Название: World Runner (1). Die Jäger
Автор: Thomas Thiemeyer
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Детские приключения
isbn: 9783401808840
isbn:
Er schaltete sein Handy ein und schickte Annika eine Nachricht.
»Hallo du. Ich habe mein Päckchen jetzt auch erhalten. Kapier das nicht. Können wir uns treffen?«
Es dauerte keine zehn Sekunden, dann kam die Antwort:
»Habe schon auf dich gewartet. Treffpunkt: Stadtwald, Tierpark-Westeingang, beim Ziegengehege. In einer halben Stunde. Und vergiss nicht, die Sachen aus deinem Päckchen mitzubringen. Gruß, Annika«
12
Sie entdeckte ihn, als er noch etwa hundert Meter entfernt war. Mit Höchstgeschwindigkeit kam Tim auf dem Fahrrad über den Waldweg gebrettert, eine Umhängetasche quer an der Seite tanzend.
Annika musste lächeln. Für einen Runner war das Fahrrad das beste Fortbewegungsmittel. Schnell, wenn es darum ging, von Ort zu Ort zu kommen, leise und unauffällig, wenn man eiligst verschwinden musste. Das silberne Billigrad war mit Macken und Lackschäden übersät und schien nur noch von Rost und gutem Willen zusammengehalten zu werden. Aber es war gut geschmiert und verrichtete anstandslos seinen Dienst.
Keuchend und schwitzend, hielt Tim vor ihr an. »Hi«, brummte er leicht verlegen. »Sorry, hat etwas länger gedauert. Diese verflixten Baustellen. Ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten?« Ein schüchternes Lächeln umspielte seinen Mund.
»Kein Problem«, sagte sie. »Hast du dein Zeug dabei?«
Er klopfte auf seine Tasche.
»Schön. Dann lass uns dort drüben auf die Wiese gehen. Da haben wir unsere Ruhe. Fahr einfach hinter mir her.« Die Riemen ihres Rucksacks festzurrend, stieg Annika auf ihr Mountainbike und trat in die Pedale.
Sie überquerten ein paar Gleise, hielt sich rechts und kam zu einer großen Wiese, deren Westseite in einen leichten Hang überging. An einer der vielen Bänke entlang des Weges machten sie halt. Sie stellten ihre Räder ab und setzten sich.
»Sie haben dir also endlich auch die GlobalGames-Box geschickt?« Annika blickte vielsagend auf seine Tasche. »Hat ja ganz schön gedauert.«
Tim sah sie kopfschüttelnd an. »Woher wusstest du überhaupt, dass ich auch eine bekommen würde?«
»Nun, ich kann eins und eins zusammenzählen.« Sie lächelte. »Dass du mein Rätsel gelöst hast, dürfte dir die nötigen Punkte eingebracht haben, um unter die Top 100 zu kommen. Auch wenn es zeitlich ziemlich eng war. Hast du mal nachgesehen, wo du gerade stehst?«
»Platz 78.«
»Na, siehst du. Das dürfte sich auch auf deinem Patreon-Konto bemerkbar gemacht haben, oder?«
Tim nickte.
Sie vermied es, ihn offen anzustarren, nahm aber trotzdem einiges wahr. Tim schien aus einfachen Verhältnissen zu kommen. Er trug Billigjeans, seine Schuhe waren ausgelatscht und die Tasche war so hässlich und retro, dass sie aussah, als hätte sie seinem Urgroßvater gehört. Tims strubbelige dunkle Haare hatten schon lange keine Friseurschere mehr gesehen, was ihn aber irgendwie verwegen wirken ließ. Ein Abenteurer, das gefiel Annika sofort.
