World Runner (1). Die Jäger. Thomas Thiemeyer
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Название: World Runner (1). Die Jäger

Автор: Thomas Thiemeyer

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Детские приключения

Серия:

isbn: 9783401808840

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СКАЧАТЬ Eine Frau kreischte: »Helft ihm doch, gleich fällt er auf unser Schiff!«

      Die Band hörte auf zu spielen, alle Passagiere starrten jetzt zu ihm hoch. Einige hatten ihre Handys gezückt.

      Verbissen klammerte Tim sich fest. Das Schiff schien angehalten zu haben. Die Idioten brachten ihn damit in Gefahr, sahen die das denn nicht? Die Situation wurde immer dramatischer. Was konnte er tun? Er versuchte, das Geschrei auszublenden. Die Zeit lief gegen ihn.

      Letzte Strebe.

      Tim hing jetzt direkt unter der Box. »Nimm Zwei« blinkte rot.

      »Junge, lass doch den Quatsch und komm wieder zurück. Wenn das eine Mutprobe sein soll, dann ist sie jetzt vorbei. Die Polizei wird gleich hier sein.«

      Eine Mutprobe! Nee, is’ klar … Auf was für Ideen die Leute kamen.

      Um besser ans Schloss zu kommen, machte er einen Klimmzug, schwang sein linkes Bein über den Stahlträger und zog seinen Körper hoch. Oben angekommen, atmete er tief durch. Die Entlastung tat seinen zitternden Armen gut. Jetzt noch den Code eingeben, einloggen und dann nichts wie zurück. Die Uhr tickte.

      Er spannte die Kiefermuskeln an, konzentrierte sich auf das Schloss, dann setzte er die Finger aufs Zahlenfeld und bewegte die Ziffern.

      9

      Das Mädchen stand direkt neben Emily. Rotes Kapuzenshirt, Bluejeans, Schnürstiefel. Ihr Gesicht war unter der Kapuze verborgen. Tim meinte, grüne Augen zu erkennen, die ihn intensiv beobachteten. Ihren Arm hatte sie um Emily gelegt, was bemerkenswert war. Normalerweise war seine Schwester Fremden gegenüber eher scheu.

      »Da seid ihr ja endlich«, begrüßte Emily die beiden Jungs vorwurfsvoll, als sie heftig schnaufend über die Brüstung kletterten. »Habt euch ganz schön Zeit gelassen. Das ist übrigens Sakura.« Sie wedelte lässig mit der Hand in Richtung des Mädchens. »Sie hat was mit euch zu besprechen.«

      Tim presste seine Umhängetasche mit dem erfolgreich geborgenen Päckchen an die Brust. Verblüfft starrte er auf das fremde Mädchen. Er wollte etwas sagen, doch es kam kein Ton heraus. Eine dichte Traube von Menschen hatte sich gebildet und starrte sie an. Den Leuten war nicht verborgen geblieben, dass Tim und Farid der Auslöser für die ganze Aufregung waren. Noch immer schallten von unten aufgeregte Rufe zu ihnen empor. Doch da war noch etwas anderes.

      Sakura neigte den Kopf, als ob sie lauschte. »Hört ihr das?«

      Tim spitzte die Ohren. Das Heulen von Martinshörnern! Drüben am rechten Rheinufer blitzten Blaulichter auf.

      »Das ist unser Zeichen zum Aufbruch.« Sakura preschte los. Sie nahm Emily bei der Hand und zog sie hinter sich her. Ein dicker Mann stellte sich ihr in den Weg und packte sie am Arm. »Moment mal, junge Dame, wohin willst du so schnell? Warte gefälligst, bis die Poli…«

      Weiter kam er nicht. Mit einer winzigen Bewegung verdrehte Sakura seinen Arm. Er jaulte auf und ließ sie los.

      Die Menschen rissen die Augen auf. Rufe der Überraschung und Furcht erklangen. Passanten wichen erschrocken zurück, Mütter nahmen hastig ihre Kinder auf den Arm. Es war klar, dass sie die vier Jugendlichen für potenziell gefährliche Straftäter hielten. Eine Gasse tat sich auf.

      »Worauf wartet ihr noch?«, rief Sakura Tim und Farid über die Schulter zu. »Wir müssen hier weg!«

      Tim warf Farid einen gehetzten Blick zu, den dieser mit einem knappen Nicken erwiderte. Dann stürmten sie ebenfalls los. Tim war ein guter Läufer, doch Sakura war nicht weniger schnell. Ohne Emily wäre sie bestimmt noch schneller. Tim, der ihr nicht die Verantwortung aufhalsen wollte, übernahm die Hand seiner kleinen Schwester und gemeinsam folgten sie Sakura Richtung Innenstadt.

