Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland страница 34

СКАЧАТЬ Blick zu. Glücklicherweise hatte ich das Grinsen unterdrückt, das sich auf mein Gesicht drängen wollte.

      Unser Chef verteilte indessen neue Aufgaben: Jay und Leslie bekamen den Auftrag, den abgeschlossenen Fall aufzuarbeiten Verhöre, Verhörprotokolle, die Berichte für die Presse, die Dokumentation für die Staatsanwaltschaft und so weiter und so fort. Jays Pokerface zeigte keine Rührung. Leslie lächelte säuerlich.

      So glücklich ich darüber war, dass wir die Geldfälscher und ihre Geschäftspartner geschnappt hatten, so inbrünstig gratulierte ich mir jetzt, nicht die Leitung des Einsatzes gehabt zu haben. Der anschließende Papierkram war einfach ätzend.

      »Und dann habe ich hier eine Routinesache hereinbekommen«, sagte Mr. McKee, »ein New Yorker, der in seinem Wochenendhaus auf Long Island von einer Klapperschlange gebissen wurde. Er starb Anfang letzter Woche.« Er schob ein paar zusammengeheftete Blätter Medina und Clive zu. »Vielleicht etwas für sie. Zur Entspannung«, fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.

      »Bundesbeamter?«, fragte Clive.

      Der Chef nickte. »Daniel Kent. Verwaltungschef bei der Finanzbehörde. Die Detektive der Versicherungsgesellschaft, bei der er seine Lebensversicherung abgeschlossen hatte, wollen Spuren im Garten des Grundstücks entdeckt haben und konstruieren ein Mordkomplott daraus. Die Juristen der Gesellschaft haben einen Strafantrag gestellt, und weil er Bundesbeamter war, wäre das dann unser Fall. Schauen Sie mal, was da dran ist.«

      Während Clive und Medina die Papiere überflogen, wandte sich Mr. McKee an Milo und mich. In dem Augenblick klingelte sein Telefon.

      Er nahm ab. Aus den wenigen Sätzen, die er sagte, entnahmen wir, dass er mit der City Police telefonierte. Während er seinem Gesprächspartner zuhörte, machte er sich Notizen.

      »Gut«, sagte er schließlich, »schicken Sie mir die bisherigen Ermittlungsergebnisse über E-Mail in unsere Zentrale.«

      Er legte auf und sah Milo und mich an.

      »Eine Entführung. Die betroffene Familie wohnt auf der East Side. Vanhouven.« Nachdenklich rieb er sich das Kinn. »Der Mann macht Geschäfte mit Kaffee und Tee. Ich glaub, ich hab neulich mal in der Zeitung von ihm gelesen. Muss mit dem Bürgermeister bekannt sein. Am besten, Sie holen sich die Informationen von der City Police aus dem Computer und fahren dann gleich mal vorbei.«

      »In Ordnung, Sir.« Milo nahm den Notizzettel entgegen. Die anderen sahen uns so an, als würden sie gern mit uns tauschen.

      6

      Es war dunkel.Theresa versuchte sich aufzurichten. Sie stieß mit dem Kopf gegen etwas Hartes, Kantiges - die Rippe einer Heizung.

      Ihre Oberarme schmerzten. Ihre Finger kribbelten, und ihr allmählich aufklärendes Bewusstsein registrierte, dass ihre Hände knapp über ihrem Kopf aneinandergebunden waren.

      Sie versuchte sie herabzuziehen, um sich aufstützen und vom schmerzenden Rücken auf die Seite drehen zu können. Aber die Hände gehorchten nicht.

      Gefesselt, lallte eine ungeheuer müde Stimme in ihrem Kopf.

      Theresa glaubte ihr nicht und zerrte jetzt kräftiger an dem Widerstand, der ihre Hände festhielt.

      Ein metallisches Knirschen erklang von einer Stelle, die ziemlich weit über ihr liegen musste.

      Sie gab auf und versuchte ihren Körper ohne Zuhilfenahme der Hände auf die Seite zu drehen. Sie brauchte solange dafür, wie sonst für den Weg vom Puppenzimmer zur Hofeinfahrt. Jedenfalls kam es ihr so vor.

      Als Nächstes registrierte sie, dass sie lediglich ihren Unterrock über BH, Slip und Strumpfhose trug.

