Tot am Ring. Wolfgang Wiesmann
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Название: Tot am Ring

Автор: Wolfgang Wiesmann

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия: Kommissarin Fey Amber

isbn: 9783942672788

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СКАЧАТЬ Schweigen. Zum Glück betrat Kühne den Raum und brach die Totenstille.

      „Die Kripo ist auf dem Weg zu uns. Es gab bei der pathologischen Untersuchung einen Befund, der darauf hinweist, dass es sich tatsächlich um einen Mord handeln könnte. Liebe Kollegen und Kolleginnen, wir warten ab, bis ich mit den Kommissaren Amber und Mörris gesprochen habe. In Kürze wissen Sie, was offiziell als Todesursache verlautbar gemacht werden darf.“

      Kühne verzog sich in sein Büro und die Kollegen im Lehrerzimmer atmeten kurz auf, denn Mord würde sie moralisch entlasten. Niemand wollte sich schuldig am Selbstmord von Inge Beer fühlen. Sie war doch am Ende die Moralinstanz gewesen und hatte alle damit genervt. Warum hatte sie sich nicht durchgesetzt? Offenbar hatte sie nicht die richtigen Argumente und vielleicht war auch ihr Äußeres einfach nicht von Vorteil. Sie hatte ihre Klassen nicht besser im Griff als andere, wusste aber besser, was andere tun sollten. ‚Zum Wohle des Kindes‘ hatte sie vorgeschoben, dabei hatte sie selbst keine Kinder. Ihre Ehe mit Pastor Beer färbte ab auf ihre moralischen Ansprüche: Korrekte Sprache, ordentliches Verhalten, saubere Kleidung, Erledigung der Hausaufgaben, Klassenzusammenhalt und so weiter wurden im Licht religiöser Grundsätze gedeutet, was keinen interessierte. Weder Kollegen noch Schüler hatten verstanden, dass Beer den moralischen Verfall der neuen Zeit aufhalten wollte, einen Verfall, den man entweder in Kauf nahm oder nicht bemerkte. Sich aktiv dagegen aufzulehnen tat niemand.

      Brisinzki wäre auf Inges Seite gewesen, aber nun war sie tot. Man konnte ihm die Verärgerung über seine eigene Passivität anmerken. Kopfschüttelnd ging er zu seinem Tisch, wo die Verkabelungspläne lagen, faltete sie und steckte sie ein. Am Nebentisch hörte er, wie der Quereinsteiger Paul Winter im Gespräch mit Ralf Lesche war. Es ging um seine bevorstehende Physikstunde in der 7b. Winter jammerte über den Lärmpegel in seiner Klasse und dass am Ende kaum jemand sein Tafelbild ins Heft übertrug.

      „Ralf, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich kriege die nicht ruhig. Nur ein Beispiel: Corinna quatscht mit Fotini. Ich sage: ‚Würdet ihr bitte aufhören, ich möchte gerne mit dem Unterrichtsstoff fortfahren.‘ Die beiden tun so, als hätten sie mich nicht gehört. Ich wiederhole mich und sehe, dass Lara und Benny sich zanken, weil Benny ihr das Heft weggenommen und es durch die Klasse geschmissen hat. Ich ermahne Benny und bitte Lara, sich das Heft wiederzuholen. Sie ist bockig und meckert mich an, dass Benny es ihr wiedergeben soll. Corinna und Fotini reden immer noch miteinander und andere quasseln auch. Ich fordere dann die ganze Klasse auf: ‚Bitte seid endlich ruhig. Wir kommen sonst mit dem Stoff nicht durch.‘ Keiner stört sich dran. Im Gegenteil, es wird lauter statt leiser.“

      Ralf Lesche hatte diese Probleme nicht, dennoch lag es ihm fern, Winter zu helfen. „Das ist eine Sache der Persönlichkeit“, sagte er abwiegelnd, denn es verging fast keine Pause, in der Winter nicht seinen Müll über irgendeine Klasse vor ihm ausschüttete.

      Für Brisinzki war Winter ein Jammerlappen, denn es war nicht das erste Mal, dass er sein Klagelied mitbekam. Es wurde Zeit, dass er sich einmischte.

      „Warum sind die Wort ‚Ja‘ und ‚Nein‘ einsilbig?“

      Winter schaute ihn entgeistert an. Wollte der Kollege ihn verarschen?

