Der Geruch von Lavendel und die Küche der Sonne. Anna Konyev
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Название: Der Geruch von Lavendel und die Küche der Sonne

Автор: Anna Konyev

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783347105119

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СКАЧАТЬ Ramatuelle. Während ich mich fertig machte, fuhr mein geliebter „Franzose“ ein schneeweißes Page Cabrio aus der Garage, das wir unweit des Flughafens von Nizza gemietet hatten, und begann, die Karte der Côte d‘Azur zu studieren. Unsere Reise bestand aus einem Besuch der Altstadt, der Souvenirläden, einer Kapelle auf dem Marktplatz und der Obstgärten mit den besten Apfel- und Feigensorten. Das Ende des Spaziergangs sollte von einem Mittagessen in einem der alten provenzalischen Keller gekürt werden.

      Die Sonne blendete meine Augen, der Wind wehte durch meine Haare und fabelhafte Aussichten eröffneten sich vor mir: goldene Strände, ein smaragdfarbenes Meer, riesige Palmen und krumme Kiefern, endlose Serpentinen und Berge, die im nebligen Dunst versteckt waren.

      Wir sind es gewohnt, die Wörter „Südfrankreich“ und „Côte d’Azur“ gleichzusetzen. Man muss sich jedoch nur einen Schritt von der üblichen Route entfernen und man befindet sich in der Provence – zwischen Lavendelfeldern und Hügeln, die im Nebel versinken, winzigen Städten und mittelalterlichen Burgen. Alle provenzalischen Städte sind wie Brüder – wenn auch keine Zwillinge, sondern eher Cousins. Helle Häuser mit Ziegeldächern, gepflasterte Straßen, die sich bis zum höchsten Punkt eines malerischen Hügels schlängeln, auf dem ein Schloss, eine Kirche oder ein Glockenturm stehen. Der Sinn der Städte besteht nicht darin, das Spiel „Finden Sie zehn Unterschiede“ zu spielen, sondern sie sollen einen dazu animieren, einfach auf den Hügel zu gehen und die malerische Aussicht auf die nächste provenzalische Stadt zu bewundern, in die Atmosphäre des Friedens einzutauchen und hinter die Vorhänge einer Theateraufführung namens „Provence – Romantik und Magie“ zu schauen.

      Ramatuelle ist ein ruhiges und malerisches mittelalterliches Dorf, das sich stark von anderen Städten der kleinen Bucht auf der Halbinsel Saint-Tropez unterscheidet. Wir ließen das Auto am Fuße des Berges stehen, auf dem sich die Altstadt befindet und machen uns auf den Weg, um durch die engen Kopfsteinpflasterblöcke und Straßen zu schlendern und die einzigartigen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert zu bewundern. Mir schien, dass, wenn ich meinen „Franzosen“ aus den Augen verlieren würde, könnte ich den Weg zum Auto nie mehr finden. Das winzige Dorf, das am Fuße eines Berges entstand und schließlich auf seinen Gipfel zog, ähnelte eher einem griechischen Labyrinth, in dem einer alten Legende nach, der böse Minotaur lebte. Wir stiegen immer höher, als wir plötzlich auf einer der Straßen ein buntes Schild bemerkten, das eher wie eine Kinderzeichnung aussah. Die Neugier war groß und wir wurden zu ungebetenen, aber willkommenen Gästen der Besitzerin eines Kunststudios.

      Unsere Bekanntschaft war eine angenehme Überraschung, denn an einem schwülen Mittag verbringen die Franzosen ihre Zeit lieber nicht in den Mauern einer stickigen Stadt, sondern an den Ufern der Côte d‘Azur oder auf den Außenterrassen von Straßencafés und genießen ein Glas Roséwein oder ein kleines Glas kalten Pastis. Wir haben versucht, so viele französische Metaphern wie möglich in Erinnerung zu rufen, um unsere Bewunderung für ihr unbestreitbares Talent und ihre außergewöhnlichen Gemäldesammlungen zu vermitteln. Die Besitzerin bewundert die Kreativität von Kindern und daher basiert ihre Arbeit auf der Version einer Welt, die durch Kinderaugen wahrgenommen wird.

      Jedes der Bilder wurde wie durch ein bestimmtes Prisma aus „rosa Brillen“ gemalt, voller kindlichen Hoffnungen und Erwartungen, weshalb ihre Gemälde wahrscheinlich die Stimmung heben und die Menschen zum Lächeln bringen. Die talentierte und gastfreundliche Gastgeberin verwöhnte uns mit Kaffee und bot einen kleinen Rundgang durch ihre Galerie an. Die Perle der Sammlung war, laut der Künstlerin selbst, das Porträt einer Mutter und eines Kindes vor dem Hintergrund der Altstadt von Ramatuelle.

