Tot am Ring. Wolfgang Wiesmann
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Название: Tot am Ring

Автор: Wolfgang Wiesmann

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Зарубежные детективы

Серия: Kommissarin Fey Amber

isbn: 9783942672788

isbn:

СКАЧАТЬ Lehrerin geschrieben hat“, kommentierte Mörris. „Klingt allerdings nicht nach dem Abschiedsbrief einer Lebensmüden.“

      „Ganz und gar nicht. Eine positive Botschaft. Sie ruft auf, wachsam das Wohl des Kindes im Auge zu haben. Kein persönliches Wort und auch nicht unterzeichnet. Für mich sieht das so aus, als würde sie mit dem Gedicht in eine Unterrichtsstunde gehen, um es von ihren Schülern interpretieren zu lassen.“

      „Die Schüler sollten sie kaum in dem Zustand finden. Vielleicht waren die Zeilen an die Eltern adressiert.“

      „Die letzten Worte einer Lehrerin an die Eltern ihrer Schüler. Eine denkbare Erklärung. Sie ging weder im Zorn, noch anklagend. Eigentlich sehr sympathisch. Eine reife Frau scheidet aus dem Leben ohne Groll und Vorwürfe. Sie war mit sich im Reinen, hatte das Leben so akzeptiert, wie es war, ohne es ändern zu wollen. Nur die Kinder lagen ihr noch am Herzen.“

      „Du hast den Ball aber schnell aufgenommen. Obwohl du nicht Mutter bist, hast du mit der Interpretation begonnen. Nicht schlecht. Unter Einbeziehung der Umstände könnte es sich doch um einen Abschiedsbrief handeln. Wir sind nur irritiert, weil der Brief nicht unseren Erwartungen entspricht. Inge Beer beging Selbstmord, warum sonst sollte sie den Brief überhaupt geschrieben haben? Ausschlaggebend ist vor allem, dass sie ihn mit zum Tatort gebracht hat.“

      „Okay, bleiben wir zunächst bei Selbstmord. Hinweis auf Fremdeinwirkung kann ich auch nicht feststellen. Ich gehe davon aus, dass der Brief von ihr stammt. Er könnte natürlich auch deponiert worden sein. Spuren verwischen, falsche Fährte legen, und so weiter. Werden wir bald wissen, schließlich ist er handschriftlich verfasst worden.“

      Fey wandte sich an Mörris mit ihrem Wünscheblick, der ihm sofort signalisierte, dass sie etwas von ihm wollte, auf das sie selbst keine Lust hatte.

      „Würdest du fühlen?“

      Mörris gestikulierte eindeutig ‚Nein‘, krempelte aber gleichzeitig seinen Ärmel hoch und schob seine Hand in die Armbeuge von Inge Beer.

      „Warm, aber nicht sehr. Die Halle ist beheizt. Ich denke sechs bis sieben Stunden. Ich rufe Harry und die Pathologin Degenhardt an. Solange wir nicht eindeutig von einem Selbstmord ausgehen können, lassen wir die Truppe antanzen. Was meinst du?“

      „Einverstanden. Spätestens heute Mittag haben wir Gewissheit. Wir treffen uns bei Kühne im Büro.“

      8 Übermüdet

      Bastian Lemper ließ sein Fahrrad in die Büsche gleiten, las an Halle I das Schild mit der Aufschrift: Informatik Halle II und begab sich an seinen Platz. Nach dem üblichen Protokoll wurden die Abiturfragen zum Fach Informatik ausgehändigt und auf ein Zeichen durfte der Umschlag geöffnet werden, um mit der Beantwortung zu beginnen.

      Bastian Lemper war als Erster fertig. Er schaute sich um und stellte sich die Frage, ob er etwas Illegales getan hatte. Er hatte nicht betrogen, sondern getan, was von ihm verlangt wurde. Mistrauisch stimmte ihn allerdings, warum die anderen so lange brauchten. Ihnen war die Aufgabe also neu und er war der Priviligierte. Immerhin bestand nach wie vor das Risiko, dass seine Lösung falsch war. Sein Handy zeigte 12:14 Uhr. Langsam glitt sein Kopf auf seinen Unterarm. Nicht lange, und er war eingeschlafen.

      9 Kastentheorie

      Von Kühne erfuhren Fey und Mörris einen Abriss über Inge Beers Lebenslauf. Aufgrund der unklaren Todesumstände wollten sie die Fragen nicht vertiefen, sondern erst die Experten der KTU und der Rechtsmedizin urteilen lassen. Harry und sein Team waren in der Halle beschäftigt, als Fey und Mörris eintrafen. Inge Beers Leiche lag auf einer Folie auf dem Boden. Ein Kollege schabte einige Partikel unter den Fingernägeln der Leiche ab und versiegelte sie in einer Plastiktüte. Die Pathologin Dr. Degenhardt rauschte herbei, doch statt mit der Arbeit zu beginnen, fuhr sie Fey an.