      Der stechende Schmerz in ihren Handgelenken vertrieb die letzten Dunstschleier aus ihrem Bewusstsein. Bilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf: Eisgraue Augen, der bräunliche Himmel eines PKW, ein Mann mit Glatze, der rothaarige Taxifahrer, stinkende Feuchtigkeit über ihrem Gesicht...

      Die einzelnen Teile fügten sich träge zu einem Bild zusammen, das einen Sinn ergeben hätte, wenn Theresa sich nicht geweigert hätte, dieses Bild für die Wirklichkeit zu halten.

      Wie eine Katze, die von einem Collie gejagt wird, flüchtete Theresas Verstand für einige Minuten lang in alle möglichen Schlupfwinkel, um diesem Bild zu entkommen.

      Es ist ein Film, lieber Gott, es ist ein Film, den ich mal gesehen habe... oder ein böser Traum genau: Ein böser Traum! Gleich werde ich aufwachen. Jesus, lass mich endlich aufwachen... okay, okay, so was passiert auch außerhalb von Träumen und Filmen... Leuten, die man in Talkshows sieht, denen passiert so etwas. Leuten, von denen man in der Zeitung liest... aber doch nicht mir, lieber Gott, doch nicht mir...

      Als sie endlich vor dem Bild kapitulierte, brach sie in Tränen aus. Sie weinte leise vor sich hin, immer wieder laut aufschluchzend.

      Ich bin entführt worden, o Gott, warum hast du das nicht verhindert? Bin ich wirklich entführt worden...?

      Sie wusste hinterher nicht mehr, wie lange sie so gelegen hatte weinend und zitternd. Theresa hatte jedes Zeitgefühl verloren. Durch den chaotischen Wirrwarr ihrer Gedanken hindurch drang sie irgendwann zu der Erinnerung an ihren Großvater vor. Alles ist möglich, nur aufgeben nicht, meinte sie plötzlich seine Stimme zu hören.

      Eine Welle von Zuversicht prickelte durch ihren fiebrigen Körper. »Aufgeben ist unmöglich«, murmelte sie.

      Es war nicht diese unverhoffte Zuversicht, die ihr Mut machte, zu schreien. Noch hatte sie viel zu viel Angst. Es war das schlichte, aber dringende Bedürfnis, zur Toilette zu müssen. »Hilfe! Hört mich jemand? Hilfe!«

      Licht flammte auf .Theresa schloss geblendet die Augen.

      Als sie sie wieder blinzelnd öffnete, stand ein Mann in einer Tür: Rothaarig, jungenhafte Gesichtszüge, weißes T-Shirt, Goldkettchen mit Kreuz.

      Der Taxifahrer.

      In seinen Augen flackerte die Schutzlosigkeit eines gehetzten Wildes. Nicht mit dem Kopf, aber mit dem Bauch durchschaute Theresa ihn in einem einzigen Augenblick.

      »Ich... ich muss mal...«

      Der Mann wich ihrem Blick aus, griff in die Hosentasche und war mit einem Schritt bei ihr. Er zog einen kleinen Schlüssel heraus, und Theresa registrierte, dass sie mit Handschellen an eine Heizung gefesselt war.

      Die Heizung befand sich an einer gekachelten Wand, und die Wand lag gegenüber einer Badewanne, die aus dem letzten Jahrhundert stammen musste - sie hatte verschnörkelte, gusseiserne Beine, und unter ihr sah Theresa außer dem Rest einer Seife und zwei leeren Shampooflaschen so viele Staubflocken wie in ihrem ganzen 48jährigen Leben noch nicht.

      Der Rothaarige sah schweigend zu, wie sie sich ächzend aufrichtete und ihre Glieder streckte. Er deutete hinter sie, und als sie sich umdrehte, sah sie eine Kloschüssel, bei deren Anblick Ekel in ihr aufstieg.

      Unschlüssig stand sie vor der Schüssel. Sie wandte sich zu dem jungen Mann um. Er machte keine Anstalten, das Bad zu verlassen. Ihre Blicke begegneten sich sekundenlang.

      Theresa sah die feinen Falten um seine Augen und auf seiner Stirn. Das jungenhafte Gesicht erschien ihr plötzlich uralt.

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