wir auch schon. Nach Sherlock Holmes letzter Weisheit klingt das nicht gerade. An besten, du lässt uns einfach unsere Arbeit machen, und ich melde mich dann wieder bei dir.“

      „Ihr solltet euch mit den Düsseldorfer Kollegen kurzschließen.“

      „Wieso?“

      „Wegen Ferdinand Commaneci und seiner Firma Garol ImEx.“ Björn seufzte laut und machte damit überdeutlich, dass Berringer ihm im Augenblick ziemlich auf die Nerven ging. „Alles der Reihe nach. Wir vergessen dich nicht, und ich sorge schon dafür, dass du alles mitbekommst.“

      „Hast du mal mit den Kollegen gesprochen, die den Golffahrer kontrollierten?“

      „Ich hab’s versucht.“

      „Was soll das denn heißen?“

      „Der eine Kollege ist ab heute in Urlaub, der andere hat wegen der Entbindung seiner Frau frei gekriegt. Von den diensthabenden Kollegen weiß aber niemand, wo der Vermerk geblieben oder ob es überhaupt einen gegeben hat.“

      „Na, großartig!“, maulte Berringer.

      „Kann ich vielleicht was dafür?“, beschwerte sich Dietrich.

      „Du hättest gleich gestern anrufen können!“

      „Berry, du überbewertest die Sache mit dem Golf.“

      „Hoffentlich.“

      „Ich muss jetzt erst mal Blumen für unseren Revierhäuptling auftreiben. Der hat nämlich Geburtstag. So was ist auch wichtig!“

      „Grüß ihn schön mir.“

      „Ganz bestimmt nicht. Wenn der wüsste, was ich mit dir bespreche, gäb's 'ne Standpauke, die sich gewaschen hat! Mach's gut!“

      „Mach's besser!“

      Dietrich unterbrach die Verbindung.

      So ganz nimmt der dich nicht für voll, dachte Berringer. Er hatte das vom ersten Tag an gespürt, als er nicht mehr die Polizeimarke hatte vorzeigen können. Es war eben doch ein Unterschied ...

      Berringer machte sich einen löslichen Kaffee. Um die Vorräte im Büro war es etwas besser bestellt als um die zu Hause auf dem Schiff. Lag wohl daran, dass im Büro Vanessa Karrenbrock für den Einkauf zuständig war.

      Anschließend setzte er sich an den Computer, fuhr ihn hoch und holte sich noch mal die Fotos auf dem Bildschirm, die Mark Lange geschossen hatte. Vor allem jenes, auf dem er dieses Gesicht wiederzuerkennen glaubte. Er sah noch einmal genau hin und versuchte dann in die verborgenen Kammern seiner Seele zu blicken, in denen er ein paar Scheußlichkeiten aus seiner Vergangenheit sorgsam eingesperrt hatte.

      Er konnte sich nicht wirklich erinnern. Er bildete es dir nur ein ... Der Mensch war nun mal ein Gesichtserkennungstier. Gleichgültig ob bei der Vorderfront eines Autos oder irgendwelche Flecken auf dem Mars – man glaubte immer, darin Gesichter zu erkennen. Das war offenbar die Konstante in der menschlichen Wahrnehmung, und die spielte ihm nun einen Streich ...

      Und dabei war er sich so sicher gewesen!

      Er konnte sich von den Fotos erst losreißen, als Mark Lange das Büro betrat.

      „'n Morgen“, sagte er und schaute ziemlich befremdet. Wenig später traf auch Vanessa ein. Berringer konnte die Fotos gerade noch rechtzeitig wegklicken.

      „Ich möchte, dass du diesen Commaneci beobachtest“, befahl er Mark. „Ich weiß nicht, was er mit Frank Severins Tod zu tun hat, aber er ist auf jeden Fall Teil seiner dubiosen Machenschaften.“

      „Du СКАЧАТЬ