Название: Spieler, Pistoleros, Coltschwinger: Western Sammelband
Автор: Kirby Jonas
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745213119
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Der Hügel blieb hinter ihnen zurück. Ein paar Bäume tauchten in der Dunkelheit auf.
Näher als vorher heulte der Wolf in der Nacht.
Die Bäume vor ihnen wurden deutlicher. Sie standen so dicht zusammen, dass einzelne Stämme nicht zu erkennen waren.
Joe zügelte sein Pferd und hielt auch den Rappen an. „Sind wir nicht weit genug, Cass?“
„Bist du verrückt? Wenn sie ihn hier finden, vermuten sie doch gleich, dass es mit der Ranch zu tun hat. Nein, wir müssen schon noch ein paar Meilen weiter.“
Joe zuckte die Schultern und trieb die Pferde wieder an.
Sie ritten an den Cottonwoods vorbei.
John versuchte immer wieder die Fesseln an den Händen zu lockern, aber es gelang ihm nicht. Cass grinste ihn jedes Mal tückisch an, weil ihm offenbar nichts entging.
„Weiß in der Stadt niemand, wohin du geritten bist?“, fragte Joe plötzlich.
„Das werdet ihr ja sehen“, gab John zurück. „Pass nur immer schön auf, Joe, falls du mal genauso schnell aus Wyoming wie aus Texas verschwinden musst.“
„Es waren ja nur noch alte Weiber in der Stadt“, meinte Cass.
„Und der Stallmann. Und der komische Richter! Und der Keeper auch.“
„Und wenn schon“, brummte Cass. „Der Boss hat ganz recht. Beweisen kann man nur, was man gesehen hat.“
„Ihr vergesst Vera“, gab John Slade zu bedenken. „Die weiß, dass ihr mit mir weggeritten seid.“
„Aber sie sieht nichts.“ Joe lachte. „Und wer weiß, wie lange die es noch macht. Das lässt sich der Boss nicht gefallen, was die sich geleistet hat. Für sie braucht er nur einen besonderen Dreh.“
„Und wenn der Boss vor ihr stirbt, ist sie der Boss.“
Joe blickte mit offenem Mund zu Cass und hielt die Pferde wieder an.
Cass parierte seinen Falben ebenfalls.
„Hast du schon mal daran gedacht?“, fragte Joe.
„Nein“, bekannte Cass. „Dann müssten wir …“
„Dann müsst ihr schön stillhalten und tun, was sie sagt“, erklärte John, als Cass sich unterbrach. „Weil sie dann das Geld und die Macht hat. Und auch das, was sich für euch mit dem Begriff Boss außerdem verbindet. Das ist ja sicher irgendwas, das man nicht anfassen kann.“
„Verdammt, daran habe ich wirklich nicht gedacht“, murmelte Joe. „Raffiniert genug wäre die vielleicht, Cass.“
„Vielleicht. Komm weiter. Wir werden es dem Boss sagen.“
Sie ritten weiter durch die Dunkelheit nach Süden.
Schaurig wiederholte sich das Heulen des Wolfes, der irgendwo im Osten sein musste.
Ein paar verfilzte Büsche tauchten auf, wanderten vorbei und versanken in der Finsternis. Sie ritten wieder über einen Hügel und sahen zehn Minuten später abermals Bäume vor sich.
„Jetzt sind wir aber weit genug“, meinte Joe, zügelte sein Pferd und zog das Gewehr aus dem Sattelschuh. Er hatte John Slades Rappen losgelassen.
John hörte, wie der junge Bursche das Gewehr repetierte, und tat das Einzige, was er in seiner Verzweiflung tun konnte. Er trieb das Pferd mit den Sporen an, die er immer noch an den Stiefeln hatte.
Schrill wieherte das Tier auf und machte einen Satz vorwärts.
Da entlud sich Joes Gewehr mit einem peitschenden Knall.
Der Rappe wieherte gepeinigt, machte noch einen Satz und brach zusammen.
Joes kaltes Gelächter ging im zweiten kläglichen Wiehern des Pferdes unter. Es hatte Johns Bein unter sich begraben, schlug noch einmal aus und lag dann still.
Joe kam langsam näher und repetierte sein Gewehr erneut. Cass sah nicht so aus, als wollte er sein Gewehr ebenfalls ziehen. Er überließ Joe die Arbeit, vielleicht nicht einmal ohne Grund.
„Du bist komisch, Feuerfresser“, sagte Joe. Er hob sein Gewehr und zielte.
Da wurde auf der anderen Seite zwischen den Bäumen geschossen.
Joe zuckte im Sattel zusammen und verlor das Gewehr. Sein erschrockenes Pferd stieg auf die Hinterhand und warf ihn ab. Das Tier wandte sich zur Flucht.
Zwischen den Bäumen fielen weitere Schüsse. John Slade sah die Mündungsflammen durch das Dunkel lecken.
Cass warf sein Pferd herum und donnerte in wilder Karriere nach Norden zurück. Man feuerte wie besessen hinter ihm her, aber er ritt immer weiter, war schon nicht mehr genau in der Nacht zu erkennen.
Männer kamen aus dem Schutz der Bäume gehastet.
Joe lag mit ausgebreiteten Armen im Sand, das Gesicht dem Boden zugekehrt.
Das ledige Pferd jagte noch hinaus in die Prärie.
John blickte wieder zu den Männern und erkannte Kervin Calling und die beiden anderen. Sie grinsten ihn alle drei an.
„So eine Überraschung“, sagte Calling. „Wir sahen Reiter kommen und haben uns vorsichtshalber mal versteckt. Aber dass wir Ihnen mal aus der Patsche helfen könnten, Marshal … Nein, das hätten wir bestimmt nicht gedacht.“
„Wollt ihr mich nicht lieber losbinden?“, fragte John.
Shafter bückte sich, ein Messer blitzte im Mondlicht, und die Fesseln zerplatzten unter der Klinge. Shafter schnitt John auch das rechte Bein vom Steigbügel los, dann zertrennte er den Sattelgurt. „Nun müssen wir mal sehen, wie wir Sie da hervorbringen, Marshal!“
*
„So“, sagte Calling. „Das haben Sie also alles herausgefunden?“
„Zufällig.“ John rieb über seine Handgelenke, ging zu Joe und drehte ihn herum.
Der junge Texaner war tot.
„Genauso zufällig, wie ihr hier gewartet habt“, setzte John hinzu.
„Das war kein Zufall, Marshal. Wir waren auf dem Rückweg. Wir haben Ihnen doch gesagt, dass wir bestimmt noch mal umkehren, wenn wir der Bande entgehen.“
„Wegen Roger“, sagte Shafter. „Der war ein verdammt guter Freund von uns, Marshal.“
„Es war trotzdem Zufall“, sagte John. „Ihr hättet genauso gut eine Meile weiter im Westen oder im Osten sein können oder weiter südlich.“
„Wenn Sie unbedingt darauf bestehen müssen, dann war es eben Zufall.“ Calling zuckte die Schultern. „Was СКАЧАТЬ