Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
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СКАЧАТЬ Sie vor die Tür. Bitte.«

      Er zögerte einen Moment, bevor er das Bad dann doch verließ. Die Tür ließ er angelehnt.

      Während sich Theresa erleichterte, starrte sie auf die Tür. Die alte Farbe hing an unzähligen Stellen wie Fetzen eines Grauschleiers ab. Den Steinzeitbadeofen daneben verunzierten genauso viele Rostflecke wie Emaillereste. Ähnlich die Badewanne, nur dass sich ein schwärzlicher Fettfilm unter ihrem Rand entlang zog.

      Theresa dachte an das große, mit Marmor ausgelegte Bad im Erdgeschoss ihrer Villa. Die Hässlichkeit hier tat ihr körperlich weh.

      »Endlich fertig?« Es klopfte an der Tür. Theresa sah sich vergeblich nach Toilettenpapier um.

      Hastig zog sie den Slip hoch, drückte die Spüle und drehte den Wasserhahn des schief hängenden Waschbeckens auf.

      Der Rothaarige kam herein. Verlegen strich Theresa mit ihren nassen Händen ihren Unterrock glatt.

      Wieder begegneten sich ihre Blicke. Das Gefühl der Erniedrigung trieb ihr die Hitze ins Gesicht.

      »Wo sind meine Kleider?«

      Statt zu antworten, deutete er auf die Heizung.

      »Wie heißen Sie?« Schweigend legte er ihr die Handschellen an.

      »Ich will meine Kleider.«

      Er drehte den Schlüssel um, steckte ihn in die Tasche seiner ausgebleichten Jeans und ging zur Tür.

      »Hören Sie.« Theresas Stimme war heiser.

      Der Rothaarige drehte sich zu ihr um und sah sie an.

      »Haben Sie eine Mutter?«

      Theresa hatte den Eindruck, dass sich seine Augen weiteten und dass er eine Spur hastiger die Tür hinter sich schloss, als er sie zuvor geöffnet hatte.

      Das Licht ging aus.Theresa erschrak.

      »Bitte lassen Sie das Licht an!«, rief sie mit flehender Stimme.

      Sie lauschte in die Dunkelheit. Schritte vor der Tür. Das Licht flammte wieder auf.

      Eine mit Fliegendreck übersäte Glühbirne erhellte das kleine Bad. Sie hing an einem Kunststoffkabel direkt vor dem Waschbecken zwischen Kloschüssel und Wanne von der Decke herab. Theresa starrte in ihren Schein.

      Lange saß sie so und fixierte die Glühbirne.

      Irgendwann löste sich eine Motte aus einer Ecke, flatterte gegen die Glühbirne, stieß sich ab, umkreiste sie, sprang sie an, stieß sich ab immer dasselbe Spiel, Minute für Minute, Stunde für Stunde...

      7

      Wir bogen von der Lexington Avenue in die 91. Straße ein. Hier, inmitten der Villen des New Yorker Geldadels, bewohnten die Vanhouvens ein prachtvolles Jugendstilhaus, das man über eine mit weißem Kies bestreute Zufahrt erreichte.

      »Wenn man hier lebt, sollte man besser auf seine Frau aufpassen«, sagte Milo, bevor er aus dem Wagen stieg.

      Der dunkelhäutige kleine Mann, der uns die Tür öffnete, schien mir der Butler oder der Chauffeur zu sein.

      Er führte uns durch eine weitläufige, bis in die zweite Etage offene Halle, die mich spontan an das Foyer eines Museums erinnerte. Porträts in wuchtigen Rahmen säumten den Treppenaufgang. Die Ahnengalerie der Vanhouvens, schätzte ich.

      Während wir dem Butler zu einer zweiflügeligen, mit rotem Leder gepolsterten Tür folgten, stieß mich Milo mit dem Ellenbogen an, um mich auf einige Ölgemälde aufmerksam zu machen ausnahmslos Motive aus der Seefahrt.