      Es stellt die Geschichte eines kleinen Mädchens dar, das seine Eltern ziemlich früh verloren hat und in den Wänden eines Waisenhauses gelandet ist. Elf Jahre lang träumte das Kind von einer neuen Familie und der Wärme der Hände seiner Mutter. Das Mädchen bat Maria Magdalena, die Beschützerin und Schutzpatronin der Waisenkinder, um ein neues Haus voller Liebe und Kinderlachen, zeichnet die Silhouette ihrer Mutter in ihrer Fantasie und hoffte auf ein Wunder.

      Die Künstlerin drückt die Kindheitsträume durch leuchtende Farben, flüchtige Gefühlsausbrüchen und positive Bildern aus. Es verging eine geraume Zeit und die Gebete des Kindes wurden erhört: An der Schwelle eines Waisenhauses erschien eine junge Frau mit traurigen Augen – es war ihre Mutter…

      Viele Jahre lang träumten sie und ihr Mann davon, Kinder zu haben, aber das Schicksal verfügte leider etwas anderes. Verzweifelt und ohne Hoffnung auf eine vollwertige Familie machte sich die Frau auf eine Reise durch die Provence und kam eines Tages in der Altstadt von Ramatuelle an. Die junge Frau verbrachte viel Zeit vor der Hauptkapelle und bat Maria Magdalena und Martha von Bethanien, die Beschützerin von Frauen und Kindern, ihr ein Kind zu geben. Sie ging in einem kleinen Stadtpark spazieren, in dem sich Waisenkinder mit ihrem Lehrer und ihrem spirituellen Mentor aufhielten.

      Unter den Kindern bemerkte die Frau ein Mädchen von ungefähr zehn Jahren mit denselben traurigen Augen, wie ihre. Eine spirituelle Verbindung entstand zwischen dem Mädchen und der jungen Frau, die schwer zu erklären ist: Es war eher ein Impuls, der einen Funken in den Tiefen ihrer Seelen auslöste. Die Frau lernte das Mädchen kennen und erfuhr die traurige Geschichte ihrer Familie. Von da an, kam die Frau jeden Tag in den Park und verbrachte so einige Monate mit dem Mädchen. Im Herzen der Verzweifelten entfachte die Hoffnung des familiären Glücks, denn das Waisenkind war so an die junge Frau gebunden, dass die Frau nicht einmal verstand, wer sie geworden waren: gute Freunde, beste Freundinnen oder Mutter und Tochter.

      Der Urlaub der jungen Frau ging zu Ende und der Abschied war unumgänglich. Die Französin war so aufgelöst über ihre Abreise, dass sie die ganze Nacht meditierte. Sie versuchte, die richtigen Worte für das letzte Treffen mit dem Kind, das sie liebte, zu finden, aber sie konnte es nicht.

      Sie wachte am frühen Morgen auf und ging zu den Mauern des städtischen Waisenhauses. Sie war sehr überrascht, als sie auf das Mädchen traf, das ihr Herz erobert hatte: Das kleine Mädchen lächelte mit Tränen in den Augen, streckte ihre Arme aus und formte mit ihren Lippen folgenden Satz: „Mama, wie lange habe ich auf dich gewartet.“ In diesem Moment war alles entschieden, Tränen liefen über die Wangen einer glücklichen Frau, sie eilte dem Kind entgegen, umarmte es innig und das Kind fand schließlich heraus, wie warm die Hände ihrer Mutter waren.

      Nachdem die talentierte Künstlerin die traurige und gleichzeitig rührende Geschichte ihrer Familie erzählt hatte, funkelten ihre Augen vor Tränen, aber dies waren Tränen des Glücks.

      Die Besitzerin der Kunstgalerie stellte sich als dieses kleine Mädchen heraus. Während ihrer Kindheit glaubte die Frau an Wunder, lernte, die Welt um sich herum in einer anderen Farbe wahrzunehmen, träumte von einer neuen Familie und fand schließlich ihr Glück. Ihre erste Kreation war ein Porträt der jungen Frau und des Kindes, die sich im alten Dorf Ramatuelle befinden, in das die gesamte Familie kurz nach der Adoption umzog.

      Das kleine Mädchen wuchs auf und wurde eine Künstlerin, aber tief im Inneren blieb sie das verträumte Kind, das die raue und manchmal unfaire Welt durch das Prisma der „rosa Brille“ kannte. Die Fähigkeit, die Welt in hellem Licht zu sehen, der Wunsch, Menschen Hoffnung zu geben, an Träume zu glauben und für Kinder zu leben, ist in ihrer Arbeit als ein „roter Faden“ sichtbar.

      Die Werke der Meisterin sollten aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden: Sie sind voller harter Realität und gleichzeitig erfüllt von kindlicher Naivität. Es ist wie eine Kombination zweier Welten: Erwachsensein im Kontrast zur Kindheit – die Welt des Verlustes und der Entbehrung einerseits und dem magischen Reich der Träume und der Erfüllung der am meisten geschätzten Wünsche anderseits. Ein gewisser innerer Widerspruch und der Kampf zwischen Gut und Böse wurde zur Grundlage der künstlerischen Arbeit.

      Erfüllt von vielen positiven Emotionen СКАЧАТЬ