Usus Belli. Thorsten Klein
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Usus Belli - Thorsten Klein страница 12

Название: Usus Belli

Автор: Thorsten Klein

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Контркультура

Серия: PSYCHE

isbn: 9783347121737

isbn:

СКАЧАТЬ liegt Ihnen mehr, als langweilige Polizeiarbeit.“

      „Was mir mehr liegt, weiß ich selbst wohl am besten“, brüllte der Reichsmarschall zwar immer noch, aber die zurückgehende Rötung seines Gesichtes zeigte, dass er sich wieder beruhigte.

      Schade, dachte Ether, er hätte platzen sollen. Damit wären interessante Posten frei geworden, auf denen des Reichsmarschalls dicker Arsch immer noch saß. Man würde sehen. Vielleicht später.

      „Sehen Sie es doch positiv. Eine zentralisierte Polizei hat die Bürger viel besser im Griff, als die föderale der alten Republik. Wir bereiten den Krieg vor. Die Bürger jedoch wollen Frieden, Wohlleben und dicke Bäuche (wobei Ether den dicken Bauch des Reichsmarschalls so geflissentlich übersah, dass dem das auffallen musste). Wir müssen also mit einer defätistischen Stimmung in der Bevölkerung rechnen, wenn wir den Krieg beginnen.“

      „Daran arbeiten wir gerade“, begann der Reichsmarschall zu prahlen. „Der Reichspropagandaminister hat einige Filme in Auftrag gegeben.“

      „Filme? Schön“, unterbrach ihn Ether kalt. „Wir haben uns um die Gewerkschaften gekümmert und um die Genossen von der SPD. Die anderen Parteien werden nicht so zicken und sich selbst auflösen.“

      „Sie haben sich um die Gewerkschaft gekümmert?“, fragte der Reichsmarschall, dem es gar nicht gefallen hatte, so grob unterbrochen zu werden.

      „Bereits während der Machtergreifung. Wissen Sie nicht, dass die Proletarier den Generalstreik planten, sollte unser Führer Reichskanzler werden?“

      „Dazu ist es ja nicht gekommen“, warf der Reichsmarschall ein.

      „Weil wir vorgesorgt haben“, unterbrach ihn Ether wieder. „Mit einer freundlichen Einladung der wichtigsten Arbeiterführer in dieses Gebäude. Hier haben wir ihnen sehr handfest erklärt, was mit ihnen und ihren Familien geschieht, wenn es zum Generalstreik kommt.“

      „Sehr handfest?“, fragte der Reichsmarschall zögernd, der sich darunter nichts Bestimmtes vorstellen konnte.

      Ether seufzte. Dem Reichsmarschall fehlte einfach die nötige Fantasie, um eine Geheime Staatspolizei erfolgreich zu leiten. Also verdeutlichte seine Geste, was seine Worte dem Reichsmarschall nicht vermitteln konnten. „Natürlich arbeiteten unsere handfesten Argumente so, dass es keine Veilchen, blaue Flecken oder andere sichtbare Folgen unseres Gespräches gab. Aber sie waren schmerzhaft genug, eine Weile in Erinnerung zu bleiben. Damit ist nun endgültig Schluss. Keine Gewerkschaften mehr, keine Parteien mehr und nur eine Polizei. Meine.“

      Der Reichsmarschall wollte angesichts dieser Arroganz, zu der er sich allein berechtigt fühlte, gerade wieder eine ungesunde Gesichtsfarbe aufbauen, als ein niederer Dienstgrad der SS, Hacken knallend und den Parteigruß entbietend, Ether ein Schriftstück reichte.

      Der las und wurde rot dabei, während der Reichsmarschall sich an Ethers immer wütender werdendem Gesichtsausdruck so sehr amüsierte, dass er meinte, es genüge, wenn einer rot werde.

      „Weiß es schon die Presse?“, blaffte Ether.