      Hinter der Tür lag ein in dunklem Rot gehaltener Raum eine Mischung aus Bibliothek und Büro. Überall Mahagoni und Leder.

      Zwischen einem Bücherregal, das bis zur Decke reichte, und einem schweren Schreibtisch Mahagoni saß ein massiger Mann in feinem pflaumenblauen Zwirn. Auf seinem Kopf wucherte eine dunkelgraue Haarmähne, wie ich sie zuletzt bei diesem ungarischen Dirigenten gesehen hatte, als mich meine vorletzte Verflossene zu einem Sinfoniekonzert in die Avery Fisher Hall abgeschleppt hatte.

      Der Mann ich schätzte ihn Anfang 50 erhob sich und reichte uns die Hand. »William Vanhouven.«

      Ich stellte uns beide vor. »Tut uns sehr Leid, Mr. Vanhouven. Bitte berichten Sie.«

      Das Wenige, was er zu berichten hatte, erzählte er mit einer monotonen Bassstimme: Seine Frau war gestern zu einer Reise nach Amsterdam aufgebrochen. Entgegen ihrer Gewohnheit hatte sie sich nach ihrer Ankunft nicht telefonisch bei ihm gemeldet. Dafür hatte ihn heute Morgen ein Anrufer aus dem Bett geklingelt, um ihm mitzuteilen, dass seine Frau entführt worden sei.

      »Er will sich im Lauf des Tages wieder melden«, sagte Vanhouven und hörte nicht auf, den geschliffenen Rosenquarz anzustarren, der vor ihm auf dem Schreibtisch einen Stapel Papier beschwerte.

      Wir befragten ihn nach Details. Umstände der Abreise, Kleidung seiner Frau, Anlass des Fluges, Flugnummer, Hotel in Amsterdam und so weiter.

      »Hat der angebliche Entführer aus Europa angerufen?«, wollte ich wissen.

      »Ich hatte den Eindruck«, sagte Vanhouven, ohne den Rosenquarz aus den Augen zu lassen. »Er sprach mit niederländischem Akzent.«

      Dummerweise konnten sich weder er noch sein Butler an die Nummer des Taxis erinnern.

      Wir ließen unseren guten Prewitt kommen, und während die Techniker Vanhouvens Telefon mit Fangschaltung und Aufnahmeelektronik präparierten, zauberte der Zeichner ein Phantombild des Taxifahrers auf den Monitor seines Notebooks.

      Aus der Zentrale forderten wir einen weiteren Agenten an, der in der Vanhouven-Villa das Telefon überwachen sollte.

      Wir sahen uns im Haus um und ließen uns Fotos von Theresa Vanhouven geben.

      Vanhouven schärften wir ein, von dem Anrufer unter allen Umständen ein Lebenszeichen zu verlangen.

      Der Mann brachte uns anschließend persönlich zur Tür. »Wie stehen die Chancen für meine Frau?«, fragte er leise.

      »Schwer zu sagen im Moment, Mr. Vanhouven.«

      Hinter ihm auf der Treppe sah ich zwei Jugendliche sitzen. Einer in Blazer und mit Schlips, der andere in T-Shirt, kunstvoll aufgeschnittenen Jeans und mit Baseballmütze - doch sonst glichen Sie sich wie ein Ei dem anderen.

      »Wir werden tun, was wir können.«

      Solche Phrasen bringe ich immer nur mit einem Kloß im Hals über die Lippen. Über die Hälfte der Kidnappingfälle, in denen ich bisher ermittelt hatte, waren tödlich ausgegangen. Grob geschätzt.

      »Ihre Söhne?« Milo deutete mit dem Kopf zu den Jungen auf der Treppe. Sie mussten beide so etwa 18, 19 Jahre alt sein.

      Vanhouven nickte.

      Wir СКАЧАТЬ