      „Ein Selbstmord und Sie rufen mich! Meine Zuständigkeit deckt das ganze Münsterland ab. Als hätte ich nichts anderes zu tun. Es wäre nun ratsam, mich davon zu überzeugen, dass ich hier gebraucht werde.“

      Fey kannte Degenhardts aufbrausenden Charakter. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie ein herzensguter Mensch war, wäre ihr vielleicht auch der Kragen geplatzt.

      „Die Umstände haben uns alarmiert. In Anbetracht der Korpulenz des Opfers sehen wir bei der Rekonstruktion des Tathergangs Probleme. Sollten Sie zu dem eindeutigen Ergebnis kommen, dass das Opfer hier starb und außer der Wunden von der Stragulation keine anderen körperlichen Merkmale auftauchen, wären wir ein Stück näher dran, den Selbstmord als erwiesen zu betrachten.“

      „Dann wollen wir mal zur Tat schreiten.“

      Degenhardt nahm dem Opfer den Strick vom Hals, entknotete und untersuchte ihn.

      „Ein Springseil, wenn mich nicht alles täuscht. Gute Qualität. Hätte nicht gedacht, dass die so strapazierfähig sind. Außerdem trägt das Opfer eine Kette mit einem für meine Begriffe billigen Plastikanhänger.“

      Sie untersuchte die Leiche an leicht zugänglichen Stellen und stellte die Kerntemperatur fest, während Harry und sein Team Fingerabdrücke sicherten, Blut entnahmen, den Tatort fotografierten und Inge Beers Auto, das vor der Halle stand, nach Auffälligkeiten überprüften. Degenhardt kam zu dem Schluss, dass ein Fremdverschulden auszuschließen sei. Keine Kampf-oder Abwehrspuren. Den Todeszeitpunkt legte sie auf 23:00 Uhr des Vortages fest.

      „Frau Beer verlor ihr Leben durch den Strang. So sieht es aus. Aber ich gebe zu, dass mich die Umstände auch kritisch stimmen. Warum wählte sie ausgerechnet diesen Weg? Das Aufstellen der Böcke und das Abmessen der Seile ist ein aufwendiges Unterfangen. Aber wer weiß. Sie nahm sich Zeit und plante jeden Schritt einzeln durch. Sicherheitshalber möchte ich aber noch eruieren, ob sie unter Drogen stand. Es wäre auch nicht schlecht, ihren Hausarzt nach der Krankenakte zu fragen. Also packt die Leiche ein und ab zu mir ins Labor.“

      Harry wartete, bis Degenhardt verschwunden war, und schlug eine gespielte Rekonstruktion des Tathergangs vor. Er rief Fey und Mörris zu sich.

      „Kommt mal zu mir. Links steht der niedrige Kasten, rechts davon stößt er an den höheren. Die beiden Ringe hängen im Lot und sind etwa zwei Meter vom rechten Kasten entfernt. Frau Beer greift nach den Ringen.“

      „Warum machst du nicht weiter?“, fragte Fey.

      „Das Opfer ist 166 cm groß und mit ausgestrecktem Arm …“

      Harry ging zur Leiche, nahm den rechten Arm und legte ihn trotz einsetzender Leichenstarre seitlich nach oben und maß die maximale Greifhöhe. Er zeigte Fey das Maßband.

      „198 cm.“

      Er stellte die Höhe der Ringe fest und sagte laut: „234 cm.“

      „Frau Beer konnte nicht ohne Hilfe die Ringe packen“, folgerte Mörris, überlegte einen Moment und nahm das Springseil, stellte sich unter die Ringe und warf ein Ende des Springseils durch den Ring. Es war nun ein Leichtes, eine Schlaufe zu binden und die Ringe rüber zu den Kästen zu ziehen. Er stieg hinauf, betont schwerfällig, wie Inge Beer es gemacht hätte, und stand auf dem hohen Kasten. Er band eine Schlinge, knotete das Seil an die Ringe und steckte den Kopf hindurch.

      „Danke. Das reicht“, rief Fey. „Suicide possible.“

      Harry nahm Feys Wertung zum Anlass, mit seinen Leuten die Sachen zu packen. Fey und Mörris standen dabei, als zwei Männer von der KTU die Leiche СКАЧАТЬ