Tot am Ring. Wolfgang Wiesmann
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Название: Tot am Ring

Автор: Wolfgang Wiesmann

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия: Kommissarin Fey Amber

isbn: 9783942672788

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СКАЧАТЬ meinem Unterrichtsbesuch gefeilt.“

      „Und wo waren Sie gestern um elf Uhr nachts?“

      „Ist das die Tatzeit? Voll bis oben hin. Gestern war die letzte Gelegenheit für ein Besäufnis. Eine Flasche Irish Whiskey ganz für mich alleine. Ab heute stehe ich im Dauerstress.“

      „Sie waren also betrunken, als Frau Beer starb?“

      „Mehr oder weniger. Ich habe ein Zimmer in Haltern nur für die Referendarzeit. Gestern war ich mit dem Fahrrad unterwegs, habe die H2N in Lavesum besucht und bin dann weiter zum Annaberg und zurück über die Conzeallee nach Hause. Die Flasche im Gepäck, Connemara, rauchig und torfig.“

      „Wann befuhren Sie die Conzeallee?“

      „War dunkel, Zeit weiß ich nicht.“

      „Und was sind die H2N?“

      „Zweimal Hermann, einmal Norbert. H2N ist eine Vereinigung Halterner Künstler, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Absurde zu einer neuen Kunstrichtung zu gestalten. Im Absurden sehen die drei nicht etwa eine nihilistische Abkehr vom Normalen, sondern den Kern. So in etwa hat es mir ein Hermann erklärt. Aber, wie gesagt, ich hatte den Connemara im Gepäck und auch die H2N verschmähten ihn nicht.“

      „Ist Ihnen klar, dass es für uns so aussieht, dass Sie etwa zeitgleich mit Inge Beer an der Turnhalle an der Conzeallee waren? Wie betrunken waren Sie wirklich, Herr Kipping?“

      „Ich weiß es nicht. Jedenfalls konnte ich noch Fahrradfahren.“

      „Eine Person wie Inge Beer fällt auf. Erinnern Sie sich! Haben Sie Frau Beer gesehen oder sind Sie zu ihr hingefahren, weil Sie im betrunkenen Zustand mehr Mut hatten, um ihr mal so richtig die Meinung zu sagen?“

      „Bullshit. Ich habe die Frau nicht gesehen.“

      „Wer kann bezeugen, wo Sie um 23 Uhr waren?“

      „Nur der Connemara und ich. Glauben Sie etwa, dass ich die Frau Beer …? Das kann ich nicht mal denken.“

      Fey waren Kippings Aussagen zu windig.

      „Herr Mörris wird mit Ihnen nach Hause fahren und dort zeigen Sie bitte dem Kommissar die Flasche Connemara, am besten leer. Und Ihr Fahrrad hätten wir auch gerne gesehen.“

      15 Zu spät

      Elmar Kipping und Mörris machten sich auf den Weg. Fey ging zu Kühne. Er war gerade im Begriff, seine für morgen geplante offizielle Erklärung zum Tode von Frau Beer zum Tippen an seine Sekretärin Frau ­Strickling zu geben. Fey sprach Kühne zwischen Tür und Angel auf die Stellung von Frau Beer im Kollegium an. Er hob die Augenbrauen und bat sie in sein Büro zu kommen. Dort schloss er die Tür.

      „Frau Amber, Schule bewegt sich heute in einem sehr schwierigen Rahmen. Die sozialen Netzwerke sind Fluch und Segen zugleich. Schüler sollen ihre Meinungen austauschen, aber oft genug bleibt es nicht bei einer Meinungsäußerung. Es wird gepöbelt, gemobbt, bedroht, beschimpft und aufs Niederträchtigste gelästert. Inge war diese Entwicklung zuwider. Sie zitierte einzelne Schüler zu einem Gespräch, aber, wissen Sie, in Sachen Respekt haben wir Lehrer empfindliche Einbußen hinnehmen müssen. Die Schüler berufen sich auf ihre Meinungsfreiheit und haben oftmals kein Schuldbewusstsein, wenn sie andere im Netz fertigmachen. Im Ernstfall regen sich die Eltern auf, weil sie Nachteile für ihre Kinder befürchten, und bestehen darauf, dass sich Schule nicht in die privaten Belange ihrer Kinder einmischt. Der Shitstorm passiert nicht von der Schule aus, sondern von zu Hause. Verstehen Sie die Problematik?“

      „Gab es spezielle Vorkommnisse?“

      Kühne antwortete nicht gleich. Fey sah ihn an und überlegte, ob ihm die Frage unangenehm war und er nach einer ausflüchtigen Antwort suchte.

      „Vor einem Monat kursierten Fotos von Frau Beer im Netz, aber auch auf den Handys der Schülerinnen und Schüler. Drei Mädchen aus den 10er-Klassen hatten Frau Beer heimlich fotografiert, aber nicht so, dass man auf Anhieb erkennen konnte, um wen es sich handelte. Es waren nur Ausschnitte, aber es dauerte nicht lange, da wusste die ganze Schule, wer abgebildet war. Die Fotos waren außerordentlich kompromittierend, eine Schande.“

      „Wurden die Mädchen zur Rechenschaft gezogen?“

      „Was heißt hier Rechenschaft? Was wollen Sie denn machen? Ich habe die drei hierher bestellt und ihnen ihr Vergehen klar gemacht. Aber der Schaden war entstanden. Zu spät. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass mein Eingriff in der Sache zu einer Verhaltensänderung geführt hat.“

      „Und die Eltern?“

      „Das bleibt unter uns. Schüler, die Mobbing betreiben, kommen nicht selten aus einem Elternhaus, das diesem Verhalten gleichgültig gegenüber steht. Ellenbogengesellschaft sagte man früher. Diese Menschen stigmatisieren andere, um selbst besser dazustehen. Die Häme und die verbale Gewalt, die im Netz kursieren, ob von Erwachsenen oder Kindern, dienen einer verzweifelten Suchen nach Identität. Mobbing ist ein Zeichen von Schwäche, die durch den Fingerzeig auf einen anderen für bestimmte Zeit behoben wird. Es ist eine Art Sucht nach Anerkennung, die in der Zerstörung eines anderen Erfüllung findet. Böse Menschen könnte man auch sagen. Erst die sozialen Medien haben Mobbing zu einer Seuche gemacht. Darin liegt ihr Fluch.“

      „Hat Inge Beer sich an die betreffenden Eltern gewandt?“

      „Möglich. Davon weiß ich nichts.“

      „Können Sie mir sagen, ob Herr Brisinzki noch im Hause ist?“

      „Er hat ein Elterngespräch um 17 Uhr im Nebenzimmer.“ Kühne schaute auf die Uhr. 17:07 Uhr. „Ich sehe mal nach. Einen Moment.“ Er kam kopfnickend zurück und empfahl Fey, vor dem Zimmer zu warten.

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