      Sie verließen die Brücke, rannten über die roten Ziegel am Reiterstandbild vorbei auf den Dom zu und bogen dann hinter dem Römisch-Germanischen Museum in Richtung Roncalliplatz ab. Den ganzen Weg über meinte Tim, die Martinshörner zu hören. Vor seinem inneren Auge tauchten überall Einsatzfahrzeuge auf.

      Am Heinzelmännchenbrunnen hielten sie keuchend an und setzten sich auf die steinerne Umfriedung. Sie brauchten eine Weile, um wieder sprechen zu können.

      »Na, die Schnellsten seid ihr nicht gerade!« Grimmig funkelte Sakura die Jungs unter ihrer Kapuze an. »Wie kann man nur so einen Aufruhr veranstalten? Fehlt nur noch der Heli! Und das mitten unter all den Muggeln.«

      »Muggel?« Emily horchte auf. »Wie bei Harry Potter?«

      »Yep«, erwiderte Sakura lächelnd. »Oder fast. Normalbürger, von denen man als Spieler besser nicht beobachtet wird.« Erneut warf sie Tim und Farid einen strafenden Blick zu und fuhr betont langsam fort: »Weil sie einem nämlich Schwierigkeiten machen können!«

      »Alter, das war doch nicht unser Plan!«, platzte Farid heraus. »Es ging alles so schnell. Erst die ewige Warterei, dann endlich die Chance loszulegen –«

      »So eine Unachtsamkeit kann euch das Genick brechen«, unterbrach ihn Sakura unwirsch. »Wir Runner dürfen uns keine Fehler erlauben. Habt ihr die Sache wenigstens gefilmt?«

      Farid hob grinsend sein Handy. »Alles hier drin.«

      »Dann würde ich euch empfehlen, den Film schnell hochzuladen. Ehe noch etwas passiert.«

      »Warum die Eile?« Tim sah sie aufmerksam an.

      Endlich streifte sie die Kapuze zurück und er starrte sie verblüfft an. Weil sie in Runner-Kreisen bereits eine Legende war, hatte er sie deutlich älter geschätzt. Aber sie schien ungefähr so alt zu sein wie er selbst. Vom Körperbau her war sie eher stämmig und kompakt. Nicht ganz das Elfenwesen, das er sich vorgestellt hatte. Das Haar fiel lockig über ihre Schultern und war von einer Farbe, die an glänzende Kastanien erinnerte. Ihre Haut war hell und um die Nase herum mit kleinen Sommersprossen bedeckt. Am faszinierendsten fand Tim aber ihre Augen. Ein solches Grün hatte er erst einmal gesehen: in einem Fluss in Südfrankreich, in dem eine besondere Art von Wasserpflanzen wuchs.

      Sakura zog ihre Kapuzenjacke aus, wendete sie und schlüpfte wieder hinein. Statt Rot trug sie jetzt Blau.

      »Warum ihr euch mit dem Hochladen des Videoclips beeilen müsst, willst du wissen?« Unvermittelt erschien ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht. »Tja, gut möglich, dass euch in den nächsten Tagen eine interessante Botschaft erwartet. So wie mich.« Sie wackelte bedeutsam mit den Augenbrauen. »Nur deswegen habe ich mich übrigens zu erkennen gegeben. Ist nämlich sonst nicht meine Art.«

      »Was denn für eine Botschaft?«, fragte Farid neugierig.

      »Wartet’s ab«, sagte sie. »Ich bin sicher, dass ihr ein Teil davon sein wollt.«

      »Geht’s vielleicht noch ein bisschen geheimnisvoller?«, erkundigte sich Farid leicht genervt.

      »Du sprichst in Rätseln.«

      »Tue ich das?« Ihr Lächeln offenbarte eine kleine Lücke zwischen ihren oberen Schneidezähnen. Tim fiel sie sofort auf. Diese winzige Unvollkommenheit machte sie nur noch anziehender. »Ich bin übrigens Annika. Ihr könnt mich aber auch weiter Sakura nennen, wenn euch das lieber ist. Eure Namen kenne ich auch schon. Farid, Tim …« Sie nickte ihnen zu. »Nur dein Nickname sagt mir nichts. Achenar? Wer ist das?«

      »Du bist wohl kein Retrogamer, oder?«

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