      „Was soll das? Keine Ahnung.“

      „Deutsch, Englisch, Französisch, immer einsilbig. Wenn du dir eine einsilbige Sprache angewöhnst, klappt dein Unterricht. Nenn mir die Befehlsform von gehen. Geh! Von Kommen: Komm! Kurz und bündig, Paul. Lass das blöde Bitte weg. Ansage – Folge, wie beim Programmieren. Wenn keine Folge, dann Ansage erneut, sofort Kontrolle ohne Pardon, Folge, sonst Strafe. Alles klar? Die machen dich ansonsten zum Affen.“

      Umstehende Kollegen hatten Brisinzkis Standpauke mitgehört und empörten sich über den rüpelhaften Ton des Kollegen und der Unangemessenheit angesichts der Umstände. Brisinzki störte das Gemurre nicht. Er hatte das Gefühl, dass Inge Beer ihm zugelächelt hätte.

      Zuverlässig Form geben, das brauchten die Schüler mehr denn je. Er hatte das von Anfang an im Blut gehabt, aber Winter fehlte es selbst an Struktur, deswegen war er bei Thyssen-Krupp gescheitert und würde auch in der Schule versagen. Inge hatte erkannt, dass viele Eltern ihren Kindern keine zuverlässige Struktur und Orientierung mehr gaben. Kinder schlitterten in ein formloses Leben und konnten daran keine eigenen Formen ausbilden.

      Brisinzki machte keinen Hehl aus seiner Sympathie für Inge und entfernte sich mit den Worten: „Ich wünschte, sie wäre hier und könnte uns allen die Ohren langziehen.“

      12 Übersehen

      Kühne empfing Fey und Mörris vor der Halle. Er wollte schnell Gewissheit haben, wie er sich am besten strategisch verhalten könnte. Er folgte beiden Kommissaren in die Halle. Mörris durchbrach die Flatterbandabsperrung und versuchte, den großen der beiden Kästen zu verschieben. Es war möglich, aber er brauchte Kraft. Dann zerlegte er den kleinen Kasten in drei Einzelteile und trug einen davon an Fey und Kühne vorbei in den Geräteraum. Überlegen lächelnd kam er zurück.

      „Völlig unmöglich. Frau Beer hat nie im Leben diese Kästen verschoben, noch in ihre Einzelteile zerlegt und von dort nach hier geschleppt.“

      „Unsere Pathologin hat festgestellt, dass Frau Beer einen verschleppten Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelregion hatte“, klärte Fey Kühne auf. „Sie war dadurch schwer gehandicapped, besonders im Hinblick auf Tragen und Schieben. Mein Kollege Mörris hat sich gerade davon überzeugt, wie kraftaufwendig das Bewegen der Kästen war. Frau Beer konnte ihren Selbstmord nicht ohne Hilfe durchführen. Oder Frau Beer wurde zum vorgetäuschten Selbstmord gezwungen.“

      „Zum Selbstmord gezwungen?“

      „Frau Beer wird in die Halle gebracht. Ihr Entführer zielt mit einer Pistole auf sie. Es gibt ein Pfand – ein Druckmittel –, das der Mörder bewusst so einsetzt, dass Frau Beer lieber mit der Schlinge um den Hals in den sicheren Tod springt, als zum Beispiel jemanden zu verraten oder ein Geheimnis preiszugeben. Haben wir alles schon erlebt, Herr Kühne.“

      „Verstehe ich Sie richtig, dass Sie also nicht mit Bestimmtheit sagen können, ob es Selbstmord oder Mord war?“

      „Beihilfe zum Selbstmord käme als dritte Variante infrage“, ergänzte Mörris. „Wir stehen vor einem Rätsel und das just ab diesem Moment. Nur der Deutlichkeit halber, unsere Ermittlungen ziehen die Möglichkeit eines Mordes mit ein.“

      „Mord an der Albert-Schweitzer-Gesamtschule. Eine makabre Posse. Ich bekomme jetzt schon kalte Füße, wenn ich an den Pressewirbel denke.“

      Fey versuchte Kühne zu beruhigen.

      „Es liegt ganz bei Ihnen, Herr Kühne. Sie machen nichts falsch, wenn Sie von einem ungeklärten Todesfall an Ihrer Schule sprechen. Vermeiden Sie das Wort ‚mysteriös‘. Es regt zu übertriebenen Spekulationen an. Bleiben Sie so präzise wie nötig und so einsilbig wie möglich. Kurz und bündig und Sie tun der Wahrheit keinen Schaden an. Es liegt auch in unserem Interesse, wenn der Öffentlichkeit, Ihrem Kollegium und der Presse keine Anlässe für Fehlinterpretationen gegeben werden.“

      13 Pastor Beer

      „Gut Ding will Weile haben“, bemerkte Mörris. „Mir ist, als bräuchten wir Geduld. Was schlägst du vor?“

      „Geduld, wenn es ein Selbstmord war, Ungeduld, wenn es ein Mord war. Der Mörder könnte Inge Beer unter einem Vorwand in die Halle gelockt, abgeschlossen und sein Ding durchgezogen haben. Beginnen wir mit der Suche nach dem Motiv.“

      „Klappern СКАЧАТЬ