Название: Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket
Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212730
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»Kopfschuss. Der andere hat aufgegeben.«
»Und Milo?«
Leslie nickte nur.
Wir wandten uns den weinenden Kindern zu. Ich nahm Leslie das Modellboot und die Fernsteuerung ab und drückte ihm dafür das Päckchen mit der Diskette in die Hand.
»Kommt, ich zeig euch was Schönes.«
Die Kinder und ihre Mamis folgten mir tatsächlich zum Seeufer. Dort setzte ich das Modell ins Wasser und ließ es auslaufen. Die Kids strahlten. Nach fünf Minuten konnten sie's selbst.
Ich richtete mich auf und sah noch ein Weilchen zu, wie sie mit dem Boot die schnatternden Enten über den See scheuchten.
Grinsend schlenderte ich zur Brücke zurück. Dort lehnten Milo und Kate Bergenson über dem Geländer. Sie mussten mich schon eine ganze Weile beobachtet haben.
»He, Jesse, ich wusste gar nicht, dass du seit neuestem Enten jagst nach Feierabend«, grinste Milo.
Und Kate hob drohend den Zeigefinger. »Ich werde dem Tierschutzverein einen Wink geben, Mr. Trevellian.«
»Tun Sie das, Ma’am, vielleicht bekomme ich eine kleine Anerkennung dafür, dass ich den gelangweilten Enten ein wenig Zerstreuung verschaffe.« Ich wandte mich überrascht an Milo. »Das war ein Scherz mit dem Feierabend ich kenn dich doch, Partner. Sicher hat unser Chef angerufen und den nächsten Job in Aussicht gestellt.«
»Jesse, im Ernst«, beteuerte Milo, »angerufen hat er aber er will erst morgen unseren Bericht.« Er klopfte mir auf die Schulter. »Kommt, ich lad euch zu einem Drink ein.«
Kate ging uns ein Stück voraus. »Und?«, flüsterte ich. »Hast du ihre Privatnummer?«
Milo winkte grinsend ab. »Seit gestern schon. Sie taut langsam auf.«
»Glückwunsch«, sagte ich und drehte mich noch einmal nach dem See um.
Er lag so friedlich vor dem Laubwald, als wäre nichts geschehen.
Der idyllische Anblick passte zu meinem Gemütszustand. Zufrieden war ich - mit mir und der Welt. Und mit meinem Job. Sehr zufrieden.
Ich ahnte nicht, dass ich schon vier Tage später wieder hier zu tun haben würde. Genau an der gleichen Stelle. Aber weit entfernt davon, mit irgendetwas oder irgendjemandem zufrieden zu sein.
3
»Verflucht! Das Miststück hat einen Lebenswillen wie eine alte Katze.« Howard Newby wandte seinen kahlen Quadratschädel dem Badezimmer zu und fuhr sich vorsichtig über die Wange. Bei dem kurzen Handgemenge mit der Frau hatte er sich einen blutenden Kratzer eingehandelt. »Bullshit!«
»Jetzt heult nicht!«, fauchte Marilyn. »Wir müssen uns beeilen! Los, zieht sie aus!«
Der Rothaarige beugte sich über Theresa Vanhouvens reglosen Körper, der in der Mitte des kleinen Raums lag. Zusammen mit dem Kahlkopf begann er, ihr die Kleider vom Leib zu reißen.
»Macht bloß nichts kaputt!«, zischte Marilyn. Sie knöpfte ihre Bluse auf, warf sie auf die verschlissene Couch neben dem Fernseher und stieg aus ihrem Rock.
Der Rothaarige warf einen verstohlenen Blick auf den makellosen Körper der knapp 50jährigen Frau.
»Glotz nicht so, Barry!«, fuhr sie ihn an. »Her mit den Klamotten!«
Sie schlüpfte in die Kleider der Bewusstlosen und stülpte eine Perücke über ihr blauschwarzes Haar.