      „Die war bei der Urteilsverkündung zahlreich vertreten. Deutsche Journalisten, aber auch welche aus dem Ausland.“

      „Gottverdammte Scheiße“, wollte Ether gerade losbrüllen, als ihn der Reichsmarschall unterbrach: „Darf ich erfahren, welche Nachrichten Sie haben, Herr Reichsführer?“

      „Der Reichstagsbrandprozess ist zu Ende. Sie haben alle freigesprochen. Diesen verrückten Holländer natürlich nicht. Der wurde schuldig gesprochen. Aber die anderen Kommunisten sind frei.“

      Mit einem so falschen Bedauern, wie es ihm nur möglich war, antwortete der Reichsmarschall: „Das wird dem Führer aber gar nicht gefallen. War Ihre Polizei nicht für die eindeutige Beweislage zuständig? Scheint so, als wäre die nicht eindeutig genug gewesen. Sie wissen gar nicht, mein lieber Ether, wie froh ich bin, dass es allein Ihre Polizei ist.“

      Damit drehte er sich um und ging, ein recht anzügliches Kriegslied vor sich her pfeifend, hinaus.

      Ether sah ihm wütend hinterher.

      Allerdings war es jene kalte Wut, die er immer dann hatte, wenn ihm eine Niederlage drohte.

      Als der Reichsmarschall die große Tür hinter sich zuknallen ließ, wusste Ether, wie es weitergehen musste.

      „Wir nehmen die freigesprochenen Kommunisten in Schutzhaft“, befahl er seinem immer noch warteten Untergebenen und fügte hinzu: „Außerdem hat sich mein Fahrer sofort bereit zu halten. Ich muss schneller in der Reichskanzlei sein, als dieser fette Ex-Flieger. Ich werde dem Führer erklären, wie gut es war, dass der Prozess so ausgegangen ist.“

      Ort: Psyche, Moskau, Kreml

      „Es ist nicht allein mein Verdienst, dass die Schlacht so ausgegangen ist, Genosse Vorsitzender, sondern auch das Verdienst meines Beraters.“

      Der Genosse Vorsitzende hatte bei diesen dankbaren Worten des General Schukow nur mit halbem Ohr zugehört. Nun sah er sich aber den Berater genauer an. Der trug eine deutsche Uniform.

      „Sie sind kein Offizier der Roten Armee?“, fragte Wissarew.

      „Oberst von Ehrlichthausen, Genosse Vorsitzender.“

      „Sie sind ein Sohn des berühmten Generals? Ich wusste nicht, dass unsere Zusammenarbeit mit dem deutschen Reichsheer immer noch Bestand hat. Seitdem bedauerlichen Tot meines lieben Freundes, des Genossen Arx, habe ich keinen direkten Kontakt mehr zur militärischen Führung dieses Landes“, antwortete Wissarew, ohne bei dieser Lüge zu zögern oder auch nur rot zu werden.

      „Es ist eine fruchtbare Zusammenarbeit, Genosse Vorsitzender, die man keines Falls ignorieren sollte.“

      „Meinen Sie? Die Britannier und die Großfränkische Republik drängen mich zu einer Erneuerung der alten Entente. Sie meinen, Deutschland wolle uns angreifen. Weiß das Reichsheer von solchen Plänen ihres neuen Kanzlers?“

      „Glauben Sie, ein Ehrlichthausen würde militärische Geheimnisse weitergeben?“, erwiderte Wihtania diesen plumpen Versuch mit einer Gegenfrage.

      Wissarew lächelte: „Wenn es seinen Zielen dienlich wäre, ganz gewiss. Ich habe mit Freude beobachtet, wie Ihr Vater, der alte Fuchs, mit seiner Kapitulation im Kaiserkrieg alle an der Nase herumgeführt hat. Könnte fast von mir sein. Lebt er noch?“

      „Er hat sich vollständig aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen“, antwortete Wihtania.

      „Der Glückspilz. Generale können das. Wenn sie verloren haben, ziehen sie sich ins Privatleben zurück, damit jedermann ihre Niederlage vergisst, nicht wahr, General Schukow“, bezog er diesen mit der versteckten Drohung wieder ins Gespräch ein, damit der nicht vergesse, der Genosse Vorsitzende gestatte seinen Generalen keine Niederlagen.

      „Wenn ich verliere“, fuhr er fort, während er sich umdrehte, um aus dem Fenster zu sehen, „muss ich mit dem Schlimmsten rechnen. Meine Gegner in diesem Land sind ohne Zahl. Sibirien ist nicht groß genug, sie alle aufzunehmen. Das Ausland hingegen scheint die Feindschaft uns gegenüber vergessen zu haben. Nicht nur Britannier und Franken buhlen um unsere Gunst, auch der deutsche Kanzler wünscht einen Pakt mit der bolschewistischen Gefahr … Was meinen Sie, Oberst von Ehrlichthausen? Ist es eine Falle oder ein ehrliches Angebot?“

      „Die СКАЧАТЬ