»Wie geht es Emily?«, erkundigte sie sich. »Deine kleine Schwester ist ja ganz schön helle.«
»Ist sie«, erwiderte Tim. »Und frech wie ein Eichhörnchen. Aber seit ich sie in mein kleines Geheimnis eingeweiht habe, kommen wir besser miteinander klar. Sie war es übrigens, die dein Rätsel geknackt hat.«
»Weiß ich doch. Das hat sie mir natürlich sofort erzählt«, erwiderte Annika. »Aber hiervon erzählst du ihr nichts, oder? Du weißt ja, es muss erst mal geheim bleiben!«
Er zuckte die Schultern. »Das dürfte schwierig werden. Sie weiß schon zu viel. Außerdem ist es ganz praktisch, eine Verbündete im Haus zu haben. Farid hingegen werde ich erst mal nicht einweihen. Er dürfte zwar ganz schön sauer sein, wenn er davon erfährt, aber mir ist das zu heiß. Überhaupt ist das für mich alles noch ziemlich neu. Um ehrlich zu sein, ich verstehe gerade nur Bahnhof. Vielleicht kannst du mir ein paar Sachen erklären.«
»Deswegen sind wir hier.« Sie sah ihn aufmerksam an. »Also schieß los. Was willst du wissen?«
Er blickte auf seine Tasche. »Eigentlich alles …«
»Oh.« Sie hob verwundert die Brauen. »Dann hast du deine Geräte noch gar nicht eingeschaltet?«
Verlegenes Kopfschütteln. »Technik ist nicht so meins.«
»Okaaay …« Sie streckte den Arm in Richtung Tasche aus. »Darf ich?«
»Klar.« Er öffnete ihr den Lederbeutel.
Annika nahm die Sende-/Empfangseinrichtung und drückte den Schalter auf On. Dann ergriff sie das GPS-Gerät. »Hast du dein Smartphone dabei?«
»Bitte sehr.«
Wie jeder Runner trug er auch eine Powerbank bei sich, die er aber noch nicht angeschlossen hatte. Sie zog ein kleines Verbindungskabel aus dem GPS-Gerät und stöpselte es in die Ladebuchse seines Handys. Dann drückte sie auch dort den Startknopf.
»So, hier«, sagte sie. »Du musst jetzt nur noch dein Passwort eingeben und auf weitere Anweisungen warten. Die Installation läuft ganz von alleine.«
»Und die Software ist sicher? Keine Trojaner oder so?« Argwöhnisch starrte er auf den Fortschritt des Installationsbalkens. »Ich hab echt kein Interesse daran, mir aus irgendeiner unbekannten Quelle Daten zu ziehen. Damit habe ich ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht.«
»Keine Sorge«, sagte Annika. »Ich bin da auch sehr vorsichtig und habe schon einen kompletten Virenscan gemacht. Scheint alles sauber zu sein. Aber ich kann dein Misstrauen verstehen. Ist halt immer ein Risiko, wenn man sich anderen anvertraut.« Sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, doch Tim war ganz und gar mit der Installation beschäftigt.
Der Balken leuchtete jetzt grün, das Zeichen, dass die Synchronisierung der Geräte abgeschlossen war. Dann ertönte ein durchdringendes Piepsen und die Geräte führten einen Neustart durch. Tim blickte entsetzt auf das schwarze Display. »Ist das normal?«
»Keine Sorge«, sagte Annika. »Die Installation ist abgeschlossen und dein Handy mit den anderen Geräten gekoppelt. Niemand außer dir kann sie jetzt benutzen. Ist wie ein elektronischer Fingerabdruck. Gleich geht’s los. Du kannst das GPS wieder trennen.«
Tim tat es und wartete, bis sein Handy hochgefahren war. Auf dem Startbildschirm erschien das Logo von Stevenson-Enterprises.
»Und jetzt?«
»Starte das Programm und sieh zu, was passiert.«
Er zuckte zusammen. Auf dem Display war eine Dame in roter Kleidung erschienen. Sie trug eine Uniform, mit dazu passendem Barett, beides mit dem Firmenlogo von Stevenson-Enterprises.
»Hallo Tim!« Er riss die Augen auf, als die Frau ihn direkt ansprach. »Schön, dass du da bist. Ich begrüße dich zum nationalen GlobalGames-Event und freue mich, dass du zu den einhundert Spielern gehörst, die hier gegeneinander antreten dürfen.
Die Wettkämpfe erstrecken sich über einen Zeitraum von einer Woche СКАЧАТЬ