»Wie kann man nur so rumlaufen.« Vor dem Spiegel stopfte sie sorgfältig ihre schwarzen Strähnen unter die strohblonde, hoch aufgetürmte Kunstfrisur. »Binde sie gut fest, wenn sie so wild ist, sonst beißt sie dir noch irgendwohin, wenn sie aufwacht!«
Das galt dem Kahlkopf. Sie schlug ihm flüchtig auf die Schulter und tippte eine Nummer ins Telefon. Eine rauchige Frauenstimme meldete sich.
»Wir haben sie«, sagte Marilyn.
»Gut gemacht, Kinder. Mach dir ein paar schöne Tage in Amsterdam.«
Marilyn legte auf. »Die Chefin ist zufrieden. Los, Barry, wir müssen.«
Der Rothaarige folgte ihr in die Hofeinfahrt. Sie sprangen ins Taxi. Barry stieß rückwärts auf die Straße hinaus.
Um 11 Uhr 16 betraten sie die Flughalle des Kennedy Airports. Barry stellte die Koffer ab und eilte zum Schalter. »Amsterdam. Ist der Flug schon abgefertigt?«
Der Mann am Schalter verneinte.
»Uff!«, stöhnte Barry. »Hab meine Berufsehre verwettet, dass ich die Lady pünktlich zu ihrem Flug bringe.« Er deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Marilyn, die ihnen den Rücken zuwandte. »War wieder das reinste Löcherbohren in Manhattan.«
Dann schnappte er sich das Gepäck und trug es durch die Kontrolle. »Gehört der Lady da.« Wieder der ausgestreckte Arm, wieder ein Blick diesmal der des Angestellten an der Gepäckannahme auf Marilyns Rücken. »Mrs. Vanhouven.« Barry senkte seine Stimme. »Zu fein, um die U-Bahn oder ein Shuttle zu nehmen, und zu geizig, um mit dem Helikopter zu fliegen.«
Zehn Minuten später saß Marilyn in der Maschine. Nach dem Start zündete sie sich eine Zigarette an. Unter sich sah sie den Big Apple in der tiefblauen Umarmung des Atlantiks Zurückbleiben.
Ein zufriedenes Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht. Sie musste an die Zeit auf dem College denken, damals in Texas, noch keine zehn Jahre her. »Ich werde mal nach New York gehen und ganz groß rauskommen!«, hatte sie ihren Freundinnen verkündet. Auch dem Direktor hatte sie das gesagt. An dem Tag, als er sie rausschmiss, weil sie die Finger nicht von den Jungs und den Drogen lassen konnte.
Marilyn lachte in sich hinein. Sogar zwei der jungen Lehrer hatte sie verführt in ihrem letzten Jahr auf dem College.
Den Traum von New York nahm sie mit, als sie bei Nacht und Nebel von zu Hause ausriss damals - sie war gerade 17 geworden. Aber es war ein langer Weg nach Babylon, verdammt lang und verdammt schmutzig, Gott weiß.
Nach ein paar jämmerlichen Jahren in L. A., wo sie sich als Pornodarstellerin durchgeschlagen hatte, war sie in Atlanta gelandet. Der Chef eines Begleitservice hatte sie dort hingelockt. Doch das Leben als Edelnutte war dermaßen widerlich gewesen, dass sie sich nur mit Kokain über Wasser halten konnte. Eines Tages hatte sie einen von diesen geilen Ölscheichs ins Spielkasino begleitet. Und dort hatte die Chefin sie entdeckt. Und sie mit nach New York City genommen. Okay, groß rausgekommen war sie nicht. Aber sie verdiente mehr Geld, als sie sich je hätte träumen lassen. Es ging ihr gut, seit sie für die Chefin arbeitete. Unverschämt gut.
In Amsterdam steuerte sie die nächste Telefonzelle an und meldete dem Kontaktmann ihre Ankunft. Damit war ihr Auftrag erledigt.
Sie stieg in einem teuren Hotel ab, tourte durch einige Nachtbars, rauchte ein paar Joints und schleppte einen der großmäuligen Möchtegernkünstler, wie man sie in einschlägigen Cafés der Stadt fand, in ihr Hotelzimmer ab. Er war nicht gut, aber besser, als es sich selbst zu machen.
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